Wie immer sind wir die ersten in der Hütte, die morgens ein Lebenszeichen von sich geben. Während wir frühstücken steht auch der Hüttenwart auf, von seiner Frau und Herrn Pontifex sehen wir allerdings nichts.
Ab der Hütte geht es zunächst zwei Kilometer am Seeufer entlang, dann stossen wir auf eine Asphaltstraße. Dies ist tatsächlich die erste Straße, die wir seit sieben Tagen begehen. Ihr folgen wir fast sechs Kilometer, bevor unser Wanderweg beginnt.
Hier legen wir unsere erste Pause ein und sind froh, dass sich die Sonne durch die Wolkenschicht kämpfen konnte.
Mit schweren Schritten und müden Beinen folgen wir nun dem Pfad Richtung Taumevatn Hütte, wo wir vor zwei Jahren bereits übernachtet hatten. Kurz bevor wir diese erreichen, biegen wir aber rechts ab und wandern ein wunderschönes Tal hinauf.
Erschöpft legen wir wieder eine Pause ein. Die Plane wird auf dem Boden ausgebreitet und ich lege mich in die Sonne und döse, nicke sogar wenige Minuten ein. Dann essen wir noch eine Kleinigkeit, bevor es weitergeht. Und siehe da, jetzt läuft es sich viel leichter und wir kommen flotter voran.
Im Gegensatz zu den letzten Etappen ist es heute um uns herum nicht felsig, sondern recht grün. Weiter unten gab es sogar Bäume, jetzt wandern wir über grasbewachsene Berghänge. Links plätschert ein Bach dem See entgegen, den wir bereits umrundet haben, und überall zwischen den Felsblöcken, die hier lose verteilt herumliegen, sehen wir flauschige Schafe. Sanft steigt der Pfad dem Pass entgegen, den wir ohne Mühe nach einer weiteren Stunde erreichen.
Wie es hinauf ging geht es nun wieder hinunter. Es ist jetzt drei Uhr und wir wollen noch mindestens eine Stunde wandern, denn noch fühlen wir uns fit und je mehr wir heute zurücklegen, desto weniger haben wir auf der Schlussetappe zu tun und kommen früher ins Tal und endlich wieder unter eine Dusche.
Nach weiteren drei Kilometern bemerken wir doch langsam unsere müder werdenden Beine und fangen an, einen Zeltplatz zu suchen. Doch entweder ist eine passende Fläche zu klein, zu steinig, zu uneben oder zu sumpfig. Gegen Halb fünf finden wir endlich einen geeigneten Zeltplatz, bauen das Zelt auf, waschen uns notdürftig am See und verkriechen uns in unser Zelt, da es zwar sonnig aber unangenehm windig ist.
Das Tal wird übrigens aufmerksam von einem Adlerpärchen beobachtet. Wir hören immer wieder ihre spitzen Schreie und sehen sie majestätisch über uns in weiten Kreisen ihr Revier abfliegen.
Den restlichen Tag verbringen wir mit lesen, essen und tagebuchschreiben. Es ist zwar ein idyllischer Platz und es macht Spaß, so in der freien Natur zu übernachten, doch richtig bequem und entspannend ist so ein Zeltaufenthalt nicht. Wir müssen uns eingestehen, dass Hütten zwar die teuere aber wesentlich komfortablere Alternative sind.