Als wir aufstehen, sehen wir durch das Fenster eine Herde Rentiere, die gemütlich in dieser stillen Morgenstunde zwischen den Hütten das saftige Gras frisst. Wir machen unzählige Fotos. Auch als wir vor die Hütte gehen, lassen sie sich kaum von uns stören. Ein schöner Moment.

Heute geht es zur Alm Ljønasvollen, wo ich uns ein Zimmer, Abendessen und Frühstück bestellt habe. Wie gestern, so starten wir in Regenmontur, denn es nieselt. Aber wirklich nur wenig und der Wind hat abgeflaut.


Doch dafür sind die Wege hier noch steiniger. Wir kommen kaum voran und nach zwei Stunden haben wir gerade erst mal etwas über vier Kilometer geschafft. Eine erste grobe Hochrechnung ergibt eine Ankunftszeit von 20 Uhr. Unser Abendessen ist in Gefahr, doch schneller geht es nicht.


Aber das Wetter ist heute wesentlich angenehmer, wir fotografieren mehr und legen auch längere Pausen ein.



Heute müssen wir nach lange Zeit mal wieder furten, was aber kein Problem darstellt. Das Wasser ist nicht übermässig kalt, die Strömung nicht stark, der Fluß an der Furt nicht sehr tief und es ist ein Seil gespannt, an dem man sich festhalten kann. Problematischer sind dagegen die Querungen der „kleinen“ Bäche, denn die sind nun mehr als doppelt so breit wie normal und die Steine, über die man normalerweise geht, liegen tief im Wasser.



Nach etwa vier Stunden sehen wir vor uns eine dreiköpfige Gruppe. Als wir näher kommen, höre ich einige deutsche Sprachfetzen, darum grüße ich direkt auf deutsch und wir kommen ins Gespräch. Wir unterhalten uns lange über ihre und unsere Touren, Ausrüstung (sind Regenhosen besser als Regenröcke?), Rucksackgewicht, DNT und DAV, Notrufgeräte etc. Der Sohn trägt 25 Kilo, da er einen Teil der Ausrüstung seiner Mutter trägt. Der Vater hat so wie wir 17 Kilo auf dem Buckel. Die drei schlafen hier meistens in frei zugänglichen Statskog-Hütten. Mit DNT-Hütten haben sie noch gar keine Erfahrungen.

Irgendwann wird der Weg tatsächlich besser und wir kommen fast doppelt so schnell voran. Fast zur gleichen Zeit hört der Regen auf und – Jubel- und Fanfarenklänge – blauer Himmel und Sonnenschein kommen hervor. Die letzten Stunden machen so noch mehr Spaß, die Sicht ist besser, die Farben bunter, die Steine trocken und nicht rutschig.

Gegen halb sechs erreichen wir dann im strahlenden Sonnenschein die herrlich gelegene Alm. Wir sind heute die einzigen Gäste und schlafen in einer uralten Holzhütte, deren Inneneinrichtung einem Museum gleicht.

Die alte Frau, die uns das Essen serviert und es sicherlich auch zubereitet hat, kann kaum laufen und sie zittert so stark, dass das Essen fast aus den Schüsseln schwappt. Aber es kommt alles vollständig auf unseren Tisch.

Es gibt Rømmegrøt, eine norwegische Spezialität, die wir schon etliche Male in den Hütten bekommen haben. Dieser Brei wird aus Butter, Milch und Mehl hergestellt und mit viel Zucker und Zimt gewürzt. Dazu gibt es rohen Schinken, Flatbrød, Kartoffeln und Sauerrahm.


Nach dem Essen heizen wir unsere Hütte ein, um die nassen Klamotten zu trocknen. Inzwischen hat sich die Sonne zugunsten des Regens wieder verzogen, mal sehen, wer von den beiden morgen gewinnt.
Die heutige Etappe in Zahlen
Kilometer
Gesamt | 24 |
Auf Asphalt | 0 |
Auf Schotter | 0 |
Auf Wanderwegen | 24 |
Querfeldein | 0 |
Höhenmeter
Bergauf | 290 |
Bergab | 260 |
Geschätzte Gehzeit
8 Stunden