Planänderung

Die Dänischen Campingplätze sind im Vergleich zu den Deutschen recht komfortabel. Sie verfügen über ein Küchengebäude mit Herd, Backofen und Mikrowelle, oft mit einem angeschlossen Essens-/Aufenthaltsraum. Weiterhin gibt es meistens einen großen und gut eingerichteten Spielplatz für die Kinder und auch einem Imbiss.

Der Aufenthaltsraum unseres Platzes ist leider offen, so sitzen wir also mit Daunenjacke unter dem zugigen Dach, laden im Hintergrund unsere elektronischen Geräte auf und frühstücken nicht ganz so gemütlich, wie wir es uns gehofft hatten.

Wenigstens regnet es nicht mehr, denn in der Nach kamen wahre Sturzbäche hinunter. Ich bin durch das Trommeln der Tropfen auf unser Zeltdach ständig aufgewacht. Zeitweise hat es sogar geblitzt und gedonnert. Doch unser Zelt stand auch nach diesem Regenguß trocken da, es gab keine Überschwemmungen so wie auf machen Mobilstellplätzen nebenan.

Nach mehreren Anläufen haben wir heute endlich eine Zange auftreiben können, um Petras Trekkingstöcke zu reparieren, die keinen Millimeter ohne dieses Werkzeug auseinandergezogen werden konnten.

Wir gehen heute mit einem etwas mulmigen Gefühl los, denn irgendwie fühlen wir uns noch nicht so richtig fit, dennoch müssen wir heute fast 36 Kilometer wandern, um den nächsten Campingplatz zu erreichen. Vorher gibt es nur die Naturcampingplätze, die aber über keine Wasserversorgung verfügen.

Die Etappe beginnt, wie die gestrige geendet ist: hinter der letzten Düne, parallel zum Strand auf einem breiten, geschotterten Weg. Aber bereits nach wenigen Kilometern biegt der Weg nach links auf den Strand ab. Endlos lange liegt er vor uns, wir können jetzt schon sehen, wo wir in drei Stunden seien werden. Das ist schon Ziemlich frustrierend und demotivierend.

Der Strand ist fast müllfrei, was wir von den Deutschen Nordseeinseln anders kennen. Aber genauso wenig finden wir Muscheln oder ähnliches. Das wirkt alles sehr eintönig, nicht das wir den Müll vermissen, um Himmelswillen. Und Menschen sehen wir auf diesem Abschnitt ebenso wenige.

Wie an den vorausgegangenen Tagen empfinden wir das alles als sehr monoton und nicht spaßig. So kommt es, dass wir uns überlegen, ob wir diese Wanderung überhaupt vollenden wollen. Wir diskutieren mehrere Alternativen, die alle damit beginnen, dass wir die heutige Etappe nach 20 Kilometern beenden und versuchen nach Agger, unserem Ausgangspunkt, zurückzukehren.

Nach gefühlt endlosen 12 Kilometern zweigt der Weg endlich vom Strand ab und verläuft parallel hinter der letzten Düne durch eine fast genauso monotone Graslandschaft. Irgendwie finden wir an diesem Weg und der Landschaft um uns herum nichts positives.

Die Kilometer ziehen sich wie Kaugummi, doch endlich kommen wir in Lild an. Wir stellen unsere Rucksäcke auf eine Bank neben einem kleinen Souvenirgeschäft, da kommt auch schon die Besitzern heraus und weist uns auf den schönen Aufenthaltsraum nebenan hin.

Sie spricht, wie sehr viele hier, ein flüssiges, akzentfreies und perfektes Deutsch. Als wir sie fragen, ob es einen Bus von hier weg gibt, ist sie sehr bemüht, diese Information für uns zu besorgen. Sie ruft zu Hause an, wo aber gerade die Leitung besetzt ist, und fragt anschließend einen Bekannten, der mit seinem Wagen gerade vor dem Laden steht. Schließlich kommt sie auf die Idee, dass wir in der Räucherei, nur wenige dutzend Meter die Straße hinauf, nachfragen sollen.

Dort kennt sich die Besitzerin schon etwas besser mit dem öffentlichen Nahverkehr aus, doch genaue Informationen zu den hiesigen Bussen kann auch sie nicht auftreiben, darum organisiert sie kurzer Hand für uns einfach eine Mitfahgelegenheit.

So kommen wir schnell und nett auf englisch unterhaltend zur fünf Kilometer entfernten Haltstelle. Wir warten dort am Straßenrand und planen derweil unseren weiteren Urlaub, als plötzlich der Bekannte der Souvenirladenbesitzerin neben uns hält, um uns nach Thisted mitzunehmen.

Da er weder Deutsch, Englisch oder Französisch kann und wir kein Dänisch, wird es eine Autofahrt wie in „Tatsächlich Liebe“. Wir werden direkt am Bahnhof absetzt, wo nach nur kurzer Wartezeit der Zug Richtung Hurup abfährt. Bei der Einfahrt in den dortigen Bahnhof sehen wir bereits den wartenden Bus nach Agger. Alles läuft also wie geschmiert.

Unser Auto steht in Agger noch dort, wo wir es vor vier Tagen geparkt hatten, und noch vor sechs Uhr haben wir bereits am Camping eingecheckt.

Das Zelt baue ich auf, während Petra duscht, so dass wir, kaum dass ich von der Dusche zurückkomme, auch schon Richtung Agger Downtown gehen.

Dort angekommen suchen wir uns von den drei Lokalen das „Signal Masten Agger“ aus, wo es ein wirklich superleckeres Brown Ale gibt und ein fast noch besseres Fischgericht. Zum Abschluss probieren wir den hiesigen Aquavit, gefolgt von einer Kugel Eis in der Waffel und dann geht es auch schon wieder zurück zu unserem Zelt.

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