Tag 13: Wolkenspiele

Nach dem Frühstück sind wir mit unseren Rucksäcken zum Wohnhaus von Kari und Håkon hinauf gestapft, da wir uns zum Einstieg unser heutigen Etappe bringen lassen wollten. Kari hat uns das gestern angeboten und so blieben uns 10 Kilometer langweiliger Asphalttrott erspart. Da die Wolken ohnehin nur wenige Meter über dem See hingen, wäre auch die Aussicht trostlos gewesen.

So waren wir innerhalb von 20 Minuten am Startpunkt und auf der Fahrt haben wir noch erfahren, dass diese Straße früher eine Handelsstraße mit Schweden war, als man mit Pferdefuhrwerken Fisch von der norwegischen Küste transportiert hat. Außerdem wissen wir nun, dass das größere Gebäude früher das Haupthaus des Hofes war, aber Kari und Håkon in das kleinere rote Haus gezogen sind, als die Kinder das Haus verlassen hatten.

Direkt ab dem Einstieg ging es bergauf. Zunächst durch Forst, dann durch Fjell und zum Schluß über Fels, also eine typische FFF-Wanderung. In den unteren Abschnitten war es recht sumpfig, doch nicht allzu schlimm, die Füße sind trocken geblieben.

Zwischendurch riß die Wolkendecke immer weiter auf und wir hatten schon Hoffnung, dass heute ein sonniger Tag wird. Doch leider schlossen sich diese Lücken recht bald wieder und es wurde eher ein grauer, windiger und in Passnähe ungemütlicher Tag.

Bald hatten wir den Pass erreicht und es ging bergab zum Ufer des Bleikvatnet. Dieser See war, wie der Røssvatnet, an dem der Bauernhof Stekvasslev liegt, zwar ein natürlicher See, der aber künstlich aufgestaut wurde. Hierdurch konnte Strom erzeugt werden. Direkt am Ufer haben wir unsere erste und auch einzige Pause des Tages eingelegt, die aufgrund des Windes nicht sehr lang ausfiel. 

Nach einem weiteren Kilometer am Ufer entlang, kamen wir an den Hauptzufluß des See, einem Schmelzwasserfluß des Okstindsbreen, was auch die milchige, türkise Färbung des Wassers erklärt. Hier stießen wir wieder auf einen idealen Zeltplatz mit Bänken, Tischen, Feuerstelle und einem Unterstand. Aber es war erst 12 Uhr und viel zu früh, den Wandertag schon zu beenden. Wir wollten weiter zur Gråfjellhytta, zu der wir aber noch fast 600 Höhenmeter aufsteigen mussten.

Auch dieser Weg war sehr gut markiert und wir gewannen schnell an Höhe. Doch als wir die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, fehlten immer noch 350 Meter und die Hütte war noch nicht zu sehen. 

Einige Zeit sind wir an einem wild tosenden Fluß aufgestiegen, der im Untergrund verschwand. Dann wurde es immer felsiger und steiler. Irgendwann schob sich die Hütte ins Blickfeld und eigentlich sah sie sehr nah aus, lag aber immer noch 1 Kilometer und 150 Höhenmeter entfernt. Inzwischen merkten wir immer mehr die Anstrengungen des Tages, aber eine Pause so kurz vor dem Ziel kam nicht in Frage. 

Letztendlich kamen wir erschöpft an der Hütte an und schlossen sie mit unserem DNT-Schlüssel auf. Wir waren die einzigen Gäste hier. Überhaupt ist es erwähnenswert, dass wir heute unsere achte Etappe gewandert sind und keinen einzigen weiteren Wanderer angetroffen haben.

Ich feuerte sofort den Kaminofen an und wir wärmten uns bei einer Tasse Kaffee auf, als ich vor dem Fenster eine Bewegung wahrnahm. Da kamen doch tatsächlich noch weitere fünf Norwergerinnen an. Sie freuten sich, dass die Hütte schon eingeheizt wurde und quatschend ging es bei ihnen von Ankunftsschnäpschen direkt in das Abendessen über. Rotwein, Underberger, Whiskey und Weißwein, alles hatten sie auf ihrer sieben Kilometer langen Wanderung mit hochgetragen.

Von ihnen haben wir übrigens erfahren, dass auf unserem morgigen Weg angeblich eine sehr schwierige Flußquerung wartet und sie deshalb diesen Wegabschnitt meiden. Wir hingegen haben keine Alternative und wollen uns das morgen mal mit eigenen Augen ansehen.

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