Der Wetterbericht verspricht nichts Gutes für Heute, denn es soll den ganzen Tag regnen. Das Thermometer am Eingang der Hütte zeigt 4 Grad an. Es nieselt. Die Wolken hängen tief, wir können die Bergspitzen um uns herum nicht sehen.

Wir gehen direkt mit Langarm-Shirts und der vollen Regenmontur los. Im Gegensatz zu den vorherigen Tagen, ist es hier recht felsig und der Weg ist gesprenkelt mit Steinen aller Größen. Bei trockenem Wetter geht man oft von Stein zu Stein, doch unter diesen Bedingungen ist die Gefahr auszurutschen recht hoch, darum müssen wir immer abwägen, wohin wir unsere Füße setzen. Das ist anstrengend und zeitaufwändig, so dass wir nicht ganz so schnell vorankommen.

Leider bleibt uns die Sicht auf den Hardanger Jøkulen verwährt, ich hatte gehofft, dass wir auf dem Weg zur Finse-Hütte tolle Blicke auf das blaue Eis haben können.

Die Landschaft hier ist wieder wesentlich alpiner und verändert sich auf der gesamten Strecke wenig, nur zum Ende hin kommt etwas mehr Grün hinzu.

Etwa zur Mitte zwischen den zwei Hütten treffen wir die ersten Wanderer, die uns entgegenkommen. Insgesamt sind es um die zehn. Bei besserem Wetter wären es bestimmt mehr, doch dann vielleicht 30. Und das, obwohl Finse ein beliebter Ausgangspunkt in dieses beliebte Wandergebiet ist. Das merkt man auch an der Größe der Finse-Hütte und natürlich an den vielen Gästern. Im Vergleich zu den Alpen sind die Menschenmengen aber überschaubar und das macht es für mich so attraktiv, denn im Pulk durch die Bergwelt zu wandern macht mir keinen Spaß.

Petra rutscht bei einer Bachquerung mal übel aus und ihr Knie schmerzt für einige, bangen Minuten, doch dann kann sie ganz normal weitergehen.

Letztendlich haben wir heute sogar etwas Glück, denn der Dauerregen setzt dann doch ab und zu aus, und die letzten zwei Stunden bleibt es sogar trocken, so dass wir die Felsbänder gut entlang gehen können.

Die Pausen sind wieder sehr ungemütlich. Nass wie wir sind, frieren wir, wenn wir nur so herumsitzen. Trotz der über uns drapierten Folie, die uns vor Regen und Wind schützt. Deshalb fallen die Pausen auch nicht lange aus. Aber wir berechnen immer wieder die voraussichtliche Ankunftszeit an der Hütte, denn das Abendessen wollen wir auf keinen Fall verpassen. Doch wir kommen kaputt und 45 Minuten vor dem Diner an. Wir bekommen das letzte freie Doppelzimmer und können vor dem drei Gänge Menü noch Duschen, was unsere Tischnachbarn bestimmt erfreut.

Nach dem Essen setzen wir uns noch in den nicht ganz so gemütlichen Aufenthaltsbereich. Zum einen ist er hier viel größer und aufgrund der vielen Gäste viel unruhiger. Zum anderen finden zur Zeit Umbaumaßnahmen statt, und der Handwerker will wohl fertig werden, so dass wir alle in unregelmäßigen Abständen vom Geräusch eines Pressluftnaglers aufgeschreckt werden.

Petra und ich setzen uns mit unseren leckeren Finse-IPAs an einen Tisch, lassen den Tag Revue passieren und spielen eine verkürzte Kniffel-Partie.
Die heutige Etappe in Zahlen
Kilometer
Gesamt | 25 |
Auf Asphalt | 0 |
Auf Schotter | 0,5 |
Auf Wanderwegen | 24,5 |
Querfeldein | 0 |
Höhenmeter
Bergauf | 460 |
Bergab | 400 |
Geschätzte Gehzeit
8 Stunden 30 Minuten