Berge statt Beach

Nach dem Frühstück fahren wir noch schnell zu dem Coop Prix und kaufen ein paar Lebensmittel ein. Zufällig entdecken wir in den Regalen Trekkingnahrungen, von denen wir jeder noch eine Packung kaufen. 

Dann geht es eine kleine, steile Straße in mehreren Serpentinen vom Tal hoch hinauf ins Fjell. Schnell werden die Tannen von Birken abgelöst, diese werden immer kleiner und schon fahren wir zwischen Hütten hindurch, die sich um das Skigebiet tummeln. 

Mehrmals überqueren wir Roste, die in den Straßen eingebaut sind, um das Vieh auf den Weiden zu halten. Das Vieh, das hier gehalten wird, sind hauptsächlich Schafe, von denen viele faul am Straßenrand  liegen und sich auch nicht von einem Auto stören lassen, das nur einen Meter entfernt mit Tempo 40 vorbeifährt. Vor einem Wanderer, der nur ungefähr in ihre Richtung geht, nehmen sie aber normalerweise schon aus relativ großer Entfernung reißaus. Das verstehe wer will.

Nach einer halben Stunde Fahrtzeit erreichen wir den anvisierten Parkplatz, auf dem bereits reichlich Fahrzeuge stehen, von denen einige von den Schafen abgeleckt werden.

Hier ist es wesentlich frischer als im Tal. Etwas über 10 Grad zeigt das Thermometer an. Wir ziehen unsere Wanderschuhe an, verpacken noch schnell die Einkäufe in die Rucksäcke und schon geht es los.

Bereits nach wenigen Meter haben wir Schafskacke an Schuhen und Hose, kurz darauf ist alles von einer Schlammschicht bedeckt, aber wir fühlen uns wohl.

Bäume gibt es hier kaum noch welche, die sanften Hügel sind eher grasbewachsen, oben in den sonnengeschützten Bereichen liegen noch einige Schneefelder.

Der Pfad ist mit roten Ts markiert, wie es bei DNT-Wegen üblich ist, aber Hinweisschilder sucht man hier vergeblich. Unser Weg schlängelt sich die Hügel hinauf und auf der anderen Seite hinunter, die Landschaft verändert sich kaum. Dennoch ist es hier wesentlich abwechslungsreicher als in Dänemark und mit jedem Schritt sind wir uns sicherer, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Die Wolkenschicht löst sich immer mehr auf und irgendwann laufen wir unter einem fast wolkenfreien Himmel Richtung Svartenuthytta.

Die Hütte bereits unmittelbar vor uns, sind wir gezwungen, die Wanderschuhe durch unsere Furtschuhe auszutauschen, denn die Brücke, die hier sonst zu finden ist, wurde dieses Jahr nicht nach dem Winter aufgebaut und wir müssen einen knietiefen und ca. 30 Meter breiten Fluss durchqueren, was uns aber problemlos gelingt.

Die Hütte ist durch zwei Norwegerinnen in Beschlag genommen, doch wir wollen ohnehin nur Mittagspause machen. Wir setzen uns auf die Bank, die im Windschatten direkt neben der Eingangstür steht, und genießen den Sonnenschein.

Irgendwann geht es weiter, wir fühlen uns fit und das Wandern macht uns mal wieder richtig Spaß. Wir laufen zwar nur mit einem Stundenmittel von 2,5 Kilometern, doch dass ist für diese Gegend mehr oder weniger Standard. Deshalb brauchen wir für die 24 Kilometer zu unserem Tagesziel, der Bossbu, auch fast 10 Stunden.

Die einzige Brücke auf dieser Tagesetappe steht nur wenige 100 Meter vom Ziel entfernt, aber sie sieht sehr windschief und wenig vertrauenswürdig aus.

Kurz nach der Brücke erreichen wir die Hütte und werden von der Hüttenwirtin freundlich empfangen und wir entscheiden uns, nach dieser anstrengenden Etappe doch nicht zu zelten, sondern ein Zimmer zu nehmen. Bevor wir dieses jedoch beziehen, holen wir uns eine Dose Fruchtcocktail aus dem Proviantlager und löffeln diese leer, trinken dabei noch eine Tasse Kaffee. So gestärkt packen wir die Rucksäcke aus, nehmen eine Katzenwäsche und gehen unmittelbar darauf zum Abendessen über. Wir schmoren Zwiebeln, geben Thunfisch, einen Brühwürfel und Tomatenmark dazu. Diese Mahlzeit kommt uns wie ein 4-Sterne-Menü vor, zumal wir sogar den Luxus einer Dose Bier haben, die wir mit hinaufgeschleppt haben.

Wir sitzen bei der Mahlzeit auf der sonnenbeschienen Terrasse und unterhalten uns mit zwei Norwegerinnen, die auf einer Zweitagestour sind. Irgendwann gegen 10 Uhr verschwindet die Sonne hinter einem der vielen Berggipfel und schlagartig wird es eiskalt. Wir machen uns bettfertig und schlafen schnell ein.

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