Der in den Karten eingezeichnete Weg von der Hütte, zum Bahnhof, über die Gleise und dann den Berg hinauf existiert nicht mehr, da die Gleise anscheinend nicht überschritten werden dürfen. Deshalb wurde ein neuer Weg mit einem Tunnel unter dem Gleisbett hindurch angelegt. Dieser Weg ist auch mit schönen, weithin sichtbaren Wegmarkierungen versehen, die aber direkt nach dem Tunnel enden. Toll! Da fragt man sich, was das soll, denn dort steht man im Wald und muss sich querfeldein einen Weg zum Wanderweg bahnen.
Nach etlichen Flüchen und einer gefühlten halben Stunde waren wir nun genau gegenüber dem Bahnhof. Hier fahren ungefähr fünf Züge am Tag durch, und das auch nicht mit 200 Sachen. Da gibt es bei uns im Ruhrgebiet unbeschrankte Bahnübergänge, die sind wesentlich gefährlicher.
Nach diesem kleinen Ärgernis ging es auf 800 Metern 150 Meter hinauf, das ist verdammt steil. Als wir losgingen, zeigte das Thermometer ganze fünf Grad an. Wir sind trotzdem nur im T-Shirt losgezogen und haben anfangs noch etwas gefröstelt. Doch spätestens bei dem steilen Anstieg hatten wir mehr als Betriebstemperatur.
Als die 150 Meter überwunden waren, flachte der Weg merklich ab und nun hatten wir einen tollen Pfad durchs Fjell, mit schönem Rundumblick. Noch schien die Sonne und wir genossen es, bei diesem Wetter durch diese herrliche Gegend zu wandern.
Fast drei Stunden sind wir ohne Pause unterwegs gewesen, als wir die Raudfjelldalskoia endlich erreicht haben. Hier wollten wir Rast machen, denn mit dem Erreichen dieser Nothütte haben wir auch den Breitengrad 66,5 (besser bekannt als Polarkreis) überschritten, der kurz vor der Hütte durch einen Holztor markiert wird. Hier haben wir eine kleine Fotosession eingelegt, um diesen wichtigen Meilenstein zu dokumentieren.
Anschließend folgte der Weg immer weiter der Raudfjellelva hinauf, verließ den Fluß dann irgendwann, um sich den Hang weiter oben entlangzuschlängeln, bevor er sich immer steiler in das Tal der Bjøllåga hinabstürzte.
In diesem Tal schlängelt sich der breite Fluß entspannt in der vollen Breite, die ihm die Berge zur Verfügung stellten. Mal reißend, mal recht träge, flossen riesige Wassermassen in seinem Bett dahin. Gut, dass es hier eine Hängebrücke gab, die uns sicher auf die andere Seite brachte.
Dort folgte der Weg dem Fluß sanft bergauf durch einen wunderschönen Birkenwald, der ab und zu durch kleinere, sumpfige Wiesenflächen unterbrochen wurde. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen konnten wir die Relikte einer alten Telegraphenleitung finden. Entlang dieser alten Trasse führt die Telegrafruta, eine markierte Mehrtageswanderung, der wir aber nur wenige Kilometer folgten.
Unser heutige Ziel, die Krukkistua, war wieder eine von den schüchternen Hütten, denn sie zeigte sich erst ganz zum Schluß. Ziemlich groggy kamen wir nach neun Stunden und 26 Kilometern bei dieser gemütlichen, kleinen Hütte an.
Sofort begann das Standardprogramm: Wasser holen, Ofen anmachen, Wasser aufsetzen, Rucksäcke auspacken, Kaffe trinken, Wasser aufsetzen, waschen, Wasser aufsetzen, Trekkingmahlzeiten zubereiten und letztendlich essen, entspannen.
Das Fenster direkt am Essplatz zeigte auf eine riesige Sumpfwiese, auf der sich zum Abend hin eine sehr große Rentierherde zusammenfand. So konnten wir von unserem Logenplatz diese eleganten Tiere beim Äsen, Ausruhen und Säugen beobachten.
Welch‘ein Abenteuer!
Tolle Bilder , und ihr kommt‘ gut voran – das freut uns sehr ….
Viel Spaß noch weiterhin , gutes Wetter und trockene Füße 😂