Tag 10: Endlich wieder unterwegs

Gestern hat die Besitzerin die Zimmer der abgereisten Gäste gereinigt und ich habe die Chance genutzt, sie zu fragen, ob es einen Bus zum Einstieg unserer nächsten Etappe gibt. Gab es nicht, was ich eigentlich auch befürchtete hatte, da die kleine Straße, ohne durch Dörfer zu führen, direkt zur schwedischen Grenze führt.

Aber sie würde sich erkundigen, wer uns hinfahren könnte, und sich per SMS melden, meine Nummer hatte sie ja bereits von der Reservierung des Zimmers.

Nur kurze Zeit später kam schon ihre Nachricht auf meinem Handy an: Ein Freund wird uns um 11:30 Uhr am Hotel abholen und für 500 NOK dort hinbringen. Die norwegische Hilfsbereitschaft und Organisation begeistern uns jedes mal.

Nur hatten wir dann noch das Bargeldproblem. Also sind wir zum Bankomaten gegangen, der unten neben dem Café steht. Leider wurde keine unserer Karten akzeptiert. Auch hier wusste sie eine Lösung: Wir sollten morgen im Supermarkt mit der Kreditkarte bezahlen und den gewünschten Betrag auszahlen lassen.

So kam es, dass wir heute direkt nach dem Frühstück zum Coop gegangen sind. Vor dem Laden saß ein Wanderer, der sehr wahrscheinlich Robert aus Daniels Artikel war. Im Laden haben noch eine Kleinigkeit eingekauft und an der Kasse zwar nicht mit der Kreditkarte sondern mit der EC-Karte unser Geld bekommen.

Nachdem die Rucksäcke gepackt waren, haben wir noch etwas gelesen und sind kurz vor der verabredeten Zeit hinunter, wo uns unserer Fahrer bereits erwartete. 

Er war stolzer Opel-Besitzer, ehemaliger LKW-Fahrer, der Fische von den Lofoten nach Flensburg gefahren hat, und diese Saison bereits etliche NPL-Wanderer hin- und hergefahren hat.

Die Fahrt führte einige Zeit am Røssvatnet, dem zweitgrößten See Norwegens, vorbei und bot mehrmals herrliche Ausblicke auf die Berglandschaft drumherum. Fast die ganze Zeit haben wir uns auf englisch unterhalten und so ging die Fahrzeit schnell vorbei und wir waren am Einstieg. Der Fahrer hatte übrigens auch gerade erst eine Infektion mit Fieber und Durchfall überstanden, und er sagte, dass es momentan viele Leute erwischt hat. Es muss wohl gerade ein entsprechender Virus unterwegs sein.

Nach drei Tagen Nichtstun freuten wir uns darauf, wieder Wandern zu können. Doch es war nur eine sehr kurze Wanderung von nicht mal 4 Kilometern, denn da hatten wir bereits die Statskog-Hütte erreicht. Statskog ist ein norwegenweites, staatliches  Unternehmen, was für die Forstwirtschaft, Jägerei und Fischei zuständig ist und im ganzen Land auch Hütten besitzt. Die meisten stehen zur Vermietung bereit, einige sind aber offen zugänglich und für jeden umsonst nutzbar.

Wir sind nur bis zur Krutvasshytta gegangen, da eigentlich für heute Dauerregen vorausgesagt war. Wir kamen aber im Trocknen an, sind trotzdem hier geblieben, da das Wetter auch nicht so dolle war.

Die Hütte ist zwar nicht so gemütlich wie eine Standard-DNT-Hütte, doch sie ist sauber, hat einen Kochbereich, einen Holzofen, einen Esstisch mit vier Stühlen und zwei Schlafzimmern mit je einem Stockbett. In einer zweiten Hütte befindet sich das Holzlager und das Plumpsklo. Nur die Wasserstelle ist nicht ausgewiesen, und dem Bach, an dem ich den Trinkwassereimer aufgefüllt hatte, vertraute ich nicht sehr. Darum wollten wir das Wasser nur zum Waschen benutzen, oder aber abkochen. Das Hüttenbuch war eigentlich ein Liste aller NPL-Wanderer: Simon, Sophie, Markus, Daniel und viele weitere konnten wir dort erblicken.

Nach einer gemütlichen Kaffeepause habe ich den Ofen angeworfen und wir haben unsere Bücher weitergelesen. Anschließend ist Petra noch mäßig erfolgreich Beerenpflücken gewesen.

Nach unserem Abendessen, das wir mit einer Dose Bier hinuntergespült haben, forderte ich Petra zur Revanche für die gestrige Kniffelniederlage heraus. Heute hatte ich etwas mehr Glück als sie.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner