Tag 23: Herbststimmung

Der Wald, in dem unsere Hütte steht, war heute früh morgens von einem märchenhaften Nebel umwabert. Inzwischen lässt es sich kaum noch übersehen, dass der Herbst naht. Immer mehr Birken haben immer mehr gelbe Blätter, die bei einem kräftigeren Windstoß sofort gen Boden fliegen. Einige Büsche haben sich bereits rot verfärbt. Zusammen mit dem Nebel ergibt das eine schöne Herbststimmung.

Da wir beide früh wach geworden sind, waren wir bereits kurz nach sieben wieder auf dem Weg. Vom angekündigten Regen war glücklicherweise nichts zu sehen, und das sollte auch so den restlichen Tag bleiben. Der norwegische Wetterbericht ist also auch nicht besser als unserer.

Ein kurzes Stück ging es über eine Asphaltstraße hinunter zur E6, und dahinter fing der eigentliche Wanderweg an. Eine Hängebrücke führte uns auf die andere Talseite, wo der Pfad zunächst in einem Kiefernwald aufwärts ging. Nach und nach wurden die Kiefern durch Birken abgelöst und zeitgleich hatten wir einen immer besseren Blick hinunter in das wolkenverhangene Tal.

Die Steigung war so angenehm, dass wir die insgesamt fast 600 Höhenmeter kaum bemerkten. Auch der Weg war schön zu laufen und durch das wechselhafte Spiel der Wolken hatten wir alle Augenblicke andere Aussichten auf die Berge um uns herum.

Zum Schluß des Anstiegs wurde es dann noch mal felsig, doch auf die angenehme Art. Als der Weg bereits wieder hinabführte, konnten wir auf der linken Seite das Tal sehen, in das wir morgen entlangwandern werden.

Wir haben jeden Moment dieser Etappe genossen, die leider recht schnell vorbei war, denn unser Ziel lag nur knappe 15 Kilometer vom Start entfernt.

Am Ende kamen wir auf dem Campingplatz Graddis Fjellstue an, wo wir uns eine Hütte nehmen wollten und eine langersehnte Dusche. Große Erwartungen an die Hütte hatten wir nicht, doch diese wurden leider noch unterboten. Die Veranda wird bestimmt nur noch wenige Winter überstehen, die Außenfarbe blätterte ab und innen sieht es auch nicht viel besser aus. Doch immerhin funktioniert die Heizung und wir haben einen Tisch mit zwei Stühlen. Besser als bei dem nicht sonnigen Wetter den restlichen Tag liegend im Zelt zu verbringen.

Aber das Beste von allem war die Dusche. Selten habe ich das so genossen wie heute. Ich stand minutenlang unter dem heißen Wasserstrahl, bevor ich mich ordentlich eingeseift habe. Anschließend fühlte ich mich wie neugeboren. Das war fast jede Krone wert, die wir für unsere Bruchbude ausgegeben haben.

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