Morgens war wieder kein Wasser da und das Wasserloch war eine viertel Stunde Fußmarsch entfernt. Einer der Schweden ist dann erneut mit dem Mobil losgefahren, um die Kanister aufzufüllen. Einer seiner Freunde sprach uns daraufhin zu unserer Überraschung auf Deutsch an. Er erzählte, dass er unsere Sprache in der Schule gelernt und seit dem nie gebraucht hat und deswegen nur recht schlecht sprechen kann, was unserer Ansicht nach überhaupt nicht der Fall war, denn er sprach recht flüssig und verständlich.
Da der Holzvorrat in unserem Zimmer recht gering war, haben Petra und ich erneut Holz gesägt und gehackt, damit die nächsten, die in diesem Zimmer schlafen werden, nach der Ankunft ein volles Holzlager vorfinden und direkt einheizen können.
Corinne verzweifelt an uns, da wir, egal welche Zeit sie als Startzeit definiert, immer eine halbe Stunde vorher fertig sind. So auch heute.
Losgegangen sind wir bei Sonnenschein. Immer dem zugefrorenen und somit kaum erkennbaren Fluß folgend, ging es langsam aufsteigend Richtung Pass.
Kurze Zeit später zog sich eine Wolkendecke vor die Sonne, und mit einem Schlag fanden wir uns in einer Welt wieder, die nur aus Schwarz und Weiß zu bestehen schien. Bis auf unsere Ausrüstung war keine Farbe mehr vorhanden. Selbst die roten Markierungen wirkten Grau.
Nicht nur gab es keine Farben zu sehen, auch der Boden mit seinen ganzen Unebenheiten war kaum erkennbar, was das Gehen beschwerlich machte.
Nach einer Stunde haben wir eine kurze Pause eingelegt und kurz darauf kamen schon die 4 Schweden auf ihren 2 Skidoos schwer bepackt an uns vorbeigefahren. Vom Pass her kam uns ein Brite entgegen, der seine Skier trug und lieber gegangen ist, da er sich bergab nicht sicher fühlte. Zufälligerweise hat er vor einigen Tagen Paul getroffen und frage uns, ob wir mit dem Veranstalter unterwegs seien, zu dem auch Paul gehört.
Je näher wir dem Pass kamen, desto steiler wurde es. Leichter Schneefall setzte ein. Als wir ungefähr auf Passhöhe waren, wurde es wieder flacher, bevor es dann recht steil durch einen Birkenwald zur Teusajaure Fjällstuga hinunterging.
Auf Schneeschuhen stellte die steile Passage im Wald kein größeres Problem dar. Wir mussten uns nur recht weit zurücklehnen, damit die Pulka uns nicht nach vorne drückte. Für einen Skifahrer sah das schon anders aus, da mit Schneeflug bei der Steilheit und dem Druck der Pulka ein Abbremsen nur sehr schwer möglich war. An langgezogene Kurven war in dem engen Wäldchen auch nicht zu denken. Darum hat Corinne Ines‘ Pulka zusätzlich genommen und vor sich her manövriert.
An der steilsten Stelle sind aber alle irgendwie gescheitert und saßen mindestens ein Mal im Schnee, aber da war die Hütte auch bereits in Sichtweite.
Sie lag direkt an einem See und wie immer wurden wir vom Hüttenwart freundlich empfangen. Er hatte eine sehr dicke Pelzmütze auf, erzählte aber, dass man nun deutlich den beginnenden Frühling merken würde, die Temperatur lag nämlich heute morgen unter 10 Grad minus.
In der Hütte waren bereits 2 Dänen, die hier nach 2 Tagen Skitour eine Ruhetag einlegen mussten, da beide sehr üble Blase und fast eitrige Wunden an den Füßen hatten. Petra hat sie noch mit einem Spray zur Wundbehandlung versorg und ich habe mich lange mit ihnen unterhalten. Wie sich herausstellte, haben beide lange Zeit an der Ostküste Grönlands gearbeitet und einer will dieses Jahr erneut nach Grönland, um den Arctic Circle Trail zu gehen, den ich ja bereits mit Christian gemacht hatte.
Später kam laut fluchend, polternd und stöhnend ein Schwede in die Hütte. Wenn man ihn so sah und hörte, kam der Eindruck auf, dass er unheimlich schwere Bedingungen, extremes Wetter und überhaupt eine Meisterleistung vollbracht hat. Drum musste er sich auch noch mitten in der Küche auf dem Boden liegend dehnen.
Paul, der die gleiche Strecke wie er zurückgelegt hat, sah hingegen überhaupt nicht beansprucht aus. Er ist einen Tag früher angereist, um uns entgegenzugehen. Morgen geht er mit uns die gleiche Route zurück, wo dann am Ziel der Transporter steht, mit dem er uns zurück nach Älvsbyn fahren sollte.
Erneut hat uns Corinne am Nachmittag eine leckere Suppe gekocht, danach lagen wir lange Zeit in einem vollkommen überheizten Schlafraum und haben gelesen.
Anschließend habe ich am sehr nahen Wasserloch unseren Kanister aufgefüllt. Dies ging ausnahmsweise problemlos.
Punkt 18 Uhr sind die Damen in die Sauna und kamen nach einer halben Stunde zurück und meinten, dass nun die Sauna leer sei. Also konnte ich bereits eine halbe Stunde früher hinein (normalerweise war diese erst ab 19 Uhr für die Herren vorgesehen). So saß ich vollkommen alleine in dem sehr heißen Raum, habe zwei Aufgüsse gemacht, mich draußen abgekühlt und dann ausgiebig gewaschen.
Zum Abendessen gab es Tortellini mit Gemüsesauce. Da ich normalerweise Tortellini nicht mag, habe ich mir ein Fertiggericht, das ich wohlweislich eingepackt hatte, zubereitet. Allerdings war dies eigentlich überflüssig, denn auch die Tortellini haben mir geschmeckt.