Tag 26: Lückenschluß

Heute stand unsere Abschlußetappe an, mit der wir zugleich unseren NPL vervollständigen konnten, denn das Ziel war Sulitjelma und von dort bis zum Nordkap waren wir ja schon die gesamte Strecke gewandert.

Unser Bus Richtung Bodø sollte um 14:53 in Sulitjelma losfahren, wir mussten aber noch 20 Kilometer dorthin wandern und wollten vorher im Coop Lebensmittel kaufen. Also sind wir zur üblichen Zeit um 7:30 Uhr losgegangen. 

Die erste Hälfte des Weges war eine Schotterpiste an der unzählige Wochenendhütten lagen, währen die zweite Hälfte über eine Asphaltstraße führte. Insgesamt rechneten wir mit maximal vier Stunden und sollten Recht behalten.

Da es wider Erwarten regnete, sind wir direkt mit Regenjacke und später sogar mit Regenhose unterwegs gewesen. Die Wolken hingen tief unter den Berggipfeln und wir konnten von der schönen Umgebung kaum was sehen. Erst recht nicht vom Gletscher Blåmansisen, der oberhalb von Sulitjelma lag.

Überraschend für uns waren die vielen Strahler, die mitten im Wald installiert waren. Hier werden wohl im Winter Loipen angelegt und mit dem Kunstlicht sind sie auch während der langen Winternächte immer benutzbar. Entsprechend viele Parkplätze gab es dann auch, als wir uns der Asphaltstraße näherten. Hier muß im Winter der Teufel los sein, was wir uns aber gerade nicht vorstellen konnten, da wir keine Menschen sahen und nur eine handvoll Autos an uns vorbei gefahren sind.

Als wir den Ortsrand von Sulitjelma erreichten, sahen wir alte, heruntergekommene Minenanlagen. Hier wurde früher intensiv Bergbau betrieben. Es gab sogar ein Grubenmuseum.

Kurz darauf erreichten wir den Coop und während wir in den Gängen unterwegs waren, wurden wir von einem Norweger angesprochen, der uns sagte, dass wir uns beeilen müssen, wenn wir den 11:53 Uhr Bus noch mitkriegen wollten. Das nenn ich mal wieder zuvorkommend, hilfsbereit und nett. Diesen Bus hatten wir gar nicht auf dem Schirm und leider kam die Information zu spät. So sind wir in seelenruhe weiter einkaufen gegangen und haben uns anschließend im Eingangsbereich des Marktes an einen der beiden Tische gesetzt.

Hierzu muß man wissen, dass solche Sitzecken in den Märkten üblich sind. Hier trifft sich das Dorf und man unterhält sich, tauscht Neuigkeiten und Klatsch aus. Neben uns saß der Norweger von vorhin zusammen mit einem älteren Mann.

Petra und ich haben die eingekauften Sachen ausgepackt und uns Brötchen mit Käse, Wurst, Tomaten und Senf gemacht und mit einem Bier angestoßen. Leider kam kurz darauf die Filialleiterin und sagte, dass wir das Bier nicht hier trinken dürfen, ansonsten könnte sie Schwierigkeiten bekommen. Also haben wir das Bier weggepackt und uns stattdessen an der Kaffeemaschine bedient.

Später kam ich mit dem Norweger ins Gespräch und habe viele interessante Sachen erfahren, sowohl über die Geschichte von Sulitjelma, über Norwegen und über die Leute, die gerade den Laden betraten. Hier sind ein paar der Informationen:

  • in Sulitjelma  gab es von 1880 bis 1991 eine Kupfermine, der Inhaber war hier quasi ein Gott, der sogar in seinem Hoheitsgebiet eine eigene Währung hatte und die Arbeiter waren mehr oder weniger Skalven
  • Es gibt Bestrebungen eine neue Mine zu öffnen, das scheitert momentan noch an den Zulassungsbestimmungen
  • Im September diesen Jahres wird eine Saphirglasfabrik eröffnet, deren Produkte von Samsung für die Monitore benötigt werden. Sulitjelma hat als Standortvorteile den billigen, grünen Strom und das viele kalte Wasser 
  • Es leben dauerhaft hier ca. 400 Menschen, aber momentan sind noch 100 Flüchtlinge aus der Ukraine hinzugekommen. Vor wenigen Jahren waren es sogar noch mehr Syrer.
  • Die Karotten aus der Umgebung von Fauske sind besonders gut, weil hier die Sonne im Sommer fast den ganzen Tag über scheint
  • Der Strompreis in Norwegen ist seit dem Ukraine-Krieg sprunghaft in die Höhe geschossen.

Dann kam der Busfahrer in den Laden, da hier auch die Post ist und er auf seinen Touren Pakete bringt und abholt. Er sagte uns, dass wir schon mal einsteigen können. Das taten wir dann auch und ebenso drei weitere deutsche Wanderer, die kurz vorher angekommen sind.

In Fauske mussten wir umsteigen. Während wir auf den Anschluß gewartet haben, haben wir eine weitere Deutsche kennengelernt, die gerade auf dem Weg nach Sulitjelma war, um dort ihre Wanderung zu beginnen. Die Arme, bei der schlechten Vorhersage mochte ich nicht mit ihr tauschen. Aber sie war noch ganz euphorisch.

Bodø wird übrigens nächstes Jahr europäische Kulturhauptstadt, was man sich kaum vorstellen kann, wenn man hier durch die Straßen läuft. Unser Hotel liegt fast direkt am Hafen und ist sehr gut, wenn auch nicht billig. Nach der Dusche sind wir losgezogen, um den Pub wiederzufinden, in dem wir vor einigen Jahren mal waren, und wo es leckeres Bier und Burger gab. Erst konnten wir nichts wiedererkennen, doch nach einigem Hin und Her fanden wir die Gaststätte doch und das Bier und der Burger waren immer noch so gut, wie wir es in Erinnerung hatten.

Ein Kommentar

  1. Norwegen ist und bleibt für mich das Wanderparadies. Die Einsamkeit, das Beobachten der Rentiere und das Ankommen in den schönen DNT Hütten. Das was ich nicht vermissen werde, sind die Mücken und Rømmegrøt. Mein Wunsch ist es diesen Weg am Stück zu laufen😊

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