Der Coast to Coast Weg ist, wenn überhaupt, nicht überall gleich ausgezeichnet. Am Anfang waren Schilder mit einer stilisierten Eichel zu sehen. Später stand auch nur C-to-C oder C2C auf den Schildern. Stellenweise auch aw, was für Alfred Wainwright steht, der den Coast to Coast Weg zusammengestellt hat. Heute hieß dieser Weg laut unserer Karte fast durchgehend Herriot Way, was aber auf keinem Hinweisschild zu lesen war.
Wie das Abendessen, so wurde auch das Frühstück auf einem Tablett zu unserem Appartement gebracht. Den Kaffee mussten wir uns aber selbst kochen. Mit Collin, der im Zimmer nebenan untergekommen ist, machen wir etwas Smalltalk, was uns aber bei seinem starken Dialekt recht schwer fällt.
Es regnet nicht, als wir aufbrechen, doch noch sieht alles nach einem ungemütlichen Tag aus. Wir folgen der Straße in das kleine Dörfchen Keld, was malerisch in einem kleinen Wäldchen mitten im Swaledale liegt. Die Wege, die Wiese, die Bäume, alles ist noch taunass und strahlt eine recht herbstliche Atmosphäre aus. Direkt hinter der Kirche hört der Asphalt auf, und der Wanderweg beginnt. Zunächst geht es bergab zu einem kleinen Brücklein über die Swale, dann geht es steil hinauf, an einem Wasserfall vorbei.
Bald erreichen wir die erste Bleimine, die direkt auf dem Weg liegt. In dieser Gegend wurde schon seit der Römerzeit Blei abgebaut, und war das größte Abbaugebiet Englands. Doch Ende der 1800er Jahre rentierte sich der Abbau nicht mehr und seit dem verfallen die Minengebäude.
Kurz vor den ersten Ruinen treffen wir auf den ehemaligen Doktor nun Rentner, der alleine den C2C wandert und den wir vor zwei Tagen kennengelernt haben. Doch er fotografiert noch intensiver als ich die Überbleibsel der Bleiindustrie, so dass wir uns schon bald aus den Augen verlieren.
Wir wandern weiter höher, stoßen auf eine zweite Bleimine, gehen noch einige dutzend Meter höher und sind dann so weit oben, dass wir einen guten Blick auf die Yorkshire Dales haben. Hier oben weht ein kühler Wind, links und rechts des Wegs ist Heidekraut so weit man schauen kann, und zwischen den Büschen tauchen überall Rebhühner auf.
Auch hier ist die Landschaft von den Jahrhunderten des Bleiabbaus gekennzeichnet, es sieht hier stellenweise aus, wie auf einer Baustelle. Sand- und Steinberge türmen sich entlang des Weges, der hier eine Schotterpiste ist.
Diese Piste neigt sich irgendwann wieder in das nächste Tal, wo direkt die nächste Bleimine erreicht wird. Hinter ihr geht es erneut steil bergan und das waren auch schon die Höhenmeter des Tages. Ab nun geht es entspannt und fast immer bergab Richtung Reeth.
Je tiefer wir kommen, desto mehr verschwinden die Überreste der Bleiindustrie. Weiden, Wälder, Mauern, Bauernhöfe und Schafe treten immer mehr in den Vordergrund. Langsam taucht links unten unser Etappenziel auf. Reeth ist wesentlich größer als Keld, aber immer noch innerhalb weniger Minuten komplett zu Fuß zu durchstreifen. Sehr viele kleine Geschäfte und noch mehr Pubs umgeben die Dorfwiese, an der auch eine kleine Kirche zu finden ist.
Unsere Unterkunft, das Buck Inn, ist ebenfalls direkt am Dorfplatz angesiedelt. Im Schankraum knistert ein wärmendes Feuer, das Bier ist süffig und die Essensportionen sehr groß. Wir haben einen Bärenhunger und essen bereits gegen vier Uhr.
Vor dem Pub stehen Holzbänke und Tische auf einer kleinen Terrasse und drei Wanderer genießen dort im Schein der Sonne, die sich alle paar Minuten hinter den Wolken hervortraut, ihr Bier zu Fish&Chips. Wir hingegen bleiben drinnen und genießen die Wärme des Kamins.