Nur wenige Minuten nachdem wir den Campingplatz verlassen haben, kommen wir durch eine Siedlung und bereits an einem der ersten Häuser sind mehrere Gegenstände für den Verkauf ausgebreitet: Anzüge, Kleider, Hosen, Spielzeug, Küchengeräte, Werkzeuge. Daneben befinden eine Geldkassette und ein Schild auf dem „Loppe Market, Loppis, Flohmarkt“ steht, nebst einer Handynummer mit der Bemerkung „Mobile Payment“.
Solche Flohmärkte haben wir hier bereits viele gesehen. Dies ist auch so wieder ein der vielen kleinen Unterschiede oder Besonderheiten im Vergleich zu Deutschland. Schon bemerkenswert, was so eine Grenze mit den Menschen macht. Nicht nur definiert sie eine sprachliche Trennung, auch die Einstellungen, Geschmäcker und die Denkarten ändern sich anscheinend mit ihrer Überschreitung.
Mobiles Bezahlen bei so einem kleinen Marktstand ist für die meisten Deutschen unvorstellbar. Aber auch in vielen Kleinigkeiten bemerken wir, dass wir in einem anderen Land sind. Hier gibt es Lakritzeis, ganz andere Limonanden- oder Joghurtsorten, die Verbreitung von Kreditkarten, Elektromobilität und selbst die Klobürsten unf Rechen sind anders.
Mit solchen Gedanken beschäftigt, erreichen wir nach vier Kilometern den Strand und können bereits sehen, wo wir die nächsten 10 Kilometer unterwegs sein werden.
Aufgrund der vielen Strandspaziergänge, die wir auf Juist unternommen haben, wissen wir, dass man am Spülsaum des Meeres meistens den härtesten Untergrund vorfindet und somit auch am einfachsten und schnellsten unterwegs ist. Doch leider ändern sich die Verhältnisse ständig, so dass wir mal 10 Meter von der Wasserkante entfernt laufen, mal fast durch die Wellen gehen. Mit der Zeit lernen wir, die unterschiedlichen Sandarten zu unterscheiden und versuchen schon frühzeitig auf einen festeren Sandstreifen zu wechseln.
Mit dem Halbtagesziel quasi vor Augen scheint es kaum voranzugehen. Die Sonne beobachtet uns dabei von einem zunächst wolkenlosen Himmel, später wird er sich aber immer mehr zuziehen.
Wir überholen eine dreiköpfige Wandergruppe, die erste, die wir auf der bisherigen Wanderung bemerken. Als wir eine Pause einlegen, überholen sie uns wieder und verschwinden immer weiter am Ende des Strandes.
Kurz vor Hanstholm gehen wir die niedrigen Dünen hoch, um uns eine Verteidigungsanlage aus dem zweiten Weltkrieg anzusehen.
Danach geht es zum Hafen des Ortes. Dieser ist aber eher enttäuschend, wenn nicht sogar abschreckend und häßlich. Rostige Boote liegen an den Hafenanlagen und an der Mole reihen sich heruntergekommene und oft leerstehende Zweckbauten, in denen Fischereibetriebe oder deren Dienstleister untergekommen sind.
In dem Spar-Laden decken wir uns mit kühlen Getränken, Käse und einem Makrelensalat für die Mittagspause ein, die wir am Ortsende auf einem schäbigen Parkplatz einlegen.
Auf einem großen Stein sitzend beobachten wir eine Deutsche, die in einem Neoprenanzug gehüllt, parallel zur Küstenlinie hin und her schwimmt und wohl die Unterwasserwelt beobachtet. Nach 20 Minuten kommt sie wieder aus dem Wasser und wärmt sich in ihrem Wohnmobil auf, das nur wenige Meter neben uns steht.
Nach der Pause liegen nur noch 4,5 Kilometer vor uns, wobei die ersten 1000 Meter durch ein Industriegebiet führen. Danach wird die Landschaft wieder freundlicher und auf dem breiten Schotterweg kommen wir gut voran.
Irgendwann geht ein Weg rechts die recht steile Düne hoch und oben angekommen stehen wir schon quasi mitten auf dem Campingplatz. Noch bevor das Zelt aufgebaut ist, holen wir uns jeder ein Eis und eine Cola und geniessen beides auf der Terrasse neben dem Pool. Wobei geniessen ein dehnbarer Begriff ist, denn ich habe mich für ein Lakritzeis entschieden. Es ist nicht übel, dies wird aber bestimmt nicht meine neue Lieblingseissorte.
Um Fünf geben wir unserem Hunger nach und essen in dem Imbiss des Platzes. Petra hat sich wieder Fish & Chips bestellt und ich mir einen Burger. So viel Pommes hatten wir schon lange nicht mehr. Aber egal, wir haben Hunger und es schmeckt.