Tag 5: Nächtlicher Besuch

Ein lautes Muhen passt irgendwie nicht in meinen Traum und ich wache erschreckt auf. Es ist halb zwei und ich höre nahes, unrhythmisches Glockenläuten. Eine Kuhherde scheint hier zu grasen und ich bekomme Panik, denn Kühe sind oft neugierig und ich weiß nicht, wie sie auf ein rotes Zelt auf ihrer Weide reagieren. Ich krieche aus dem Zelt und entdecke die Herde auf der anderen Seite des Baches. Das beruhigt mich ein wenig, denn die Böschung ist steil und ich hoffe, dass sie nicht herüberkommen.

Dennoch bin ich hellwach und kann die nächsten Stunden kaum schlafen. Zumal noch kurz darauf ein Blitz gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donner zu vernehmen sind.

Irgendwann gegen vier schlafe ich dann doch wieder ein.

Auch dieser Zeltplatz ist bei Kriebelmücken sehr beliebt. Als Petra nachts hinaus muss, wird sie von ihnen ziemlich zerstochen. Die Mücken und auch recht dunkle Wolken lassen das Frühstück etwas hektischer ausfallen, als normal.

Nach einem Kilometer auf einem kaum begangenen Wanderweg stehen wir mal wieder in einer Hüttensiedlung. Viele der Hütten haben einen Bootsanleger, bei einigen entdecken wir eine Rutsche hinab in den See und eine Hütte hat sogar einen eigenen, kleinen Glofplatz, auf dem man allerdings nur das Einlochen auf dem Kunstrasen üben kann.

Nach der letzten Hütte fängt erneut ein Wanderweg an, wo wir tatsächlich unseren ersten Mitwanderer sehen. Er überholt uns in kurzer Hose, signalfarbener Regenjacke und einem riesigen Kopfhörer. Grußlos eilt er an uns vorbei.

Die dunklen Wolken regnen sich nun ab, zunächst kaum bemerkbar, dann immer heftiger. Doch es ist weiterhin recht warm, darum ziehen wir keine Regenjacke über. Irgendwann hört der Regen wieder auf und unsere Klamotten sind recht schnell wieder trocken oder besser gesagt schweißnass.

Als wir auf ein kleine Landstraße treffen fahren gerade drei junge Burschen auf Rennrädern bergauf. Sie haben an ihren Sätteln und in den Rahmen Taschen eingehängt und scheinen somit ebenfalls eine mehrtägige Tour zu machen.

Nach 100 Metern Asphalt biegen wir auf einen weiteren Wanderweg. Direkt neben ihm ist eine Kuhweide und die dort weidenden Kühe kommen alle von weither angerannt, um uns bei der Pause zu beobachten. Auch als wir weiterwandern folgen sie uns, auf der anderen Seite des Zaunes und des Baches. Alle haben einen kleinen Kasten an einem Halsband und ich vermute, dass es sich dabei um GPS-Sender handelt.

Der Pfad schlängelt sich auf- und abwärts durch die Hügel, die hier von niedrigem Buschwerk und losem Birkenwald bewachsen sind. Da alles regennass ist, saugen sich unsere Hosen voll, aber die Schuhe bleiben weitgehendst trocken.

Nach fast vier Kilometern auf diesem Pfad entscheiden wir uns, ca. 600 Meter querfeldein auf eine Schotterstraße zu wechseln. So ersparen wir uns zusätzliche Kilometer auf der Asphaltstraße. Wiedermal stellt uns die Wegfindung vor keine Probleme und schon bald stehen wir auf der angestrebten Straße, der wir bis ins Tal folgen. Mittendrin legen wir am Straßenrand noch unsere Mittagspause ein, bei der ich mir eine Tütensuppe zubereite. 

Im Tal angekommen sind nun alle Wolken wieder verschwunden und die Sonne strahlt auf uns hinab. Unsere Wasservorräte sind fast aufgebraucht, doch die letzten vier Kilometer bis zu unserer gebuchten Unterkunft Heddan Gård sind schnell abgespult. Leider geht es auf dem letzten Kilometer über 100 Meter hinauf, hier legt Petra einen grandiosen Endspurt hin und lässt mich richtig alt aussehen.

Bevor wir auf unser Zimmer gehen, bestellen wir uns noch zwei Bier, die wir im Sonnenschein auf der Terrasse genießen. Heute bin ich bei Weitem nicht so kaputt wie gestern. Wir gehen zwar immer noch nicht so geschmeidig, selbst nach der Dusche, doch das wird noch, da sind wir uns sicher. 

Die heutige Etappe in Zahlen

Kilometer

Gesamt22,7
Auf Asphalt4
Auf Schotter7
Auf Wanderwegen11
Querfeldein0,7

Höhenmeter

Bergauf590
Bergab470

Geschätzte Gehzeit

7 Stunden

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