Sturm und Regen haben die Nacht über nicht nachgelassen. Die Stimmung beim Frühstück war gedrückt, denn wir sahen uns im Geiste sechs Stunden durch dieses miese Wetter gehen. Kurzzeitig hatten wir sogar in Betracht gezogen, heute in der Hütte zu bleiben, da morgen das Wetter besser werden sollte.
Doch dann geschah ein Wunder. Der Berghang, den wir bisher vor lauter Regen kaum sehen konnten, war plötzlich im Sonnenlicht. Ein Blick nach oben zeigte uns blauen Himmel. Und der Wind hatte ebenso nachgelassen.
Beschwingt schlossen wir die Hütte ab und sind fast zu unserer üblichen Zeit um 7:40 Uhr losgewandert. Zunächst ging es den Kilometer zurück, den wir gestern zum Schluß bereits entlanggegangen sind. An der Weggabelung bogen wir nun rechts ab zur Tjoarvihytta, die ab hier nur noch 18 Kilometer über den Wanderweg entfernt lag. Wenn der See zugefroren wäre, würde man übrigens nur acht Kilometer zurücklegen.
Doch schon bald tauchte vor uns in Marschrichtung ein schön anzusehender Regenbogen auf. Dies bedeutet einerseits, dass hinter uns die Sonne scheint, was schön ist. Doch andererseits zeigt der Regenbogen auch an, dass es dort, wo wir hinwandern, regnet.
Also haben wir über die Wanderhose in weiser Voraussicht die Regenhose angezogen. Die Regenjacke hatten wir bereits vom Start weg an. Kurz darauf haben wir noch die Handschuhe angezogen, da es durch Regen und Wind recht kalt wurde. In diesem Outfit haben wir dann die gesamte restliche Strecke zurückgelegt.
Der Regenguss dauerte ca. eine Stunde und auch über die weitere Wanderung verteilt fing es immer wieder mal an zu schütten. Insgesamt hatten wir aber ein wesentlich besseres Wetter, als erwartet. Doch trotzdem war es den ganzen Tag über zu ungemütlich für eine ausgiebige Pause. Außer ungefähr 10 Minuten, die wir auf unseren Rucksäcken hockend im Windschatten eines Hügels unsere Müsliriegel aßen, haben wir keine weitere Pause eingelegt.
Der Weg an sich war leicht zu gehen und die knapp 400 Höhenmeter sind kaum ins Gewicht gefallen. Bei schönem Wetter hätte es eine herrliche Tour werden können. Doch mit nassen, kalten Füßen bei dem wechselhaften Wetter konnten wir sie leider nicht so richtig geniessen.
Interessant waren die Blicke über den See auf die wolkenverhangenen Berge. Wenn die Spitzen sichtbaren waren, so waren die höheren von ihnen mit einer frischen Schneeschicht bedeckt. Ab und zu durchbrach die Sonne die Wolkenschicht und glitzerte auf dem bleiernen See.
Viele Flüsse mussten heute durchquert werden. Über die wildesten von ihnen waren Brücken angelegt, die anderen mussten wir furten, was aber nie ein Problem darstellte.
Nach sechs Stunden kamen wir an der Hütte an, die wir mal wieder ganz für uns alleine hatten. Die Hütte ist riesig, da sie auch über einen Versammlungsraum mit separater Küche verfügt. Der Bereich für uns Wanderer hingegen ist recht klein und gemütlich. Diese Räume müssen recht alt sein, darauf deuten die Wände und die Möbel hin, alles ist auch ein klein wenig schief. Und wenn man sich die Deckenbalken anschaut, so fallen viele Brandstellen auf, die von Petroleumlampen oder Kerzen zeugen, deren Flammen den Balken zu lange zu nahe kamen. Ein Glück, dass die Hütte diese Zeit überstanden hat.