Von der Hütte an war der Weg heute ideal. Gut markiert und sichtbar, nicht felsig, kaum sumpfig. Auch das Wetter war optimal, der Himmel ein Mix aus blauem Himmel und kleinen Wolken, so dass man den Eindruck hat, die Sonne scheint durchgehend, aber es wird dabei nicht zu warm.
Nach kurzer Zeit kamen wir an einem Blaubeerfeld vorbei und bevor wir wieder vergessen, welche zu sammeln, ließen wir diese Gelegenheit nicht ungenützt vorbeiziehen. Leider waren die Beeren nicht sehr dick, so dass das Pflücken recht mühselig war, bis wir eine ausreichende Menge für zwei Müslis zusammenhatten.
Die Höhenmeter hat man kaum bemerkt, so unbeschwert ließ es sich heute wandern. Nach nur etwas über zwei Stunden hatten wir die Nothütte Kvepsendalskoia erreicht, bei der wir unsere erste Pause eingelegt haben.
Anschließend ging es noch einige Meter nach oben und dann mehr oder weniger eben, bis sich das Fjell absenkte und einen grandiosen Blick auf eine komplett andere Landschaft bot. Hinter uns war ein relativ enges Tal mit felsigen Berghängen. Vor uns waren nur noch weite Täler zu sehen, die zwischen sanften Hügeln einbettet waren. Felsige Bergspitzen gab es nicht, alles war von den Bodendeckern und niedrigen Büschen bewachsen. In den tieferen Gebieten waren kleinere Birkenwäldchen auszumachen. Und all dies breite sich vor uns unendlich aus. Ein wahnsinnig beeindruckendes Panorama.
Nach einigen Höhenmetern bergab mussten wir einen Fluss queren, was aber überhaupt kein Problem darstellte, denn der Fluss hatte eine natürliche Brücke. Hier haben wir unsere zweite, recht lange Pause gemacht und konnten uns nach fast einer Stunde kaum aufraffen, den Rucksack wieder zu schultern.
Nach dem Flußtal ging es sanft wieder fast 200 Meter hinauf, doch das haben wir kaum bemerkt, denn neben der Landschaft gab es immer größere Gruppen von Rentieren zu beobachten, die fast überall an den Berghängen zu finden waren.
Und dann tauchte auf einmal ein Wanderer vor uns auf. Der erste, auf unserer bisherigen Wanderung (wenn wir von der Schülergruppe kurz vor der Rabot-Hütte absehen). Als wir näher kamen, sahen wir, dass seine Klamotten und Ausrüstungsgegenstände ziemlich abgeranzt waren. Sie waren wohl schon etliche Monate benutzt worden. Er selbst war ca. 30 Jahre alt, Münchener und auf dem Weg vom Nordkapp nach Sizilien. Er war sehr unzufrieden mit seiner Tagesleistung, denn auf den anderen Treks (Apalachian Trail und mindestens einer der Trails in den Rockies) ist er pro Tag mindestens 35 – 40 Kilometer gewandert. Hier hat er es auf 25 geschafft, was seinen Zeitplan etwas hinfällig macht. Aber er hat sich ja 15 Monate für die gesamte Wanderung vorgenommen, das sollte eigentlich reichen.
Nach dieser unerwarteten Begegnung waren es nur noch 2 Kilometer bis zur malerisch gelegenen Virvasshytta, die wir keine halbe Stunde später erreicht haben. Dort trafen wir auf zwei norwegische Pärchen, die für den DNT sich ehrenamtlich (norwegisch Dugnand) um die Hütten und Wege kümmern. Wir haben von ihnen sogar ein kleines Gläschen Rotwein bekommen. Und einen dänischen Schnaps. Skål. Nach dem Abendessen saßen wir noch einige Zeit gemeinsam in der riesigen Couchlandschaft und haben uns über Norwegen, Wandern, DNT usw. unterhalten. Außerdem haben wir an meinen Norwegischkenntnissen gearbeitet.