Unser Weg führte heute Morgen bei angenehmen 10 Grad durch einen herbstlichen Birkenwald und war wunderbar wanderbar. Schnell ging es voran, doch wir wussten, dass der Weg sich noch ändern wird. Alle Bergspitzen waren von einer trägen Wolkenschicht umhüllt und die Sonne zeigte sich den ganzen Tag nicht.
Nach einem knappen Kilometer kamen wir an einer kleinen und sehr primitiven Nothütte vorbei. Der Boden war schon an einigen Stellen morsch, doch das Dach scheint noch dicht zu sein und die Hütte verfügte über einen Kamin, einen Tisch mit Bänken und eine Holzpritsche. Sie war ursprünglich für die Arbeiter der Telegraphenstrecke gedacht, nun dient sie Wanderern als eine schlichte Unterkunft.
Wesentlich komfortabler war die Saltfjellstua vier Kilometer weiter. Hier haben wir auf der Terrasse ein erste, kurze Verschnaufpause eingelegt, bevor es dann zum anstrengenden Teil der heutigen Etappe ging.
Zunächst mussten etliche Höhenmeter überwunden werden, da wir das Tal der Bjøllåga verließen. Den Fluß selbst haben wir direkt an einem rauschenden Wasserfall erneut über eine Hängebrücke überquert.
Als der Weg sich wieder abflachte begann ein anderer Streckenabschnitt, denn nun wurde es felsig, sehr felsig und das sehr lange Zeit. Für mindestens drei Stunden führten uns die Markierungen über Steinfelder, die mal aus kleineren aber oft auch aus größeren Steinen bestanden. Immer war Konzentration gefordert und so wurde dies zu einem sehr anstrengenden Abschnitt, den wir aber schnell und problemlos meistern konnten. An einigen Stellen hatte wir das Gefühl, dass wir uns auf einer Baustelle befinden, überall war Geröll oder Sand zu Haufen aufgeschichtet.
An einem See mitten in dieser Steinwüste haben wir unsere Mittagspause eingelegt, bei der es wieder Tütensuppe gab. So eine warme Mahlzeit wärmt und macht satt.
Kurz bevor wir die Steinfelder hinter uns lassen konnten, kam uns ein deutsches Pärchen entgegen. Sie waren das erste Mal in Norwegen wandern, bisher waren sie nur in Schweden unterwegs. Sie waren überrascht wie toll und wie einsam es hier ist. Da ihnen die Hüttenabstände zu groß waren, wollten sie nur zelten. Später haben wir noch zwei weitere Pärchen gesehen, heute war also echt viel los auf unserem Weg.
Nach dem steinigen Abschnitt kam nun der Endspurt entlang des grasbewachsenen Ufers eines Flusses, dem wir bis zum See Kjemåvatnet folgten. Hinter dem See führte der Pfad meistens auf Felsbändern bergab bis zum Bahnhof Lønsdal.
Die Gleise waren wie am Vortag untertunnelt, und kurz darauf haben wie die Asphaltstraße erreicht, die uns zunächst zu einem Hotel führte. Hier hatten wir eigentlich geplant, abzusteigen, doch das Hotel steht unter keinem guten Stern, denn es geht regelmäßig konkurs und so sieht es, wenig überraschend, inzwischen recht heruntergekommen aus. Außerdem hatten sie den Betrieb für dieses Jahr ab dem 1. September eingestellt.
So gab es also wieder keine Dusche und leckeres Essen. Schade, aber die nur knapp unterhalb gelegene DNT-Hütte war sehr gemütlich und wesentlich billiger als ein Hotelzimmer.