Diese Nacht war zwar wesentlich besser, doch der nächtliche Lärm in dieser Stadt ist wirklich unerträglich. Der Vergleich mit Ballermann ist meiner Ansicht nach gerechtfertigt, da hier wieder laut krakelende Gruppen durch die Straßen gezogen sind.
Punkt 7:15 wurden wir tatsächlich von unserem persönlichen Travel Agent abgeholt und zum Busbahnhof gebracht. Dort haben wir die Tickets für den Bus bekommen, uns wurde eingebleut, dass wir gegen 11:30 in den Bus nach Chitwan umsteigen müssen und dass wir am Zielort von einem Wagen unseres Hotels abgeholt werden.
Der Bus hat bequeme Sitze, Air Condition und WiFi. Letzteres war uns egal, doch für die koreanische Reisegruppe war das von höchster Wichtigkeit, denn sie mussten ständig mit ihren Daheimgebliebenen whatsappen. Furchtbar!
Die ersten 40km aus Pokhara heraus haben fast 2 Stunden benötigt. Dieser Abschnitt war eine 40 km lange Szenerie aus Dreck, Unrat, Elend, Armut und Verzweiflung. Haus stand an Haus ohne Unterlaß entlang der Straße, die meisten Häuser sahen entweder halbfertig oder halb heruntergekommen aus. Man sah viele halbherzigen und gescheiteren Versuche, etwas Behaglichkeit in dieses Durcheinander zu bekommen. Überraschender Weise spielten mittendrin Kinder zwischen all dem Müll, kaputten Autos oder Bauschutt ausgelassen. Oder sie waren adrett in der Schuluniform gekleidet und auf dem Weg zur Schule. Vielleicht sieht dies alles nur für uns so heruntergekommen aus?
Wie auch immer, danach wurde es ländlicher und für das Auge lieblicher. Nach 2 Stunden gab es eine halbstündige Frühstückspause. Von dem Buffet haben wir uns aber nicht bedient. Nach weiteren 1,5 Stunden hatten wir sage und schreibe insgesamt seit dem Start 100km zurückgelegt und die nächste Pause war angesagt. Hier mussten wir den Bus wechseln, der uns dann direkt nach Chitwan bringen sollte.
Nach einer weiteren Stunde Fahrtzeit hatten wir die Berge hinter uns gelassen und wir waren in der Tiefebene, die Richtung Süden nach Indien führte. Hier wurde es immer voller, indischer, chaotischer. Autofahren möchte ich hier nie und nimmer, was für ein Verkehr! Aber wir haben nie einen Unfall gesehen, was eigentlich ein Wunder ist. Aber es wird auch nicht so schnell gefahren, wie bei uns. Und außerdem nimmt man wesentlich mehr Rücksicht aufeinander. Und die Huperei hat hier nichts mit Arroganz, Wut oder Rücksichtslosigkeit zu tun, sondern dient nur dazu, die Aufmerksamkeit der anderen auf seine Wünsche (z. B. genau jetzt überholen zu wollen) zu lenken. Dies klappt überraschend gut.
Gegen 2:00 waren wir an der kleinen, staubigen Endstation in Chitwan angekommen, wo tatsächlich ein Jeep bereitstand, um uns abzuholen. Es mag hier zwar für uns alles chaotisch und unorganisiert wirken, doch irgendwie klappt doch alles genau so, wie es soll.
Im Hotel wurden wir von unserem Nature Guide empfangen, der uns den restlichen Tagesablauf erklärte. Zuerst konnten wir auf unser Zimmer, dann gab es einen Lunch, danach die Besichtigung der Elefantenaufzuchtstation mit anschließender Dschungelwanderung. Zurück im Hotel sollten wir gegen 18:00 sein, dann folgen Diashow und das Dinner.
Auf den ersten Blick sah die gesamte Anlage, die Rezeption und auch unser ZImmer wirklich gut aus, doch wenn man genauer hinschaute, dann waren die Gebrauchsspuren und Vernachlässigungen der Jahre nicht zu übersehen. Doch es war sauber, gepfelgt und ruhig. Der Lunch war vegetarisch und OK, nur die ständig lauernden Kellner hinter uns haben etwas irritiert.
Mit zum ersten Ausflug kam auch ein Trio, das aus einem Crocodile-Dundee-Hut und Cowboy-Stiefeln tragenden Belgier, seiner phillipinisch stämmigen Frau und einem Amerikaner bestand. Weiterhin dem Fahrer, dem Natur Guide und seinem Gehilfen.
Da die Straße auf dem letzten Kilometer frisch asphaltiert wurde, mußten wir dieses Wegstück zu Fuß zurücklegen. Links und Rechts des Weges waren Reisfelder und primitiv aussehende Bauernhäuser. In der Elefantenstation waren ca. 10 Jungtiere, die einzeln unter auf Pfählen stehenden Dächern angekettet waren und sich ständig bewegten und Sandduschen nahmen. Die kleinsten unter ihnen durften sogar alleine herumlaufen, was natürlich für alle Touristen ein beliebtest Fotomotiv war.
Plötzlich gab es eine Unruhe und unser Hilfs Nature Guide winkte uns heran. Dort, nur ca. 200m entfernt am Dschungelrand, stand ein Nashorn. Schnell strömten alle Touristen weg von den Elefanten, hin zu dem Nashorn, wobei wir nicht näher als 100m herangingen, da diese schwerfällig wirkenden Tiere doch erstaunlich schnell und sehr gefährlich werden können.
Anschließend ging es durch den Dschungel, mit seinen fremden, exotischen Geräuschen. Gesehen haben wir noch weiterhin ein Rudel Rehe, das sehr nahe von uns fast unsichtbar und unbeweglich im Dickicht stand. Aber auch die Pflanzen, die uns unser Guide erklärt hat, die Termitenbauten, die Bärenspuren und überhaupt der Wald ansich waren sehr interessant. Nach zwei Stunden ging es dann wieder zum Hotel, wo für uns nach dem Dinner der Tag vorbei war.