Etappe 9: Die Zivilisation hat uns wieder

Paul ist direkt nach dem Frühstück los, während wir in Ruhe alles zusammengepackt und aufgeräumt haben. Die Zimmer mussten noch gefegt und die Wasservorräte aufgefüllt werden. Ungefähr gegen 8 und somit fast 1 Stunde nach ihm sind wir dann zu unserer letzten Etappe aufgebrochen

Heute Morgen lagen die Temperaturen bei weit unter 10 Grad minus. Das ist zwar kalt, aber im Vergleich zu den ersten Tagen merkbar wärmer. Ich habe daraufhin zum ersten Mal auf dieser Tour keine lange Unterhose angezogen.

Im Sommer müssen die Wanderer mit einem Ruderboot über den See gelangen. Da es insgesamt nur 2 Boote gibt und immer eines auf jeder Seite des Sees liegen muss, ist es notwendig, diese Strecke drei Mal zurückzulegen. Da vielen das zu beschwerlich und langwierig ist, kann auch ein Motorboot gerufen werden, was aber Geld kostet.

Diese Probleme hatten wir natürlich nicht, denn der See war noch mit einer dicken Eisschicht bedeckt, und so konnten wir die ca. 800m zu Fuß zurücklegen. Direkt am gegenüberliegenden Ufer begann der steile Anstieg, der an dem 300m höher gelegenen Pass endete.

Kurz nach dem Start auf dem See

Es wurden mehrere kleinere Pausen eingelegt, da häufig die Kleider gewechselt wurden. Ich hatte am Ende nur noch mein Netz-Shirt und die Goretex-Jacke am Oberkörper. Nur in den Pausen habe ich noch die dünne Daunenjacke übergeworfen.

Blick Richtung Norwegen

Schnell hatten wir die Baumgrenze überschritten und uns empfing eine Schneelandschaft, bei der es weder Bäume, Sträucher oder Steine gab. Es wirkte fast wie in der Arktis. Nach dem Pass führte uns der Weg für einige Kilometer fast flach auf die andere Bergseite. Dann ging es noch steiler als am Vortag hinunter zum See Akkajaure an dem unser Ziel – die Hütte Vakkotavare – lag. An diesem See liegt auch etwas weiter westlich die Fjällstation Ritsem, in der Petra und ich schon auf der Tour nach Sulitjelma übernachtet haben.

Bevor es an den Abstieg ging, hat Ines von ihren Skiern auf Schneeschuhe gewechselt, da gestern die steileren Abschnitte auf Skiern kaum zu bewältigen waren. Heute hatten auch Petra und ich größere Probleme, da sich an den steilsten Passagen die Gestänge der Pulka verkantet haben und der Schlitten immer seitlich an einem vorbei rutschen wollte. Nach einigen unfreiwilligen Kontakten mit dem Schnee kamen wir alle gesund und munter an der Vakkotavare Fjällstuga an.

Noch sind wir nicht über den Berg

Hier erwartete uns bereits Paul und wir haben uns auch nicht lange aufgehalten, sondern begannen fast sofort das Gepäck, die Schneeschuhe und die Pulkas in den Transporter zu packen, der auf dem gegenüber der Hütte liegenden Parkplatz bereitstand.

Danach traten wir auch schon die 4 stündige Rückfahrt Richtung Älvsbyn an. Die erste Stunde ging es zunächst an dem See Akkajaure entlang. Dies ist ein Stausee, bei dem auch im Winter Wasser abgelassen wird. So kommt es, dass sich die Eisdecke absenkt, auf Felsen trifft, wo sie dann aufgebrochen wird. Im Uferbereich konnten wir oft mit blau leuchtendem Eis bedeckte Felsen sehen, die aus der sie umgebenden Eisdecke herausragten.

Es wurde noch ein kurzer Zwischenstopp in Jokkmokk eingelegt, um in dem dortigen Supermarkt und Alkoholladen die letzten Besorgungen für das Abendessen und den Rückflug machen zu können.

Älvsbyn hat sich in den 9 Tagen unserer Tour etwas verändert, denn hier herrschte bei Sonnenschein Tauwetter und alle Straßen und Gehwege waren inzwischen schneefrei. Auch auf vielen Dächern rutschte der Schnee immer weiter Richtung Dachkante.

Im Gästehaus angekommen, haben wir zum ersten Mal seit 10 Tagen richtig duschen können. Danach fing auch schon das Umpacken unseres Gepäcks an, während Corinne ein typisch schwedisches Gericht zubereitet hat: Pyttipanna. Dies war ursprünglich ein Resteverwertungsessen, doch nun hat es sich zu einer eigenständigen Mahlzeit entwickelt, die aus klein gewürfelten Kartoffeln und kleingeschnitten Gemüse (Grünen Bohnen, Zwiebeln, Blumenkohl, Brokkoli, …) besteht. Dazu gab es Rotebeete, Spiegelei, Bier, Rot- und Weißwein.

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