Etappe 3: Kaltstart

24 Grad minus waren es heute Morgen, als ich das erste Mal aus der Hütte herausgegangen bin.

Petra, kurz nach dem sie von draußen hineinkam

Da kein Wasser mehr in der Hütte vorhanden war, sind Petra und ich noch vor dem Frühstück zum Wasserloch mit zwei leeren Kanistern gegangen. Hierzu mussten wir zur Sauna hinunter und dann noch einige Meter tiefer zum zugefrorenen Fluß. Diesem sind wir dann noch ca. 100m gefolgt, bis wir fast unterhalb der Brücke das mit einem Holzbrett abgedeckte Loch entdeckten.

Unterhalb der Brücke kann man hier noch das abgedeckte Wasserloch sehen.

Neben dem Loch lag eine Schaufel, ein Trichter und eine schwere Eisenstange mit einer keilförmigen Spitze. Wozu diese gedacht war, wusste ich sofort, als wir das Brett vom Loch weggeschoben haben. Das Loch war zugefroren! Und nicht nur mit einer zarten dünnen Eisschicht, nein, diese war mehrere Zentimeter dick. Es wieder freizupicken hat einige Minuten gedauert. Hierbei klebten meine Handschuhe aufgrund der Kälte immer wieder an dem Eisen fest.

Als wir dann den Eimer ins Wasser eintauchen wollten, mussten wir feststellen, dass er nicht durch das Loch passte. Also habe ich wieder mit der Eisenstange hantieren müssen. Irgendwann konnten wir den Eimer einige Zentimeter liegend unter Wasser drücken, so dass er sich ca. zum Viertel füllte. Mittels Trichter gossen wir das Wasser in den ersten Kanister, der ungefähr 50l Volumen hatte. Es war eine mühselige Arbeit, diesen zu füllen. Als wir fertig waren, hatten wir keine Lust, auch noch den zweiten zu füllen und sind wieder zurückgegangen. Auch das war nicht so einfach, denn der Weg war steil und rutschig und der Kanister recht schwer.

Aufbruch um 10 bei -20

Da unsere heutige Etappe recht kurz sein sollte, haben wir uns Zeit gelassen und sind erst gegen 10 Uhr losmarschiert. In der Zwischenzeit hatte es sich auf mollige 20 Grad minus erwärmt.

Direkt hinter der Hütte ging es hinunter zum Fluß

Als ich den Hügel hinter der Hütte hinuntermarschiert war, habe ich mich umgedreht und bemerkt, dass keiner folgte. Es dauerte bestimmt eine viertel Stunde, bis die anderen kamen, denn Ines hatte Probleme mit der Bindung, sie war ja nicht mit Schneeschuhen unterwegs, sondern mit Skiern. Die Bindung wollte nicht einrasten, sie war wohl eingefroren. Also war Ines gezwungen, ihre ersten Schritte mit Schneeschuhen zu unternehmen. Das hat ihr überhaupt nicht gefallen, denn mit Skiern ist es wohl nicht so anstrengend, man muss sie nicht bei jedem Schritt hochheben und kann sie stattdessen gleiten lassen. Nach einiger Zeit war sie es leid und hat noch mal die Skier ausprobiert. Nun hielt die Bindung.

Hier gab es keine Schneemobilspuren mehr

Heute war es recht diesig, der Himmel war die meiste Zeit zugezogen. Gegen Mittag setzte leichter Schneefall ein, der auch den restlichen Tag andauern sollte.

Berge im Gegenlicht
Frischer Schnee

Die gesamte Strecke war angenehm flach, nur die letzten 3km ging es immer steiler bergauf, was in einem recht anstrengenden Schlußanstieg zur Hütte gipfelte.

Die Tjäktja (sprich: Schecktscha) Hütte

Auch diese Hütte war fast komplett gefüllt. Auch die 18 Waliser waren hier (eventuell auch 3 weniger, da es einige Ausfälle bei ihnen gab). Neben den alten Bekannten von den vorherigen Hütten haben wir auch einen Münchener kennengelernt, der hier alleine unterwegs war. Ihn haben wir auch später beim Wasserholen beobachtet. Das Wasserloch lag auch dieses Mal wieder direkt unter einer Brücke, doch er hatte den Weg hinunter zum Fluß nicht gefunden und versuchte es an einer so steilen Stelle, dass der Hüttenwirt besorgt losgegangen ist, um ihm zu helfen.

Die Hüttenwirte arbeiten ehrenamtlich für 3-5 Wochen und wohnen in einer separaten Hütte. Außerdem haben sie den Luxus, dass ihnen ein separates Plumpsklo zugewiesen ist. Damit es die normalen Hüttenbewohner nicht benutzen, wird es immer mit einem Vorhängeschloß gesichert. Falls ein Laden vorhanden ist, regelt er den Verkauf der Waren. Außerdem empfängt er alle Wanderer und weist ihnen ihre Betten zu, nachdem er sie über ihre Pflichten aufgeklärt und die Infrastruktur der Hütte erklärt hat. Abends kommt er in alle Räume und kontrolliert, ob brennbare Sachen zu nahe am Ofen sind. Er erklärt allen, dass die Kerzen auszublasen und die Gaszufuhr abzustellen ist. Angeblich muss er auch den Inhalt der Plumpsklos verteilen, so dass für die kommenden Geschäfte noch Platz vorhanden ist. Dies habe ich aber nie beobachten können. Die Sauna wird von ihm auch eingeheizt. Und (ganz besonders im Winter wichtig): er verkündet den aktuellen Wetterbericht.

Typischer Wegweiser an einer Hütte: Slask = Schmutzwasser, Vedbod = Holzhütte,

Uns wurde ein 6 Personen Zimmer zugewiesen, wobei die 2 überzähligen Betten später mit 2 jungen Franzosen belegt wurden. Direkt unserem Zimmer gegenüber befindet sich der mit Gas beheizte Trockenraum, in dem wir unsere Schuhe trocknen konnten.

Als Zwischenmahlzeit hat Corinne uns heute eine Gemüsesuppe gemacht. Wie bei fast all ihren Gerichten mussten wir nachsalzen, aber ansonsten war sie lecker und die warme Mahlzeit tat nach der Kälte richtig gut.

Die restliche Zeit haben wir mit Schlafen, Lesen und Unterhalten verbracht, während es draußen immer ungemütlicher wurde. Der Schneefall wurde stärker und die Sicht immer schlechter. Und der vom Wirt vorgetragene Wetterbericht für morgen hörtd sich nicht besser an. Einziger Lichtblick: Der angesagt, starke Wind kommt für uns von hinten, so dass der stark fallende Schnee an uns vorbeigeweht wird.

Hinten die Schlaf- und rechts die Holzhütte.

Die Waliser haben die Küche so eingeheizt, dass ein Saunabesuch heute überflüssig war. Und Corinne hat heute ein sehr leckeres Nudelgericht zubereitet. Wie immer, gab es auch hiervon reichlich, so dass etwas übrig blieb.

Warten auf das Essen

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