Mr. Who

Mister Who, so nannten wir unseren Englischlehrer. Er konnte lustig, plastisch und mitreißend von seinen Erlebnissen erzählen. Und an seinen Bericht, mit den überall sich übergebenden Fahrgästen auf der Fähre nach England, musste ich bei unserer Fährfahrt denken, und war froh, dass wir sie nicht so erlebt hatten. Aber leider behielt er mit seiner Beschreibung der englischen Betten recht. Die Bettdecken sitzen so stramm auf der Matratze, dass man seine Füße wie Charlie Chaplin zur Seite klappen muss, und die Matratzen selbst sind so weich, dass man drin liegt, wie eine Banane. Dementsprechend schlecht habe ich diese Nacht geschlafen.

Weiteres Selfie am offiziellen Startpunkt des Weges, dieses Mal im Sonnenschein

Das Frühstück hingegen ist hier so, wie man es erwarten würde und wie ich es gerne mag. Heute Morgen esse ich ein Spiegelei, zwei kleine Würstchen, gebratenen Speck, eine gegrillte Tomate und Bohnen in Tomatensauce. Petras Geschmack ist das nicht, aber auch sie findet genug, um satt in den Tag zu starten.

Der Coast-to-Coast-Path an der Westküste

Punkt Acht verlassen wir das Hotel, noch ist der Himmel etwas bedeckt und die Temperatur gerade so, dass wir es wagen, ohne Jacke loszuwandern. Da es aber direkt nach der Strandpromenade zum St. Bees Head hinaufgeht, bereuen wir diese Entscheidung nicht, denn schnell kommen wir ins Schwitzen.

Whitehaven im Hintergrund

100 bis 200 Meter voraus wandert ein weiteres Paar, doch wir haben anscheinend das gleiche Tempo, denn die Entfernung bleibt mehr oder weniger konstant. Der Weg schlängelt sich an der steilen Klippe entlang, doch zwischen uns und dem Abgrund ist anfangs noch ein Zaun. Erst später wechselt der Weg die Zaunseite und ich laufe etwas konzentrierter.

Ein kunstvoller Wegweiser

Wir passieren einen blendend weißen Leuchtturm und etwas später schiebt sich der Küstenort Whitehaven ins Blickfeld, den wir schon von der gestrigen Zugfahrt her kennen. Dann verlässt der Pfad die Küste und er zweigt fast rechtwinkelig ab Richtung der Berge des „Lake District National Parcs“.

Abseits der Küste, wir nähern uns dem Lake Dietrict

Es folgt ein Abschnitt, der uns etwas an die Gegend um Wuppertal erinnert, doch die Dörfer hier sehen wesentlich verlassener und ärmlicher als dort aus. Für die meisten Einwohner scheint es hier keine Zukunft mehr zu geben und sie verlassen ihre Häuser. Die wenigsten scheinen bewohnt zu sein, denn entweder sind sie recht heruntergekommen oder es hängt ein Sale-Schild an der Fassade.

Im Dunst kann man schon die ersten Berge erkennen

Als wir erneut an ein Weidegatter kommen, sitzt ein Einheimischer direkt dort auf dem Zaun und wir kommen ins Gespräch. Von ihm erfahre ich, dass dieser Wanderweg 2008 durch eine achtteilige Fernsehreportage sehr bekannt und beliebt geworden ist, so dass nun in der Hauptsaison 500 Wanderer pro Tag ihn begehen. So viele treffen wir heute glücklicherweise nicht, aber im Vergleich zu Norwegen ist es schon wirklich voll. Der Einheimische schließt sich uns an und begleitet uns zunächst zu einem kleinen Lebensmittelladen, wo wir kühle Getränke und Sandwiches kaufen, und dann zu einem schönen Rastplatz direkt an einer Brücke. Hier trennen sich unsere Wege und Petra und ich genießen die Einkäufe. 

Ausblick von unserem höchsten Punkt des Tages

Direkt nach dieser kurzen Pause geht es 300 Höhenmeter ohne Serpentinen direkt den Hügel hinauf, der uns oben ein phantastischen Ausblick zurück auf das Meer und auf der anderen Seite auf den Lake District bietet. 

Kaum sind wir unten, geht es wieder hinauf

Nach einer kleinen Verschnaufpause geht es auf der anderen Seite nicht minder steil bergab in ein kleines enges Tälchen, in dessen Mitte ein kleiner Bacher munter dem Meer entgegenplätschert. Diesem Bach folgen wir nun bergauf Richtung seiner Quelle. Das Tal wird immer enger und malerischer.

Mittelgebirgslandschaft

Und wir dörren unter der heißen Sonne und freuen uns immer mehr auf die Ankunft im „Fox and Hounds Pub“, wo wir ein kühles Pint Bier im Garten genießen können.

Die engste Stelle des Tages

Nach dem Ankommpint und der darauffolgenden Dusche, gehen wir zurück in den Biergarten und bestellen unser Abendessen, obwohl es erst fünf Uhr ist. Aber der Weg hat uns nicht nur durstig sondern auch hungrig gemacht. 

So lässt es sich nach einer langen, anstrengenden und heißen Wanderung gut aushalten

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