Das Frühstück wird uns von Heerscharen von Kriebelmücken vermiest. Zum ersten Mal auf diesem Tripp nutzen wir unsere Moskitonetze, die aber ungemein beim Essen hinderlich sind.


Bereits 7:30 Uhr marschieren wir los. Die Sonne steht schon recht hoch am blauen Himmel und wir kommen schnell ins Schwitzen. Gemütlich folgen wir der Schotterstraße wenige dutzend Meter auf und ab. Immer wieder kommen wir an Seen vorbei, die in lockerem, großen Abstand umgeben sind, von Wochenendhäusern. Ich habe den Eindruck, dass sie größer sind, je später sie gebaut wurden. Das typische, norwegische Wochenendhaus empfängt den Besucher schon von Weitem mit der Norwegischen Fahne, die an einem hohen, weißen Mast im Wind flattert. Der Mast steht auf einem mährobotergepflegtem Rasen. Von einer riesigen Terrasse hat man einen unverbaubaren Blick auf den See. Und auf fast jeder Terrasse steht ein riesiger Gasgrill.
Nach fünf Kilometern knickt die Straße nach links ab und neigt sich in wenigen Serpentinen recht steil dem Tal entgegen. Der Bach, der bisher friedlich rechts neben der Straße dahinplätscherte, stürzt sich hingegen auf direkter Linie rauschend über Felsplatten hinab.

Zu unserer großen Überraschung und Freude ist direkt am Ende dieses Sträßchens ein kleiner Lebensmittelladen, der zwar erst um neun öffnet, aber die 10 Minuten warten wir gerne. Aus den 10 Minuten werden letztendlich 20, da es Probleme mit der Elektrik gibt und das Rolltor am Eingang nicht hochgefahren werden kann. Aber auch das stört uns nicht, denn die Sonne scheint und die Pause kommt gelegen. Nach dem Einkauf gönnen wir uns ein unerhofftes, reichhaltiges zweites Frühstück, über das wir uns so freuen, wie kleine Kinder über Weihnachten.
Mit vollem Bauch und unter einer weiterhin norwegenuntypisch heißen Sonne geht es nun fünf Kilometer über Asphalt so steil hinauf, wie vorhin hinunter.


Dann stoßen wir auf eine weitere Schotterstraße, der wir bis zum Ende folgen. Dort befindet sich der Bauernhof Eieland. Er ist groß, gepflegt, wird sogar momentan ausgebaut, und dennoch sehen wir keinen Menschen. Neben dem Hof, auf einem Grasstück, verbringen wir unsere ausgedehnte Mittagspause, die ich für ein kleines Nickerchen nutze.

Nach der Pause geht es auf einem kleinen, teilweise zugewucherten Pfad, der durchgehend mit blauen Strichen an Bäumen und Steinen markiert ist, zum Gehöft Gaustad. Auch dort sieht alles ausgestorben aus.

Kurz geht es erneut über Schotter, dann treffen wir auf einen weiteren Wanderweg, der aber sich des öfteren verliert. Die Wegsucherei und das fast weglose Auf-und-Ab kostet mich recht viel Kraft.
Erschöpft erreichen wir das Nordufer vom Sandvatn, wo einige Schafe träge auf den sonnigen Wiesen wiederkäuen. Eigentlich wollten wir noch fünf Kilometer weiter, da dort eine kleine Schutzhütte sein soll, doch ich bin so kaputt, und wir finden ein so tollen Zeltplatz, dass wir spontan hier die heutige Etappe beenden.
Nachdem das Zelt aufgebaut ist, fülle ich den Duschsack mit drei Litern Bachwasser und mit einem Liter kochenden Wasser. So kann ich mich auf der Schafweide einseifen und ordentlich duschen. Ich mag es überhaupt, mit verschwitzt klebriger Haut im Schlafsack zu liegen. Unsere Seife ist natürlich biologisch abbaubar (von Dr. Bronner).

Wir kochen erneut Wasser, aber diese Mal, um unser Abendessen zuzubereiten. Nie hat mir Real Turmat besser geschmeckt, als heute. Aber ich bin weiterhin zu müde und ausgelaugt, dass ich keine Lust habe, den heutigen Artikel zu schreiben, oder zu lesen. Um sieben Uhr ist für mich Schicht im Schacht.
Die heutige Etappe in Zahlen
Kilometer
Gesamt | 26 |
Auf Asphalt | 5 |
Auf Schotter | 16 |
Auf Wanderwegen | 5 |
Querfeldein | 0 |
Höhenmeter
Bergauf | 780 |
Bergab | 660 |
Geschätzte Gehzeit
8 Stunden