In der Nacht hat der Sturm ordentlich das Zelt durchgeschüttelt, doch mit der Abspannung gab es keine Probleme. Das Zelt widerstand den Angriffen der Böen souverän. Aber es wurde sehr kalt, wir schätzen, dass es um die fünf Grad waren.
Als wir aufwachen, hat der Sturm kaum abgeflaut. Immer wieder zerrt er am Zelt und wir sind froh im warmen Schlafsack zu liegen, trauen uns nicht raus.

Die gestern angestrebte Hütte Lakkenstova liegt immer noch sieben Kilometer entfernt, davon fast vier weglos. Doch nach dem gestrigen Querfeldeinchaos steht uns nicht der Sinn danach. Außerdem freuen wir uns auf eine richtige Mahlzeit, eine heiße Dusche und ein weiches Bett. Darum beschließen wir, den Plan abzuändern und nach Ljosland zu gehen, wo es ein kleines Hotel gibt.
Gegen sieben Uhr sehen wir ein, dass wir unter diesen unwirtlichen Bedingungen im Zelt frühstücken müssen und spulen die entsprechende Routine ab. Dann werden die Sachen zusammengepackt und das Zelt abgebaut. Da wir bei einer früheren Tour Zelthäringe beim Abbau verloren haben, zählen wir diese seit dem lieber ab. Aber dieser Grasschwamm hat keinen verschluckt, alles ist vollzählig.
Nach einem Kilometer tauchen zwei Hütten oberhalb eines Sees auf. Als wir uns diesen nähern, kommen sie mir bekannt vor. Und tatsächlich, vor drei Jahren hatten wir bei der Etappe Knaben – Ljosland überlegt, in der offenen, kleineren Hütte zu übernachten, da wir vollkommen KO waren. Letztendlich sind wir dann doch noch bis zum geplanten Ziel gewandert, wo wir mit dem Dunkelwerden eintrafen, nur um festzustellen, dass das Hotel geschlossen ist. Wir haben zwar noch ein Zimmer bekommen, aber kein Abendessen und auch kein Frühstück.
Auf einer Bank im Windschatten der Hütte holen wir die bisher verschobene Morgenhygiene nach.

Vier Kilometer weiter haben wir endlich wieder Handyempfang und rufen sicherheitshalber das Hotel in Ljosland an. Zum Glück! Denn wieder ist das Hotel für ein paar Wochen geschlossen. Selbst der kleine Laden nebenan hat zu.
Also dann doch zur Lakkenstova. Hierzu mussten wir einige, der gerade abgestiegenen Höhenmeter wieder hinauf, dann über einen kleinen Pass, nicht querfeldein, sondern über die Schotterstraßen, die im Winter als Pisten genutzt werden.

Aber bevor es bergauf geht, machen wir noch eine Pause in einer Hütte, die wohl eigentlich erbaut wurde, damit die Skifahrer hier im Winter geschützt im Warmen sich erholen können. Aber sie erfüllt ihre Zwecke auch hervorragend im Sommer für Wanderer.

Kurz nach dem Pass treffen wir auf unser erstes rote T, das auf einen Stein gemalt ist. Wir haben somit endlich das Wegenetz des DNT (dem Norwegischen Wanderverein) erreicht. Und das merken wir bei diesem Weg sofort. Der Pfad ist sehr gut sichtbar und markiert.

Etwas vor uns sehen wir bald einen Schäfer, der seine Herde in Zusammenarbeit mit seinem Hund vor sich her treibt. Er hält aber an der Hütte, die alsbald auftaucht, nicht an, sondern zieht weiter.

Wir hingegen freuen uns auf die erste Hüttenübernachtung. Noch sind wir alleine und wir hoffen, dass es auch so bleibt. Aus dem Proviantlager hole ich eine große Dose Fruchtcocktail, die wir zusammen auf der sonnigen und einigermaßen windgeschützten Holzterrasse verschlingen.

Dann wird auch sofort der Holzofen angeworfen, Kaffeewasser auf dem Gasherd gekocht und wir lassen es uns gemütlich gehen.
Die heutige Etappe in Zahlen
Kilometer
Gesamt | 10 |
Auf Asphalt | 0 |
Auf Schotter | 3 |
Auf Wanderwegen | 7 |
Querfeldein | 0 |
Höhenmeter
Bergauf | 120 |
Bergab | 110 |
Geschätzte Gehzeit
3 Stunden
Ja da seid ihr ja wieder – spannende Erzählungen der letzten Tage !
Weiterhin gutes Gelingen 🙏
Vielen lieben Dank. Wir versuchen deinen Ratschlag zu beherzigen. 😁
Du liebe Güte! Und in Sterkrade tobt der Wahnsinn in Gestalt der Frohleichnachkirmes.Unterschiedlicher können unsere aktuellen Aufenthaltsorte gar nicht sein..