Heute liegt eine anstrengende und lange Etappe vor uns, deshalb wollen wir recht früh los. Um 6 Uhr 30 stehen wir auf und packen so leise wie möglich (nur wenige Meter und ohne Wände und Türen von uns getrennt schlafen noch weitere im Lager) den Schlafsack in seinen wasserdichten Beutel. Die anderen Sachen haben wir bereits gestern in den Rucksack verstaut.
Wir schleichen an den Schlafenden vorbei, die Treppe hinunter und in den noch leeren Aufenthaltsraum, in dem wir wenig später frühstücken.
Bereits Viertel vor Acht wandern wir los und wieder geht es direkt von der Hütte steil bergan für ungefähr 300 Höhenmeter. Schwitzend und schnaufend geht es recht zügig zurück auf über 1000 Meter.
Die Wolken sind mittlerweile etwas höher gestiegen, so dass der bereits befürchtete Nebel ausbleibt. Bei schlechter Sicht hätten wir auf dieser Etappe Probleme bekommen, denn einen eigentlichen Pfad gibt es auf dem Granitboden nicht. Der Weg ist durch rote Ts markiert, die rote Farbe ist hier aber oft schon sehr verblasst und die Wegmarkierer sind auch recht sparsam mit der Farbe umgegangen. Immer wieder müssen wir stehen bleiben und nach den Ts Ausschau halten. Steinmännchen sind hier auch recht selten und fallen bei den vielen Steinen um uns herum kaum auf.
Immer wieder geht es recht glatte Platten hinauf und hinunter und wir müssen sehr konzentriert gehen, um nicht auszurutschen.
Das Wetter ist heute nicht gut und es sieht so aus, als ob die Regenfront uns verfolgt aber nicht einholt. Nur als wir eine Pause einlegen, müssen wir uns unter unserer Plane vor dem Nieselregen schützen. Die Regenjacken ziehen wir zeitweise über, weil es immer mal wieder recht windig wird. Aber insgesamt sind wir mit dem Wetter auf der heutigen Etappe zufrieden, denn der Hüttenwart hat uns vor Schlechtwetter, tiefen Temperaturen, Sturm etc. gewarnt. Auch vor den steilen Stellen, wo ein Fehltritt sofort mit dem Tod bestraft wird. Den Weg ist er aber selbst noch nie gegangen, vielleicht weil er an seine eigenen Geschichten glaubt.
Als wir an einer solchen steilen Stelle ankommen sehen wir unten einen Mann in gelber Regenjacke auf einem Stein sitzen. Im Näherkommen erkennen wir, dass dort Steffen sitzt, der Norweger, den wir in der Kringlvatn Hütte kennengelernt hatten. Er erzählt uns noch von einigen seilgesicherten Passagen, die noch vor uns liegen. Sie sollen aber nicht weiter schlimm sein und der Weg anschließend flach.
Tatsächlich sind die Seilsicherungen für uns fast überflüssig, nur die künstlichen Tritte, die an einigen heiklen Stellen montiert wurden, nutzen wir gerne, um durch ein steiles Blocksteinfeld zu gelangen.
Danach wird es, wie von Steffen beschrieben, flacher, und wir gelangen zu der Grauthelleren Hütte, wo ein norwegisches Ehepaar für eine Woche den Hüttenwachtdienst übernommen hat.
Irgendwie wirken sie auf uns anfanggs recht desorientiert, da sie erst meinen, man müsste ein Zimmer reserviert haben, um dort übernachten zu können.
Nach einem Fruchtcocktail und der Katzenwäsche entdeckt Petra in einem Regal Quirkel, eines unserer Lieblingsspiele, so dass wir ausnahmsweise nicht Kniffeln sondern Quirkeln.
Später taucht noch ein Norweger in der Hütte auf, der sich hat umbenennen lassen in Amadeus Pontifex und zwei weiteren Namen, die ich nicht verstanden habe. Ich finde, das reicht schon aus, um ihn zu beschreiben.