Tag 15: Schlaraffenland

Gestern Abend, wir hatten bereits gegessen und lagen entspannt im Wohnzimmer und lasen unsere Bücher, da kamen zwei norwegische Familien in ihren Autos vorgefahren und belegten die gesamte Hütte nebenan und zwei Räume in unserer. Ihre insgesamt mindestens fünf Kinder tobten ausgelassen ums Haus, während die Erwachsenen sich um das Essen kümmerten und in Strandnähe ein Lagerfeuer machten.

Heute Morgen standen einige von ihnen auf, kurz nachdem wir unser Frühstück beendet hatten. Der Kleinste hat kurzerhand seine Windel ausgezogen, direkt vor der Haustür  liegengelassen und rannte splitterfasernackt im kühlen norwegischen Morgen herum, während der Vater mit der Angel am Ufer stand und sich um das Mittagessen kümmerte. Letzte Woche sind sie alle die 400 Höhenmeter zur Rabothütte hinaufgewandert, heute wollten sie nur 300 Meter hochsteigen, um an einigen Seen zu angeln. Die norwegische Freizeitgestaltung unterscheidet sich irgendwie grundlegend von der deutschen.

Wir hatten ein etwas anstrengenderes Programm vor, denn heute mussten 1000 Meter sowohl rauf als auch runter auf einer Strecke von knapp 25 Kilometern zurückgelegt werden.

Die ersten 3,5 Kilometer ging es entspannt über eine Schotterpiste unten im Tal entlang, doch dann zweigte der Wanderweg links ab, hoch ins Fjell. Ab hier kamen wir mächtig ins Schwitzen. 

Der Himmel war zum diesem Zeitpunkt nahezu wolkenlos, doch kurz nach dem Verlassen der Straße waren wir im Schatten des rechts liegenden Berges und ein unangenehmer Wind pfiff um uns herum. So waren wir gezwungen, die Regenjacke anzuziehen.

Nach dem anfänglich etwas steileren Anstieg flachte der Weg ab und wir konnten bei dem herrlich leichten Untergrund ordentlich Gas geben und die Kilometer flogen nur so dahin. Hier im Fjell haben wir wieder zahlreiche, recht große Gruppen von Rentieren gesehen. Irgendwie gehören sie zum Landschaftsbild hinzu, wie die Berge, Steine und Bodendecker, doch trotzdem ist es immer wieder schön, sie zu beobachten, wie sie sich scheinbar mühe- und geräuschlos fast schwebend über den doch recht unebenen Boden hinwegbewegen.

Nach nur einer sehr kurzen Pause im Windschatten eines kleinen Hügels kamen wir nach vier Stunden und somit Punkt 12 am einer kleinen Nothütte an, auf deren Rückseite eine Bank-Tisch-Kombination stand, an der wir unsere lange Mittagspause machten. Da der Wind sich gelegt hatte und die Sonne schien, fiel es uns schwer, nach 45 Minuten wieder aufzubrechen, doch wir wollten ja noch zeitig in Umbukta ankommen.

Doch nun ging es immer wieder hinab und hinauf und diese stetigen Wechsel gingen mächtig an unsere Kraftreserven. Immer schwerer fielen uns die Anstiege, dennoch kamen wir weiterhin recht zügig voran, sehnten uns aber immer mehr dem Ziel entgegen.

Irgendwann ging es dann auf einem Felsband bis fast zum Storakersvatnet See hinunter und wir konnten bereits von oben erkennen, dass es auf der anderen Seite im gleichen Stil wieder hinaufgeht. Danach mussten wir links im Wald zum letzten Pass des Tages aufsteigen. 

Nun lagen nur noch vier Kilometer meist recht sumpfiger Pfad vor uns. Irgendwann konnten wir unsere Fjellstue schon sehen, doch bis wir dort ankamen hat es noch fast eine Stunde gedauert. 

16:45 Uhr waren wir im Café und haben unser Doppelzimmer für zwei Nächte bestellt. Da 18 Uhr das Restaurant schließt, sind wir nur schnell auf das Zimmer gegangen, haben etwas Wasser ins Gesicht gespritzt und sind wieder hinüber, um zwei Bier und Hamburger mit Pommes zu bestellen.

Das Bier war bereits zur Hälfte ausgetrunken, als nach kurzer Zeit unser Essen serviert wurde. Selten hat mir ein Burger besser geschmeckt, als hier. Auch das Bier war überirdisch. Wir beide waren quasi im siebten Himmel und nach der heißen Dusche war unser Glück perfekt. Mit schweren Beinen und etwas beschwipst vom Alkohol sind wir schon um 18 Uhr ins Bett gefallen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner