Tag 31: Bergsteigermenü

Vor der heutigen Etappe haben wir beide etwas Respekt, besonders vor dem Hintergrund des gestrigen Schlußabstiegs. Auf den ersten drei Kilometern erwarten uns mehr als 500 Höhenmeter, und ein steiler Abschnitt zum Ende hin sieht von den Verhältnissen ähnlich aus.

Kljåen

Außerdem habe ich eine Entzündung im rechten dicken Onkel, was die Wanderei zur Qual machen kann. Darum versorgen wir die Wunde mit Salbe und Verband und ich nehme zusätzlich eine Ibu.

Diesen Berghang sind wir gestern hinunter

Zunächst geht es recht eben im Tal bis zum Einstieg entlang. Die Wiesen sind noch taunass, diese Seite des Tals liegt nämlich noch im Schatten, während die andere Seite bereits sonnenbeschienen ist. Der Himmel ist wolkenlos, es verspricht ein schöner Tag zu werden.

Nach etwas über einem Kilometer zweigt unser Weg nach links ab. Er führt ohne Serpentinen direkt hinauf. Ich falle in einen Rhythmus, bei dem ich bei dem einem Schritt ein- und bei dem anderen ausatme. Falls es steiler wird, mache ich kleinere Schritte. Nur an den steilsten Stufen muss ich je Schritt ein- und ausatmen.

Ich meine, kaum von der Stelle zu kommen, doch in Wirklichkeit schaffen wir so zügig Höhenmeter um Höhenmeter. Jedes Mal, wenn ich talwärts schaue, bin ich überrascht, wie hoch wir schon gestiegen sind.

Beim Wandern denke ich darüber nach, warum eigentlich die Nase bei einer solcher Anstrengung immer läuft. Ständig hängt mir ein Tropfen an der Nase.

Wir sind so mit dem Hinaufsteigen beschäftigt, dass wir nicht mitbekommen, wie der im Tal noch dichte Birkenwald immer lichter wird, um dann irgendwann ganz zu verschwinden. Wir haben die Baumgrenze erreicht, der Weg senkt sich etwas, die Steigung wird angenehmer.

Innerhalb einer Stunde haben wir 400 Höhenmeter geschafft. Das ist kein Weltrekord, aber auch nicht schlecht angesichts unseres Gepäcks.

Hier legen wir eine erste, kurze  Verschnaufpause ein, lassen unsere nassgeschwitzten T-Shirts von der Sonne trocknen und wappnen uns innerlich für die nächsten 200 Höhenmeter, die aber nun deutlich flacher sind.

Je höher wir kommen, desto felsiger wird es. Alles ab ca. 1400 Meter ist hier häufig mit Steinfeldern übersäht.

Nach insgesamt drei Stunden legen wir eine lange Pause ein. Den Topf vom Kocher fülle ich mit dem Wasser aus dem neben uns rauschenden Bach. Wir bereiten uns eine gefriergetrocknete Mahlzeit und Kaffee zu. Die Mahlzeiten gibt es seit einigen Jahren in den Proviantlagern, so auch in der Kljåen-Hütte, wo wir uns damit eingedeckt haben.

Leider ist der Weg nach dem Anstieg oft sehr schlecht markiert und auch als Pfad im Berghang kaum sichtbar. So irren wir manchmal suchend durch die Gegend oder verharren minutenlang, um die nächsten Steinmännchen zu entdecken.

Letztendlich kommen wir dann zum steilen Schlußabstieg, der aber gut zu bewältigen und nicht so furchteinflößend ist, wie der gestrige.

Froh, auch diese Etappe gut geschafft zu haben, erreichen wir eine Schotterpiste, der wir nun fast sieben Kilometer bis hinunter nach Vang folgen müssen. Wir legen diese Strecke in absoluter Rekordzeit zurück, angetrieben von dem Wissen, dass es dort unten ein Café gibt, wo wir Burger und Bier, also das Bergsteigermenü schlechthin, bekommen können.

Bevor wir noch in unserem Hotel einchecken, sitzen wir also verschwitzt und kaputt wie wir sind, im Schatten auf der Terrasse der Burgerschmiede, und geniessen unsere Mahlzeit. Wir fühlen uns wie im Paradies.

Dann geht es die letzten 700 Meter zu unserem etwas überteuerten Hotel, wo eine weiches Bett und eine heiße Dusche auf uns warten.

Auch heute haben wir keinen einzigen Wanderer gesehen. Es ist schon erstaunlich, wie einsam es hier sein kann, wenn man etwas abseits der Hauptwege läuft.

Die heutige Etappe in Zahlen

Kilometer

Gesamt24
Auf Asphalt1
Auf Schotter8
Auf Wanderwegen15
Querfeldein0

Höhenmeter

Bergauf690
Bergab1200

Geschätzte Gehzeit

7 Stunden 15 Minuten

2 Kommentare

  1. Hallo Ihr zwei tapferen Wanderer, nach euren Berichten muss ich mich immer wundern, wie ihr den Weg in so einer Steinwüste erkennen könnt. Und „Steinmännchen“ erkenne ich auf euren Fotos nur die Mannsgrossen. Kümmere dich gut um deinen Zeh, Andreas, sonst sehen wir uns eher wieder, als euch lieb ist. Toi,toi,toi, dass alles gut läuft für euch.
    Viele Grüße Anke und Alf

    • Hallo Anke, die Entzündung scheint inzwischen (mit Petras Wundersalbe) abgeheilt zu sein, dafür habe ich jetzt aber eine dicke Blase an gleicher Stelle☹️☹️☹️.
      Liebe Grüße,
      Die zwei tapferen Wanderer

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