Wiederholung

Wir wachen wie üblich vor sieben Uhr auf. Die Hütte ist noch ruhig, alle anderen schlafen. Wie schleichen uns aus unserem Zimmer und versuchen, so leise wie möglich zu frühstücken und später unsere Rucksäcke zu packen. Währenddessen schüttet es und der Himmel ist dunkelgrau verhangen. Wir sitzen, mit den gepackten Rucksäcken neben uns, im Wohnzimmer, starren aus dem Fenster und warten darauf, dass der Regen nachlässt, während nach und nach die anderen wach werden und ins Wohnzimmer kommen, um sich dort zuerst einen Kaffee und später das Frühstück zuzubereiten. Steffen macht sich eine Riesenportion Porridge, mit Zimt, Zucker, Rosinen und Marmelade. Diese klebrige Substanz verspeist er, während wir uns mit ihm unterhalten.

Irgendwann nieselt es nur noch und wir brechen auf.

Während gestern nur zwei Kilometer von uns bereits 2022 erwandert waren, ist die heutige Etappe komplett bekannt. Zumindest theoretisch, denn auch heute erkennen wir nur selten etwas wieder. Ab und zu habe ich Deja-Vue-Erlebnisse, was aber auch Einbildung sein kann.

Heute sind Bachüberschreitungen und Flussfurtungen recht häufig, doch bis auf eine, können wir alle mit unseren Bergschuhen an den Füssen durchführen. Und die eine größere Furtung ist relativ unspektakulär, im Gegensatz zu 2022.

Bei trockenem Wetter sind Steine die Freunde des Wanderers. Auf ihnen kann man prima Schlammlöcher und Bäche queren. Sie geben einem Halt, wenn es steil bergauf oder bergab geht. Und auf den Steinplatten kann man prima die Bergflanken bewältigen. Ganz anders ist es aber, wenn es geregnet hat. Dann muss man sich umgewöhnen, denn die steinige Oberfläche ist dann oftmals sehr glatt und das Schlimme ist, dass man bzw. ich nicht die rauhen von den glatten Steinen unterscheiden kann. Oft rutsche ich heute aus, das letzte Mal sogar nur 200 Meter von der Hütte entfernt, wobei ich mir das Schienenbein aufschlage und diese Blutung kaum zu stoppen ist.

Heute fällt uns das Wandern wieder sehr leicht. Die ersten drei Stunden sind trotz des schlechten Wetters schnell zurückgelegt und wir legen eine Pause nur deshalb ein, weil unsere Mägen nun zu laut knurren. Zur Pause wickeln wir uns in unsere leichte, wind- und regendichte Plane ein, und hocken uns auf unsere Rucksäcke. 

Kaum brechen wir auf, da treffen wir auf eine uns entgegenkommende Norwegerin, die von einem sehr steilen Schneefeld erzählt, auf das wir recht bald stoßen. Bergauf stellt es uns aber vor keine große Herausforderung. Bald darauf haben wir den höchsten Punkt unserer heutigen Etappe erreicht und es geht nun steil und rutschig bergab, mit Blick auf einen riesigen Staudamm. Hochspannungsmasten gehen von ihm aus Richtung Zivilisation.

Wir lassen das alles rechts liegen und steuern auf einen See zu, der mir aus dem Jahr 2022 noch in Erinnerung liegt, denn hier gab es damals ein sehr steiles Schneefeld, dass wir umrunden mussten. Nach dem recht schneearmen Winter ist dieses Jahr aber von einem solchen Feld nichts zu sehen. Zwei Kilometer vor der Hütte überholen wir eine Dänische Mutter, die mit ihren beiden erwachsenen Söhnen und ihrer Nichte unterwegs ist.

Als wir in der Hütte eintreffen, ist diese bereits eingeheizt. Eine junge Norwegerin übernachtet heute ebenfalls hier. Sie ist auf einem zweiwöchigen Tripp durch diese Gegend, arbeitet für den DNT und mir ihr habe ich über Weitwanderungen, Natur- und Rentierschutz, Jägern, die Probleme mit Wanderern haben, und vielen anderen Themen gesprochen.

Auch heute gibt es wieder die Nudeln an Makrelen in Tomatensauce mit geschmorten Schalotten.

Anschließend haben Petra und ich unsere übliche Partie Kniffel gespielt. Dieses Mal hat sie das Pech, was ich sonst habe.

Von der Norwegerin leihe ich mir ein Ladekabel aus und habe nun genügend Saft im Handy, dass ich endlich die Berichte der letzten drei Tage schreiben kann. Ich bin so vertieft in das Nachdenken, Rekapitulieren, Formulieren und Tippen, dass ich kaum mitbekomme, als es immer dunkler wird und es heftig anfängt zu regnen. Gut, dass wir auch heute auf das Zelten verzichtet haben. 

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