Vor einigen Tagen hatte ich ja schon erwähnt, dass sich die Schnallen an meinem Rucksack ständig verstellen. Gestern haben wir dann entdeckt, dass sich sogar die Naht, mit der der rechte Schulterriemen befestigt ist, halb aufgelöst hat. Heute habe ich mit der Ahle von unserem Taschenmesser und einer stabilen Schnur provisorisch das Ganze wieder geflickt. Aber langfristig muss ein neuer Rucksack her.
Zu diesem Dilemma kommt leider nun auch eine Magenverstimmung. Keine Ahnung, wie ich mir diese zugezogen habe, aber der Durchfall wird nicht besser.
Damit durch das nun folgende weglose Gebiet weiterzuwandern, wäre leichtsinnig. Wir überlegen mögliche Alternativen. Die beste scheint uns, in das 50 Kilometer entfernte Verdalsøra zu kommen. Dort könnten wir auch direkt einen neuen Rucksack kaufen.
Also rufe ich ATB an, den öffentlichen Verkehrsanbieter, doch am Sonntag gibt es hier keine Anbindung.
Genau in diesem Moment erscheint ein Wanderer an unserer Hütte. Es ist ein Deutscher aus Rheine, der den NPL etappenweise läuft und jedes Jahr drei Wochen weitergeht. Dieses Jahr ist er bereits eine Woche unterwegs. Er ist heute sehr früh losgegangen, damit er noch vor dem angekündigten Regen an der Hütte ist oder sogar noch ein paar Stunden weitergehen kann.
Er bereitet sich schnell eine Dose Lapskaus aus dem Proviantlager zu und während dessen unterhalten wir uns über die anstehenden Etappen. Danach packt er alles wieder zusammen und geht Richtung Gaundalen weiter.
Nur wenig später fängt es an zu regnen. Wir wissen nicht, ob wir den Rheiner beneiden oder bedauern sollen. Aber immerhin ist die Veresstua eine recht schöne Hütte für einen Ruhetag.
Ich bin gerade mal wieder dabei, eine Kniffelpartie zu verlieren, als ein Wagen vor der Hütte anhält und ein Mann aussteigt. Er kommt in die Hütte, grüßt und nimmt sich einen der vielen Schlüssel, die an verschiedenen Haken neben der Tür hängen und geht in einen Raum, der erst vor kurzer Zeit an die Hütte angebaut wurde.
Ich frage ihn, ob er zufällig gleich nach Verdalsøra fährt und ob er uns mitnehmen kann. Er sagt, dass sei kein Problem, er nimmt uns gerne mit und würde so in zehn Minuten losfahren. Hektisch packen wir unsere Rucksäcke, fegen die Hütte und schließen alles ab.
Der Norweger ist mittlerweile mit seinen Arbeiten am Anbau fertig und wir fahren los. Die Fahrt dauert ungefähr eine Stunde. Wir erfahren, dass er mit dem DNT eigentlich nichts zu tun hat, sondern nur in ihrem Auftrag ein Teil der Arbeiten an dem Anbau gemacht hat, was für ihn recht praktisch ist, da quasi direkt nebenan seine eigene Hütte steht. So konnte er auf dem Rückweg von seiner Hütte nebenbei die Kleinigkeit an der DNT-Hütte reparieren. Er liebt es besonders im Winter hier unterwegs zu sein. Dieser Winter war wohl extrem schlecht, denn er und seine Freunde konnten aufgrund von Schneemangel die übliche Mehrtagestour nicht durchführen. Er zeigt uns den riesigen Wasserfall der Skjækra, die das gleichnamige Tal entwässert, durch das wir vor drei Jahren schon mal gewandert sind. Und wir erfahren, dass der Ort Stiklestad, der kurz vor Verdalsøra liegt, eine große Bedeutung bei der Christianisierung Norwegens gespielt hat.
Eine kurzweilige und interessante Fahrt, die direkt vor unserem Hotel endet. In unmittelbarer Umgebung vom Hotel sind ein Lebensmittelladen, eine Apotheke, ein Sportgeschäft, mehrere Restaurants und der Bahnhof. Also alles, was wir brauchen.
Unser Plan sieht momentan so aus, erst Mal hier zu bleiben, bis es mir wieder besser geht. Das wird eventuell ein paar Tage dauern. Anschließend werden wir die acht Etappen bis Røyrvik überspringen, in dem wir mit dem Zug bis Namsskogan fahren und von dort mit einem Taxi zum Limingen Gjestgård, wo das erste Versorgungspaket auf uns wartet. So haben wir den Zeitverlust wieder wettgemacht. Eventuell holen wir diese Etappen nach, nachdem wir das Nordkap erreicht haben.
Gute Besserung 😇lieber Andreas
Erhole dich gut !
Liebe Grüße an Petra
Hallo Kerstin,
Vielen Dank. Seit gestern Abend geht es mir wieder gut, konnte gerade die erste richtige Mahlzeit zu mir nehmen.
Liebe Grüße,
Andreas & Petra
Hallo,
ich hoffe Andreas, daß es Dir wieder besser geht und Ihr Euer Tour mit neuem Rucksack fortsetzen könnt.
Grüße Christian
Hi Christian,
Hat etwas länger gedauert als gehofft, doch nun geht es meinem Magen wieder gut und ich kann wieder einigermaßen essen und trinken. Der neue Rucksack ist zwar schwerer aber wesentlich bequemer als der alte.
Übermorgen geht’s weiter.
Grüße, Andreas