Gestern Abend sind noch drei Norwegerinnen recht spät in der Hütte erschienen. Sie machen etappenweise die Nordlandruta, die Petra und ich nun auch fast komplett abgelaufen sind. Sie laufen nur von Nord nach Süd und nur für vier Tage. Ihr diesjähriges Ziel ist Umbukta, wo wir ja bereits vor drei Tagen waren.
Und ich hatte gestern noch vergessen zu erwähnen, dass die Virvasshytta eine Duschkabine hat. Zwar nicht mit fließendem Wasser, doch immerhin mit einem Duschsack, den ich mit warmen Wasser befüllt und in die Kabine gehängt habe. So konnte ich mich mal wieder ordentlich duschen. Die Norweger haben übrigens ein Bad im See der Dusche vorgezogen.
Nach einer herzlichen Verabschiedung ging es heute bereits um halb acht los und direkt nach der Hütte auch steil hinauf. Als die ersten 200 Höhenmeter geschafft waren, befanden wir uns in einer Landschaft, die ich mit Grassteppe beschreiben würde. So weit das Auge reichte, waren die sanft geschwungenen Hügel mit niedrigem Gras bewachsen. Dementsprechend konnte man hier unbeschwert und zügig wandern. Wir haben für unsere Verhältnisse sagenhaft schnell vier Stundenkilometer erreicht.
Nach einer kurzen Rast in der Corraskoia Nothütte ging es die letzten nennenswerten Höhenmeter hinauf. Bereits bei der nächsten Rast, keine zwei Stunden später, hatten wir nur noch zehn Kilometer Reststrecke.
Wir hatten heute eine grandiose Fernsicht auf die weiter nördlich befindlichen Bergketten. Das Wetter war gut, wir hatten lange, sonnige Passagen. Zwei, drei Mal fiel so leichter Regen, dass wir ihn kaum bemerkten, und es ging kein Lufthauch. So hatten wir Spaß an der Aussicht und der Bewegung.
Irgendwann mussten wir die Talseite wechseln und dachten zunächst, dass wir dazu den Damm, mit dem der unten rauschende Fluß reguliert wird, als Brücke genutzt werden soll. Doch große Warntafeln gemahnten den Wanderer, diesen nicht zu benutzten und stattdessen auf die 100 Meter weiter entfernte Brücke auszuweichen. Es bestand die Gefahr von unkontrollierten Luftexplosionen, hervorgerufen durch das Tunnelsystem des Damms. Das habe ich jedenfalls bei dem norwegischen Text so herausgelesen.
Nach der Brücke ging es steil hinauf zu einer Schotterpiste, der wir für ungefähr vier Kilometer gefolgt sind.
Die restlichen vier Kilometer zur Hütte ging es durchs Fjell, vorbei an vielen, großen Rentierherden und an Blaubeerfeldern, deren Früchte so verlockend aussahen, dass wir nicht widerstehen konnten und noch eine schnell Blaubeerpflückpause eingelegt haben.
Danach ging es immer steiler hinab zur E6, einer stark befahrenen Straße, an der auch die Bolnastua lag, in der wir heute übernachten wollten.
Nach drei Wochen ohne nennenswerten Autoverkehr und weit abseits gelegenen Hütten, kam es uns vor, als ob die ansonsten sehr schöne Bolnastua direkt an einer Autobahn liegt. Da auch das Klo versifft war, wirkte die Hütte auf uns fast wie eine Autobahnraststätte. Immerhin verfügt sie über eine schöne Sonnenterrasse, auf der wir unseren Ankommkaffee inclusive Schokolade zu uns genommen haben.