Tag 29: Zwangsdiät

Die Nacht war kalt, bestimmt so um die vier Grad. Gefroren haben wir in unseren Quilts nicht, doch das Aufstehen fällt uns schwer. Der Himmel ist komplett zugezogen, es ist windig und ungemütlich.

Deshalb frühstücken wir im Zelt und mit warmer Jacke. Dick angezogen ziehen wir dann auch los. Heute sogar mit Mütze. Doch wie gestern auch, wird es in kurzer Zeit wieder wärmer und die Sonne traut sich immer mehr hervor. Wir legen nach und nach die einzelnen Schichten ab, bis wir wie gewohnt im T-Shirt laufen. Eigentlich hätten wir heute sogar die kurzen Hosen anziehen können, doch die aus den Tiefen des Rucksacks hervorzusuchen ist uns zu mühsam.

Einen Weg gibt es kaum, dafür ausreichende Markierungen in Form von roten Ts, die aber meistens moosüberwuchert und oft schlecht zu erkennen sind, und in Form von Steinmännchen. Oft bestehen sie nur aus einem kleinen Stein, der auf einen großen gelegt wurde. Aber das reicht zur Orientierung vollkommen aus.

Anfangs folgen wir dem Fluß immer weiter bis zu seiner Quelle hinauf. Die Steigung ist moderat, wir kommen gut voran.

Zwei Mal müssen wir heute die Wanderschuhe aus- und die Furtschuhe anziehen. Ein Überqueren von Stein zu Stein ist hier leider nicht möglich.

Je höher wir kommen, desto häufiger stoßen wir auf Steinfelder. Aber als wir den Pass erreichen und auf die andere Seite hinunterschauen, sehen wir ein Steinmeer. So weit das Auge reicht sehen wir nichts als Steine. Die Wegmarkierungen bestehen hier aus hoch aufgebauten Steinmännchen, deren Kette wir bereits von hier aus verfolgen können.

Wir kommen immer besser mit diesem Untergrund zurecht und tatsächlich sind wir hier schneller, als vor dem Pass.

Irgendwann hören die Steine dann doch mal auf und es geht deutlich bergab Richtung Landstraße 26, die wir schon weit oben sehen und hören können. Und wir sehen unser Tagesziel, das Hotel Bjøberg.

Wir freuen uns auf ein weiches Bett, Bier und ein leckeres Abendessen. Doch die Freude schwindet schnell, als wir uns dem Gebäude nähern. Es sieht reichlich vernachlässigt aus. Die Natursteinplatten zur Eingangstür so wie das Geländer wackeln, zwischen den Fugen sprießt das Unkraut. Die Tür ist zu.

Wir gehen auf die Rückseite und finden eine Baustelle vor. Blicke ins Innere machen uns auch nicht zuversichtlicher.

Wir haben leider keinen Proviant mehr. Die letzte Ration haben wir gestern verbraucht. Ein Blick auf unsere Karte zeigt, dass es 15 Kilometer die 26 hinauf eine Fjellstue gibt. Ich rufe dort an, um mich nach einem Bus, freien Zimmern und Abendessen zu erkundigen. Da der nächste Bus in drei Stunden fährt, versuchen wir es per Anhalter. Doch auch nach einer Stunde stehen wir immer noch dort und geben frustriert auf.

Dann müssen wir eben zelten und uns mit dem Wenigen, was wir noch an Eßbarem in unseren Rucksäcken haben, begnügen.

Wir folgen unserer Route, die eigentlich für morgen geplant ist, um nach vier Kilometern und 200 Höhenmetern am See Ershovdtjernane einen noch schöneren Zeltplatz vorzufinden, als gestern.

Der Boden ist zwar nicht optimal, da das Zelt etwas schräg steht, aber egal. Die Aussicht ist traumhaft. Wir setzen uns wieder auf die Folie, essen ein paar Scheiben Wasa, eine Tassensuppe und ein paar handvoll Studentenfutter. Petra macht sich noch ein Müsli. Komischerweise ist der Magen beruhigt, brummt nicht mehr und wir fühlen uns einigermaßen gesättigt.

Wieder scheinen wir die einzigen Menschen im Umkreis von mehreren Kilometern zu sein. Und die Sonne strahlt uns von einem wolkenfreien Himmel weiterhin an, bis wir gegen neun im Zelt verschwinden.

Die heutige Etappe in Zahlen

Kilometer

Gesamt24
Auf Asphalt1
Auf Schotter1
Auf Wanderwegen22
Querfeldein0

Höhenmeter

Bergauf800
Bergab1050

Geschätzte Gehzeit

7 Stunden

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