Der Tag fängt schon gut an. Als ich meine Wanderschuhe zuschnüre, reißt ein Riemen. Das hat sich schon länger angedeutet, darum haben wir in dem kleinen Outdoor-Shop in Haukeliseter Ersatzriemen gekauft. Die aber sind tief unten, irgendwo in meinem Rucksack.

Da ich den Rucksack nicht komplett wieder aus- und dann einpacken will, gehe ich zur Rezeption, da dort auch einige Kleinigkeiten wie Sonnencreme, Mützen, Wasserflaschen und ähnliches verkauft werden. Schuhriemen haben sie auch, doch nur in einer Länge von einem Meter. Für meine Bergschuhe brauche ich aber zwei Meter lange.

Also zurück zu Plan B, alles auspacken, Riemen suchen und alles wieder einpacken. So kommt es, dass wir für unsere Verhältnisse spät losgehen, denn es ist bereits viertel nach neun.

Draußen empfängt uns direkt die nächste Überraschung, denn es nieselt mal wieder. Laut Wetterbericht hätte der Regen eigentlich erst um vier Uhr einsetzen sollen.

Einige Zeit halte ich es ohne Regenjacke aus, doch dann kapituliere ich und ziehe sie an. Auch der Regenüberzug kommt über den Rucksack. Der Regen wechselt heute zwischen kaum vorhanden und Sturzbach. Meine Wanderhose wird mehrmals pladdernass, trocknet dann aber schnell am Körper, wenn es mal wieder nicht regnet.

Heute kommen wir an unseren ersten Rentierzaun auf dieser Tour. Zum Glück gibt es ein Tor, wir müssen als nicht darüber klettern, oder uns zwischen den Drähten hindurchzwängen.

Bis auf ein paar, etwas größere Blockfelder ist der Weg heute gut zu gehen. Schneefelder und Flußüberquerungen sind heute problemlos. So kommt es, dass wir nach ungefähr vier Stunden bereits an der Hütte sind. Dies ist die erste, die mit dem typischen DNT-Vorhängeschloss abgesperrt ist. Wir belegen den Raum, der nicht reserviert werden kann, werfen den Ofen an und kochen Wasser.

Auf dem Weg hierhin haben wir eine dreier Gruppe überholt und zwei kamen uns entgegen. Als wir in der Hütte sind, zieht eine weitere dreier Mannschaft aus der Gegenrichtung kommend weiter. Später kommt noch eine dreier Gruppe. Die Frauen wollen erst in unsere Hütte einziehen, entscheiden sich dann aber für die zweite Hütte, in der Hundebesitzer Vorrang haben.
Kaum sind sie raus, kommt die von uns überholte Gruppe. Es sind drei Deutsche, die recht unerfahren scheinen und noch nie in so einer DNT-Hütte waren. Sie trauen sich nicht, das Wasser direkt aus den Flüssen zu trinken und chloren es lieber. In endlos langen Diskussionen wird irgendwann entschieden, ob man Tee trinkt, bleibt oder weitergeht, was isst und so weiter und so weiter. Zwei Stunden bleiben sie hier, packen dann gegen vier und gehen los zur fünf bis sechs Stunden entfernten Lungsdaldshytta. Etwas später kommt einer von ihnen zurück, um einen liegengelassenen Pullover zu holen.
In der Zwischenzeit sind drei Norweger in ihr reserviertes Zimmer eingezogen. Viel später kommen nochmals drei Norweger mit Hund. Nun kommt eine vierköpfige Gruppe, zwei davon gehen direkt an den See um zu angeln. Uns haben sie direkt auch einen Fisch versprochen. Doch daraus wird leider nichts, denn es beißt keine einzige Forelle an.

Die Sonne kommt hervor und wir alle setzen uns auf den vorgelagerten Holzabsatz vor der Hütte und unterhalten uns. Erst sitze ich da mit geschlossener Daunenjacke, dann öffne ich irgendwann den Reißverschluss und zum Ende hin ziehe ich sie aus. Doch als dann die Sonne hinter einer Wolke verschwindet, wird es rubbeldiekatz kalt.

Ich gehe rein und eine halbe Stunde später fängt es zu regnen an. Ungefähr zu der Zeit erscheinen noch zwei Norweger mit riesigen Rucksäcken. Leider sind nun alle Plätze in beiden Hütten belegt, einer muss sogar auf dem Sofa schlafen. Drum bauen die beiden im Sturm und festem Regen ihre Zelte auf.
Die heutige Etappe in Zahlen
Kilometer
Gesamt | 13 |
Auf Asphalt | 0 |
Auf Schotter | 0,5 |
Auf Wanderwegen | 12,5 |
Querfeldein | 0 |
Höhenmeter
Bergauf | 430 |
Bergab | 210 |
Geschätzte Gehzeit
4 Stunden