Die Nacht über träume ich von waghalsigen Furten und abendteuerlichen Aktionen, die Brücke aufzubauen und wache immer wieder auf.

Mit der Überzeugung, dass der Weg zur Brücke eigentlich sinnlos ist und wir heute Abend wieder zum Ausgangspunkt zurückgekehrt sein werden, starten wir nach dem Frühstück unsere Wanderung, nachdem wir uns von Thomas und Henriette verabschiedet haben. Sie wollen später auch Richtung Litlos, ebenfalls in der Hoffnung, dass sie irgendwie über den Fluß kommen.

Der Himmel ist grau verhangen, die Temperaturen mit 15 Grad recht moderat, doch mit dem Wind dabei, ist ein T-Shirt trotz des Anstiegs zu wenig. Nach kurzer Zeit laufen wir beide mit Regenjacke.

Bald beginnt ein leichtes Tröpfeln, was sich nach und nach zu einem relativ kräftigen Regen steigert. Wieder ein Mal. Wir sind etwas frustriert und fluchen lauthals, ob dieser Gemeinheit. Kann es nicht einfach mal ein schöner oder wenigstens trockener Wandertag werden?

Schnell steigen wir höher, müssen einige Schneefelder queren, die uns aber vor keinerlei Probleme stellen.
Nach drei Stunden tauchen plötzlich drei junge Norweger vor uns auf. Wir unterhalten uns über die fehlende Brücke und erfahren, dass es mehrere Optionen gibt, diesen Fluß zu queren. Je riskanter die Option, desto trockener nachher die Füße. Am halsbrecherischten ist das Balancieren auf den vorhandenen Metallträgern. Danach folgt ein Springen von Stein zu Stein am oberen Rand des Wasserfalls. Und schließlich das Furten etwas unterhalb der Brücke, wo die Strömung etwas friedlicher ist, wo einem aber das Wasser bis zum Bauchnabel gehen wird.

Wir sind froh, dass wir also doch irgendwie rüber kommen und gehen frohen Mutes weiter.

Auf den letzten 500 Metern bis zur Brücke halten wir bereits Ausschau nach möglichen Furtstellen, doch als endlich die Brücke in Sichtweite kommt, trauen wir unseren Augen nicht. Sie wird tatsächlich gerade aufgebaut. Als wir dort ankommen, wird bereits das letzte Holzelement auf die Träger gelegt und die drei Wanderer, die am anderen Ufer gewartet haben, überschreiten als erste trockenen Fußes den Fluß.
Wir können unser Glück kaum fassen, und hätten am liebsten die drei Brückenbaumeister geknuddelt. Ich konnte mich aber noch gerade so eben zurückhalten und bedanke mich herzlich beim Chef des Teams und wir unterhalten uns noch ein wenig.
Keine zwei Stunden später sind wir an der Litlos-Hütte. Eigentlich hatten wir gehofft, dass die Vollverpflegungshütte geöffnet ist, doch diese wird gerade auf die neue Saison vorbereitet und öffnet erst in zwei Tagen. Also müssen wir in die nebenanliegende Selbstbedienungshütte.
Letztendlich ist das uns aber fast egal, denn wir sind richtig froh, überhaupt heute hierhin gekommen zu sein.
Leider befindet sich der Stromgenerator im Keller unserer Hütte und dieser brummt ganz schön laut. Idyllisch ist das nicht. Auch ist diese Hütte von den vorherigen Besuchern wenig gepflegt worden.
Und es wird hier verdammt voll. Erst kommen die beiden Dänen und sind richtig glücklich über diese wunderschöne Etappe heute, und dass die Brücke da war.
Dann kommen noch zwei Holländer und drei weitere Wanderer, so dass sich diese fünf sogar ein Zimmer teilen müssen.
Da es im Wohn-/Ess-/Küchenbereich recht eng ist, verziehen wir uns auf unser Zimmer, lesen und planen die weiteren Etappen.
Die heutige Etappe in Zahlen
Kilometer
Gesamt | 17 |
Auf Asphalt | 0 |
Auf Schotter | 0 |
Auf Wanderwegen | 17 |
Querfeldein | 0 |
Höhenmeter
Bergauf | 520 |
Bergab | 480 |
Geschätzte Gehzeit
6 Stunden