Tag 24: Herbststurm

Der Wetterbericht hatte für heute ab 14:00 Uhr Regen bis in den Abend hinein angesagt. Da wir eine fast 28 Kilometer lange Etappe machen wollten, standen wir eine Stunde eher auf, um etwas weniger von dem schlechten Wetter abzukriegen. So kam es, dass wir schon um 6:30 Uhr unterwegs waren.

Leider hatte der Wetterbericht etwas unrecht, denn wir hatten sogar kurz nach dem Start bereits Regen, so dass wir unsere Regenjacken anziehen mussten. Doch kurze Zeit später kam (auch nicht angekündigt) die Sonne für fast eine Stunde hervor und prompt stieg unsere Stimmung und das Wandern machte direkt mehr Spaß.

Unser Weg begann direkt mit einer Umleitung, die die Etappe um mehr als zwei Kilometer verlängerte. Normalerweise führt der Pfad direkt über unseren Campingplatz, doch da eine Brücke durch Hochwasser zerstört wurde, waren wir gezwungen, einer Schotterpiste zur Hauptstraße zu folgen und diese anschließend Richtung Schweden bergauf entlangzugehen, bis dann der Wanderweg die Straße kreuzte.

Dann ging es gemütlich bergauf und es boten sich, als dann die Sonne hervorkam, schöne Blicke in die Umgebung.

Nach zwei Stunden bog der Wanderweg auf eine weitere Schotterstraße ein, an der ein weiterer Campingpplatz lag, der aber auch nicht viel besser als Graddis Fjellstue auf uns wirkte. Nach weiteren zwei Kilometern verließ der Wanderweg die Straße und kurze Zeit später hätten wir zur Trygvebu abbiegen können, doch diesen 400 Meter Umweg wollten wir uns ersparen und hatten vor, unsere erste Pause direkt am Weg zu machen und nicht an der Hütte.

Der Weg war mal wieder traumhaft, sowohl landschaftlich als auch wandertechnisch. Er führte durch einen lichten, inzwischen fast komplett gelbblättrigen Birkenwald, und rechts floß uns reißend die Skaitielva entgegen. Das Tal, das wir durchwanderten, war relativ eng, die Bergflanken anfangs recht steil. Nur allmählich flachten die Berghänge etwas ab und entfernten sich voneinander.

Nach flotten weiteren zwei Kilometern hatten wir endlich einen Platz für unsere Pause gefunden und genossen die mitgebrachten, hartgekochten Eier mit frischem Brot. Beides konnten wir gestern der Campingplatzbesitzerin abkaufen.

Dann ging es auch schon weiter das Tal hinauf. Zur Mittagspause wollten wir die noch acht Kilometer entfernte Agaladhytta erreicht haben. Irgendwann wechselte der Pfad die Talseite und kurz vor der Hütte haben wir mal wieder ein deutsches Wanderpaar getroffen, was uns entgegenkam. Die beiden waren das erste Mal in Norwegen, sind mit den Hurtigruten von Bergen nach Bodø gefahren, dann mit dem Bus nach Sulitjelma (unserem diesjährigen Zielort) und waren seit dem zu Fuß unterwegs, wobei sie sich fast nur 10 Kilometer Etappen vorgenommen haben. Auch heute wollten sie nur von der Agaladhytta zur Trygvebu wandern, um dann am Tag darauf zur Graddis Fjellstue weiterzugehen. Wir haben ihnen beschrieben, was sie erwarten wird und dass sie sich keine allzu großen Hoffnungen machen sollen. Sie hingegen erzählten uns von der Bücke kurz hinter Agalad, unter der nach einem Sturzregen kein Fluß mehr floß, da dieser sich ein neues Bett gesucht hat und den wir nun an geeigneter Stelle furten müssen.

Nur wenige Meter darauf hatten wir unser Mittagspausenziel erreicht und konnten in der noch warmen Hütte eine längere Pause genießen. Doch nach 45 Minuten brachen wir wieder auf, da es ja ab 14:00 Uhr regnen sollte und wir bis dahin noch einige Kilometer schaffen wollten.

Einen Kilometer später sahen wir die inzwischen sinnlose Brücke und kurz darauf die Furtstelle, die wir trockenen Fusses passieren konnten. So dachten wir zumindest, bis wir den nächsten Arm des Flusses erreichten, der wesentlich breiter, tiefer und reißender war. Lange suchten wir nach einer guten Stelle. Als wir diese gefunden hatten, wollten wir beide nicht unsere Schuhe wechseln und sind mit den Bergstiefeln durch das tiefe Wasser. Schnell und problemlos kamen wir am anderen Ufer an, doch die Schuhe sind dabei doch recht naß geworden.

Kurz darauf erreichte uns die angekündigte Regenfront und mit ihr kam ein kräftiger, böiger Wind, der glücklicherweise uns von hinter vor sich her schob.

Da sich der Pfad fast die ganze Zeit durch Buschwerk wand und dieses durch den Regen naß wurde, sogen sich unsere Wanderhosen mit der Nässe voll, die dann irgendwann an unseren Beinen hinab zu unseren Socken floß, die sich daraufhin ebenfalls vollsogen und wir so ruckzuck nasse und kalte Füße bekamen. Dies war schlimmer, als das wenige Wasser, was beim Furten oben durch die Stiefel hineinkam.

Ohne Pause sind wir die letzten zwei Stunden durch den Regen und Sturm zur Hütte gewandert, die etwas oberhalb vom Ballvatnet lag. Komplett durchnässt und durchgefroren schlossen wir die Hütte auf. Ich feuerte sofort den Ofen an, während Petra schnell noch zum See hinuntergegangen ist, um Wasser zu holen.

Danach verteilten wir alle nassen Klamotten in der Hütte, um sie zu trocknen. Nach einer Katzenwäsche und einem heißen Kaffee ging es uns bereits viel besser und konnten entspannt vom warmen Wohnzimmer, auf der Couch sitzend, durch das Panoramafenster dem Unwetter zusehen, was weiterhin noch tobte. Wir hofften nur, dass es morgen etwas gemütlicher zugeht, wenn wir die 19 Kilometer zur Tjoarvihytta wandern, die eigentlich direkt gegenüber am anderen Seeufer liegt.

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