Zunächst über Asphalt, dann über Schotter ging es heute circa 8 Kilometer bis zu einem Parkplatz im Båsdalen. Dort fingen einige Wanderwege an und wir nahmen den Richtung Kviltjønna. Ab dort ging es dann wieder weglos weiter.
Dieses weglose Querfeldein ist eigentlich eine schöne und spannende Sache. Man lernt, sich besser zu orientieren und auch einen Weg in der Landschaft zu finden, den man auch gehen kann. Aber egal wo wir waren, alle paar Minuten trifft man auf Spuren von Menschen, die bereits hier waren. Die meisten stammen von Anglern und Jägern, denn reine Wanderer sind hier selten unterwegs.
Wir folgen hier dem E1, einem Wanderweg, der vom Nordkap bis nach Sizilien führt. Doch abgesehen von einem Denkmal am Nordkap habe ich nirgends einen Hinweis in der freien Natur zu diesem Weg gefunden. Auch die Informationen zu den einzelnen Abschnitten sind recht grob. So setzt sich die heutige Etappe aus circa 12 Geraden zusammen, die den 20 Kilometer langen Weg beschreiben.
In der Realität kann man diesen Geraden überhaupt nicht folgen, da ständig irgendwelche Hindernisse im Weg sind. Manche davon können auch hohe, steile Berge sein, so wie es heute der Fall war.
Über einen Pass haben wir uns eine fast alpine Strecke ausgesucht. Das war zwar nicht Klettern, aber auch nicht mehr das, was ich unter Wandern verstehe.
Da die Landschaft ab einer gewissen Höhe recht felsig war und man schon fast eine Ebene vor sich hatte, konnten wir erkennen, dass uns der E1 direkt auf eine steile Felswand führte, die im oberen Bereich noch große Schneefelder aufwies. Da wollte ich nicht rüber.
Gut, dass wir genau zu dieser Zeit zwei Angler entdeckten, die im Fjell eine Pause machten. Diese habe ich nach einem möglichen Weg zu unserem Ziel gefragt und sie kannten sich hier gut aus. Nach ihrer Beschreibung habe ich meine Navigationslinie korrigiert und wir sind dann ihrem Weg gefolgt.
Vor 3 Wochen bekam ich eine Entzündung im rechten Knöchel, sehr wahrscheinlich hervorgerufen durch einen Mückenstich. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen, wenn mein Schuh nicht genau auf diese Stelle gedrückt hätte. Also habe ich den Schuh etwas lockerer geschnürt, was eine Abschürfung auf der anderen Knöchelseite verursacht hat. Dann kamen die sumpfigen Passagen und mit ihnen tagelang nasse Füsse. Die offene Wunde ist nicht zugegangen, so dass ich meinen Wanderschuh nur als Halbschuh geschnürt habe. Das wiederum hat dann im Sumpf zu erhöhter Reibung an der Ferse geführt, so dass nun auch diese Wund wurde. Durch die langen Etappen hat sich das nun alles noch verschlimmert. Heute musste ich unsere letzte Schmerztablette nehmen, um überhaupt einigermaßen vorwärts zu kommen. Anscheinend bin ich auch heute lange Zeit mit angewinkelten Zehen gewandert, denn nun habe ich auch noch eine dicke Blase unter einem Zehnagel. Was das nun alles für unsere restliche Wanderung bedeutet, wissen wir noch nicht. Aber nach der morgigen Etappe wollen wir irgendwie mit Bus, Anhalter oder Taxi nach Røyrvik, um dort erst mal ein paar Ruhetage einzulegen.
Aufgrund der Probleme mit meinem rechten Fuß konnten wir unser geplantes Ziel nicht erreichen und haben wenige Kilometer vorher gezeltet. Leider wurde es extrem windig, kaum dass das Zelt stand und eingerichtet war. Also haben wir die Heringe herausgezogen und das Zelt in den Windschatten des Hügels wenige Meter weiter getragen und aufgebaut. Nur war dort der Untergrund sehr wellig, so dass unsere Nacht alles andere als erholsam wurde.