Gestern hatte es noch bis in die Nacht geregnet, heute morgen wurden wir von einem strahlend blauen Himmel empfangen. Also kurze Hose raus und Sonnencreme aufgetragen.
Zunächst folgten wir unseren gestrigen Fußstapfen 2 km wieder zurück, dann ging es Richtung Staumauer. Hier wird der Ökostrom produziert, den wir in Deutschland verbrauchen. Wenn man aber diese großen Mauern mit den dahinterliegenden gigantischen Seen sieht, deren Ufer bei niedrigem Füllstand furchtbar häßlich aussehen, so sind diese Vorrichtungen eigentlich eine riesige Narbe in Natur.
Ansonsten war die heutige Etappe wunderbar, obwohl sich die Sonne für lange Zeit hinter Wolken verbarg. Das machte sich dann bei einer Höhe von über 1000 Metern auch direkt in der Temperatur bemerkbar, so dass wir meistens die Regenjacke anhatten und in den Pausen unser Tarp als Windschutz benutzten.
Die Landschaft bestand hauptsächlich aus blankem Fels und vielen Schneefeldern dazwischen. Und das war so weit wir schauen konnten. Eine seltsame Vorstellung, dass wir beide fast die einzigen Menschen hier sind. Wir haben seit unserem Start an der Küste nur einen einzigen Wanderer gesehen. Die letzten 3 Tage keinen einzigen Menschen.
Auf einem der zahlreichen Schneefelder haben wir Spuren entdeckt, die wir keinem uns bekannten Tier zuordnen können. wir vermuten, dass sie von einem Vielfraß stammen. Auf englisch heisst dieses Tier übrigens Wolverine. Kein Wunder, dass die Comicfigur den Originalnamen behalten hat, ansonsten würde man sich einen sehr dicken Mann vorstellen.
Unser heutiges Tagesziel war die Vassdalstjørn Hütte, die an einem fast noch komplett zugefrorenen See liegt. Nach dem üblichen Prozedere (Fruchtcocktail, Kaffee, Dusche, Kamin, Abendessen) sitzen wir nun im Wohnzimmer und genießen das sonnige Wetter und den herrlichen Blick aus dem Panoramafenster auf die einsame Landschaft.