Tag 17: Modernisierung

Auf dem Weg von unserer Hütte zum Haupthaus der Fjellstue wurden wir von einem feinen Nieselregen überrascht, doch davon war auf dem Rückweg nichts mehr zu spüren. Der Himmel war verhangen, es war windig, doch es sah nicht nach Regenwetter aus.

Von der Wirtin haben wir noch zwei Zwiebeln bekommen, so dass wir heute Abend unser Gericht „Kartoffelpü an Makrelen-Tomaten-Zwiebel-Sauce“ zubereiten können. Außerdem hatten wir noch zwei Dosen Bier im Gepäck, was insgesamt ein vollständiges und tolles Dinner versprach.

Zunächst führte der Weg über den Campingplatz, vorbei an den vielen Dauercamperwohnwagen, die alle mit einer kleiner Holzhütte erweitert waren, in der sich Wohnzimmer und Küche befanden. Die meisten hatten einen Kamin, was auf einen Holzofen schließen ließ. Dann ging es etwas steiler durch einen Birkenwald 200 Höhenmeter hinauf ins Fjell.

Dort nahm der von rechts hereinwehende Wind an Fahrt auf und es schien so, als ob die in den Bergen hängenden, dunklen Wolken samt Regenguss zu uns hinübergeweht werden würden, doch irgendwie lösten die Wolken sich auf und die Sonne kam heraus. Zeitweise wurde es so zu einer sehr angenehmen Tour, denn auch der Weg ließ sich recht gut bewandern.

Landschaftlich war es mal wieder sehr schön, doch irgendwie hatten wir auch das Gefühl, durch ein ähnliches Tal bereits dutzende Male gewandert zu sein. 

Links öffnete sich bald ein breites Tal und ermöglichte einen Blick fast bis zu Küste hinunter, denn wir konnten auf den fernen Gipfeln den Gletscher Svartisen erblicken, der an seinem westlichen Rand an einen Fjord angrenzt.

Vor uns war ein sanfter Hügel, zu dem mehrmals ein Hubschrauber flog und Material aus den Bergen transportierte. Als wir näher kamen, konnten wir erkennen, dass es sich um alte Holzpfosten handelte, mit denen üblicherweise die Rentierzäune gebaut werden. Oben auf dem Hügel lagen außerdem noch dicke, rostige Drahtrollen. Entweder ist ein alter Zaun abgerissen oder renoviert worden. Vielleicht wurde eine Rentierzucht aufgegeben und die Materialien sollen woanders wiederverwendet werden?

Unser Weg bog hier nach rechts ab und wir konnten nach einiger Zeit oben am Paß bereits unsere Hütte im Gegenlicht erkennen. Doch bis dahin mussten wir die letzten 150 Höhenmeter hinauf, was bei dem zunehmend felsigeren Untergrund noch etwas Konzentration erforderte. 

Über einen kleinen Fluß, den wir normalerweise auch einfach von Stein zu Stein springend überqueren könnten, gab es noch eine spannende Brücke, die nur aus zwei H-Trägern bestand. Doch das stellte uns vor keine größeren Probleme.

Die Hütte lag am Nordende von einem See, der sich direkt hinter dem Paß ausbreitete. Sie war relativ neu, modern und gemütlich eingerichtet. Im Hüttenbuch konnten wir nachlesen, dass letztes Jahr auch Markus und Sophie hier waren, und dass bei Ihnen die oben beschriebene Brücke unter Wasser lag und sie durch hüfttiefes Wasser furten mussten. Erstaunlich, welche Auswirkungen ein paar Stunden Regen auf die Wasserstände haben.

Nach einiger Zeit bekamen wir in der bereits gemütlich warm aufgeheizten Hütte Besuch von Michael, einem Schweizer, der sich zwei Jahre Auszeit gegönnt hat und nun auf einer sechs wöchigen Wanderung von Bodø nach Røros ist. Er hat alles in Ultraleicht, sein Zelt wiegt nur 500 Gramm und der Rucksack hat so gut wie keine Polsterung. Außerdem ist er nicht mit Bergstiefeln sondern mit Trailrunningschuhen unterwegs. So hat er bisher jeden Tag fast 30 Kilometer zurückgelegt, freut sich aber auf seinen Ruhetag in Umbukta.

Danach waren wir allein und haben den sonnigen, aber leider sehr windigen wenn nicht gar stürmischen Nachmittag lesend auf der Couch verbracht. Das Abendessen war übrigens wirklich gut und auch das von meinem Bruder aus der Bretagne zugesendete Foto von dem Grillfest auf dem Campingplatz konnte unsere Stimmung nicht vermiesen. Nur die heutige Kniffelpartie sorgte bei mir für etwas schlechte Laune.

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