Direkt hinter der Hütte beginnt der Hauptanstieg des Tages. Als wir die 250 Meter geschafft haben, sind wir auf einer Art Hochebene, die nur aus Granitgestein besteht. In den Mulden sind kleine Seen und deren Abflüsse. Beides wird aber erst sichtbar, wenn wir auf der letzten Anhöhe davor stehen. Der Weg schlängelt sich zwischen diesen Gewässern hindurch, und auf den Granitplatten lässt es sich prima laufen. Grün gibt es hier kaum.
Der graue Morgenhimmel reißt immer mehr auf und wir wandern oft im Sonnenschein. Wir kommen gut voran und da die Etappe mit 12 Kilometern recht kurz ist, sind wir bereits gegen 14 Uhr an der Eidavatn Hütte. Als wir eintreffen sind wir die ersten Gäste des Tages.
Nach dem üblichen Fruchtcocktail, den wir direkt aus der Dose löffeln, und einer Tasse Kaffee, setzen wir Wasser auf und waschen uns draußen vor der Hütte im Sonnenschein. Unseren Plan, ein Bad im See zu nehmen, werfen wir schnell über den Haufen, als wir die Wassertemperatur testen.
So steht nun einer von uns oben auf der Terrasse und schüttet mit einer Schöpfkelle das heiße Wasser aus dem Kessel auf den anderen, der unten auf dem grasbewachsenen Boden steht.
Anschließend genießen wir diese fast absolute Stille um uns herum. Nur gelegentlich wird sie von dem Gebrumm hin- und herfliegender Insekten gestört. Die Sonne sticht richtig, während wir auf den Stufen vor der Hütte sitzen und uns an die sonnenwarme Holzwand lehnen.
Der See vor uns ist aber in einem verräterischen dunkelgrau eingefärbt, da sich im Hintergrund bereits Regenwolken ankündigen.
Sobald sich eine geschlossene Wolkendecke vor die Sonne schiebt, sinkt die Temperatur rapide und wir gehen zurück in die Hütte, wo Petra uns Blaubeerpfannekuchen backt. Ungefähr zu dieser Zeit fängt es auch heftig an zu schütten. Wir lesen und dösen uns durch den verregneten Nachmittag, als ein junges, norwegisches Pärchen inclusive ihrer höchstens einjährigen Tochter in einer Trage und einem Hunde an der Leine zu uns die Hütte kommen.
Kaum lässt der Regen nach, springen Vater und Mutter in den See, dann muss auch das Töchterchen dran glauben. Wir fühlen uns als deutsche Weicheier.