Tag 20: Schlechte Nachrichten

Haukeliseter ist ein beliebter Startpunkt für Wanderungen in der Hardanger Vidda. Dieses große Naturschutzgebiet ist quasi die Wiege unser Wandererkarriere, denn hier haben wir vor über 30 Jahren unsere erste Mehrtagestour unternommen. Die Ausrüstung war zusammengeliehen, alles war viel zu voluminös, zu schwer und wenig zweckmäßig und wir waren vollkommen unerfahren. Dennoch hat es uns sehr gut gefallen. Unsere erste richtig lange Wanderung durch Norwegen begann genau hier in Haukeliseter und auch an diesen Urlaub denken wir gerne zurück.

Deshalb wollen wir auch heute erneut diese Landschaft durchwandern. Doch vorher gibt es ein reichhaltiges Frühstück in der Fjellstue. Hier ist es zwar nicht so gut, wie wir es von den bewirtschafteten DNT-Hütten her kennen, aber wir werden satt und es schmeckt.

Isabella und Max: So sehen dir Berge aus, die wir im Nebel und Regen hinunter gewandert sind.

Zum Frühstücksbuffet sind wir noch etwas unbeholfen getorkelt, irgendwie sind wir Wanderschuhe und Rucksack beim Gehen gewohnt. Ohne sie, fehlt uns wohl was. Mit ihnen sieht alles wieder normal aus.

Direkt hinter dem Hotel geht es fast 200 Höhenmeter steil hinauf, und dann liegt diese Hochebene vor uns. Überall sehen wir noch Schneereste, doch der Großteil ist grün. Der Pfad ist gut zu erkennen, zu gehen und breit. Wir kommen recht zügig voran. Und da der Weg meistens nicht so anspruchsvoll ist, können wir auch beim Gehen die Landschaft um uns herum aufnehmen.

Das Wetter ist besser als vorhergesagt, wir haben meistens Sonnenschein, aber es geht eine leichte, kühle Brise. Darum wechseln wir häufiger als sonst zwischen Jacke, T-Shirt und Langarm-Shirt. Auch die Sonnenbrille wird zeitweise hervorgeholt, da wir einige Schneefelder queren müssen und das Licht so grell ist.

Obwohl dieses Gebiet so beliebt ist und die Ferienzeit begonnen hat, treffen wir heute nur fünf weitere Wanderer, zwei sitzen am Wegesrand und machen Pause, einer baut gerade seine Angel zusammen, und zwei kommen uns entgegen.

Alles zusammen ist dies ein perfekter Wandertag. Wir haben richtig Spaß, im Gegensatz zum gestrigen Tag.

Bereits eine Stunde vor der kalkulierten Zeit erreichen wir die Hellevasbu. Wir sind heute die ersten Wanderer hier. Vielleicht bleibt es auch so, hoffen wir.

Wir heizen die Hütte und richten uns häuslich ein. Dann kommen zwei junge Norweger, mit einem Dackel, der aus einem riesigen Rucksack herausschaut. Von ihnen erfahren wir, dass die Brücke, die auf unserem morgigen Weg liegt, noch nicht aufgebaut und der Fluß dort schwer bis unmöglich zu furten ist. Diese Information ist zwar wichtig für uns, wirft aber unseren Plan über den Haufen. Wir überlegen die verschiedenen Optionen, die uns bleiben, als das Paar, dass am Wegesrand Pause gemacht hatte, an der Hütte ankommt.

Kurze Zusatzinformation: Die meisten Brücken entlang der Wanderwege werden zum Winter hin abgebaut, da sie ansonsten diesen nicht überstehen würden. Zur Sommersaison werden sie dann wieder aufgebaut. Wir haben es schon erlebt, dass einige Wanderer aus Verzweiflung selbst die Brücke zusammengebaut haben, was natürlich nur dann möglich ist, wenn das Material auf der richtigen Seite gelagert wurde.

Sie heißen Thomas und Henriette, sind aus Dänemark und wollen die Massiv-Tour machen. Dies ist ihr erster Tag und beide sehen ziemlich fertig aus. Eigentlich wollten sie hier zelten, überlegen es sich aber anders und ziehen auch in die Hütte ein.

In der Zwischenzeit ist uns nach einem Blick in das Hüttenbuch aufgefallen, dass heute Morgen sieben Wanderer nach Litlos (unser morgiges Ziel) aufgebrochen sind. Aber sie sind nicht zurückgekommen, was für uns nur heißen kann, dass sie entweder den Fluß furten konnten, oder dass die Brücke in der Zwischenzeit aufgebaut wurde. Wie auch immer, wir werden morgen einfach unseren ursprünglichen Plan verfolgen und nach Litlos aufbrechen. Notfalls müssen wir wieder umkehren und über die Middalsbu nach Litlos gehen. Dies würde uns aber insgesamt zwei Tage kosten.

Nachts wache ich auf, weil jemand über uns herumpoltert. Ich vermute, dass einer der beiden Dänen zur Toilette muss, drehe mich um und schlafe weiter. Morgens sehen wir dann aber zwei weitere Paar Schuhe in der Hütte. Es müssen also noch zwei Wanderer schätzungsweise gegen ein Uhr angekommen sein.

Die heutige Etappe in Zahlen

Kilometer

Gesamt22
Auf Asphalt0
Auf Schotter0
Auf Wanderwegen22
Querfeldein0

Höhenmeter

Bergauf790
Bergab600

Geschätzte Gehzeit

7 Stunden

2 Kommentare

  1. Es gibt Beiträge in eurem Blog , da weiß ich nicht, ob ich Euch bewundern soll oder mich fragen, wie ihr diese Tortur durchhaltet !

    Besonders dieser Mückenalarm 🦟

    Hier heute knapp 40 Grad 🥵, Stress pur !
    Haltet durch ….
    Liebe Grüße von uns allen

  2. Hallo Kerstin!
    Schicke uns ein paar Sonnenstrahlen, ab morgen wieder Regen und ca. 9 Grad.
    Aber sonst alles gut und wir halten durch.
    Liebe Grüße von uns

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