Die Wiese ist noch taunass, als wir heute um acht aufstehen. Die Sonne lacht schon vom Himmel, doch ist sie um diese Zeit noch zu schwach, um unser Zelt zu trocknen. Wir frühstücken vor dem Zelt auf unserer Plane. Es gibt fünf Löffel Müsli mit Wasser und Milchpulver, dazu eine Tasse Kaffee. Kein Vergleich zum Frühstück gestern, doch das muss halt reichen.
Schnell packen wir unsere Rucksäcke und starten gegen halb zehn, was für uns recht spät ist. Aber auch unsere Mitwanderer sind nicht früher aus dem Bett gekommen und so sehen wir viele inzwischen bekannte Gesichter. Man grüßt sich und jeder geht seinen Weg. Für uns ist der Dialekt hier manchmal sehr schwer zu verstehen, so dass selbst Smalltalk recht mühselig ist.
Heute habe ich den Umweg über die Gipfel ersatzlos gestrichen, so dass es nur 550 Höhenmeter bei 13 Kilometer Strecke werden. Die Landschaft ist wirklich toll. Im Tal beherrschen Weiden mit Natursteinmauern das Bild, während es, je höher wir kommen, immer karger wird. Die Hügel sind hier oben mit Gras und mit Farn bewachsen, so dass grüne und rote (von den verwelkten Farnen) Töne vorherrschen, was auf uns einen recht künstlichen Eindruck macht.
Obwohl unsere Beine vom Vortag immer noch schwer sind, kommen wir doch erstaunlich gut voran. Ohne es darauf anzulegen überholen wir nach und nach all diejenigen, die vor uns gestartet sind. Nur ein österreichisches Paar, das wir bereits vom ersten Tag her kennen, ist schneller.
Nach den ersten verschwitzten 300 Höhenmetern, geht es noch mal richtig steil und mit Kletterpassagen versehen den Berg hinauf. Oben flacht es dann aber schnell ab und der restliche Weg hinunter nach Grasmere ist leicht zu meistern. Bereits gegen zwei Uhr treffen wir dort ein.
Der Ort ist wirklich malerisch, in einer parkähnlichen Landschaft stehen. Natursteinhäuser, die aussehen, als ob sie schon zu Shakespeares Zeiten gebaut wurden. Alles ist voller Wanderer und Touristen, denn hier befinden wir uns im Herzen des Lake Districts und zusätzliche ist mittlerweile eine der vielen Stationen im Leben des verehrten Dichters Wordsworth.
Da unser Zimmer erst ab drei Uhr fertig ist, kehren wir bis dahin noch in einem Cafe ein und kaufen einige Lebensmittel im Coop. Nach der Dusche und dem Aufhängen unseres klätschnassen Zeltes auf der Terrasse vor unserem Zimmer, gehe ich in den Garten und schreibe den Bericht zum Vortag, während Petra auf eine kleine Shoppingtour geht.
Während ich hier sitze donnern erneut zwei Jets der britischen Luftwaffe im Tiefflug über den Ort, um kurz darauf mit halsbrecherischen Manövern die Gipfel zu umrunden. Das alles sieht so aus, wie im Film Top Gun, schade nur, dass sie ausgerechnet hier im Nationalpark üben müssen.
Zum Tagesabschluss gibt es noch einen leckeres Pint Cidre und Fish & Chips in einem der vielen Pubs. Hier spricht man übrigens Pub nicht Papp aus sondern eher wie Puhb.