Ausgedörrt

Beim gestrigen Grillen haben wir mit den letzten Baguettestückchen einen kleinen bunten Vogel gefüttert. Dieser hat sich wohl heute morgen um 7 Uhr mit seinem schönen Zwitschern bedankt. Mit dieser musikalischen Begleitung haben wir unser Zelt abgebrochen und die Rucksäcke gepackt. Zum Frühstück ging es zur Rezeption, wo wir einerseits das Brot bekamen und andererseits eine Sitzecke hatten, an der wir bequem unsere Mahlzeit zu uns nehmen konnten.

Das Brot für unsere beiden langschläfrigen Wohnmobilisten hat Petra den beiden vor das Mobil gelegt, wo es alsbald von spielenden Kindern entdeckt wurde. Doch bevor sie sich der Tüte bemächtigen konnten, war Jürgen von Andrea geweckt zur Stelle und hat sie in Sicherheit gebracht.

Das haben wir aber nicht mitbekommen, denn wir waren zu diesem Zeitpunkt bereits wieder auf dem Zöllnerpfad unterwegs, der heute mit einem Sahnestückchen aufwarten konnte.

Auf ca. 100 Meter hohen Granitklippen ging der Pfad schwindelerregend an der Kante entlang und bot nach links eine schöne Heidelandschaft und nach recht ein tiefblaues, sonnenbeschienenes Meer. Der Pfad folgte dem Küstenverlauf um jede noch so kleine Kurve und schraubte sich an den Klippen steil hinauf, nur um am Höhepunkt wieder noch steiler zur nächsten Bucht abzufallen. 

Dieses Auf und Ab bot zwar tolle Ausblicke, doch der ständige Wechsel zerrte an Nerven und Kräften. Dennoch war es schön, hier entlangzuwandern. Diese Schönheit zog natürlich auch viele andere Wanderer und Spaziergänger an, so dass wir aus dem Bon-Jour-Rufen nicht mehr herauskamen. 

Der steilste Anstieg war übrigens von einem der Strände, über die der Weg uns heute führte, hinauf über die Düne zurück auf den Weg. Der Sand war so fein, weich und tief, dass man den Eindruck hatte, nur mit halber Geschwindigkeit vorwärts zu kommen, und dass bei doppelter Anstregung.

Auch auf diesem Abschnitt war der Zweite Weltkrieg allgegenwärtig, immer wieder sahen wir kleinere Bunker, und am Point du chèvre stand ein großes Kriegsdenkmal mit dem Spruch: Wir haben eine Schlachte verloren aber nicht den Krieg. Gegenüber war ein Turm auf einem abgesperrten Militärgelände, der an einen Flughafentower erinnerte. Seine Funktion erschloss sich uns nicht, da der nächste Flughafen etliche Kilometer entfernt lag.

In diesem Bereich des Weges war der Pfad recht steil und steinig. Doch an den Bergflanken wuchsen Farnwiesen, die mit ihrem saftigen Grün einen starken Kontrast zum Blau des Himmels und des Meers boten.

Irgendwann wurden wir von einem Paar überholt, die nicht grüßten und stur geradeaus blickend an uns vorbeigeeilt sind. Da ihr Tempo nur unwesentlich höher war als unseres, waren wir die nächsten Minuten direkt hinter ihnen. Die Frau stolperte mehr, als dass sie ging, ihrem Mann hinterher, der im Laufen umständlich seine Jacke auszog, da ein Stehenbleiben uns Vorbeilassen bedeutet hätte. Da wurde es uns zu blöde und wir haben erst mal eine kurze Pause eingelegt, um ihnen genügend Vorsprung zu geben.

Auch an diesem Tag war es mir wesentlich zu heiß. Ausgedörrt sind wir in Morgat angekommen, konnten dort aber an der Strandpromenade kein Lokal finden, wo wir einkehren wollten. Erst später, bereits im Aufstieg nach Crozon, sahen wir ein Café, wo wir uns kühlen Cidre bestellt haben. Nach dieser Erfrischung waren die letzten zwei Kilometer zum Campingplatz schnell abgewandert.

Gegessen haben wir in der Pizzeria dem Campingplatz gegenüber, wo wir die beiden Iren und die Rezeptionistin vom Vortag wiedergesehen haben. Nach der Boule-Partie stand es dann übrigens 4:1.

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