Wohl augrund der Höhe hatten wir Schwierigkeiten überhaupt einzuschlafen und die Schlafphasen waren kurz und von wirren Träumen gekennzeichnet. Aber immerhin war es warm, eigentlich zu warm. Die dicken Socken wurden als erstes ausgezogen. Nach einiger Zeit habe ich mich aus dem Inlet gepellt. Auch der Wärmekragen wurde geöffnet. Die dicke Decke hingegen habe ich bis zum Schluß über meinem Schlafsack liegen gelassen.
Mitten in der Nacht bin ich durch das Trommeln von Regentropfen auf dem Wellblech geweckt worden. Doch der Schauer war schnell vorbei. Was ich aber nicht bemerkt habe, war der einsetzende Schneefall. Als wir morgens aus dem Fenster geschaut haben, war alles mit einer feinen Schneedecke überzogen und es sah nach einem schönen, sonnigen Tag aus.
Draußen haben die Dorfeinwohner singend den Schnee gefegt, während eine alte Frau die riesige Gebetsmühle gedreht hat, wobei jede volle Umdrehung durch einen leisen Glockenschlag quittiert wurde. Gleichzeitig wurden an etlichen Häusern Kiefernnadeln angezündet, mit deren kräftig würziger Geruch der neue Tag begrüßt wurde.
Kurz hinter dem Dorf hat uns ein entgegenkommender Nepali angesprochen. Es stellte sich heraus, dass er ein Lehrer vom Nachbarort ist und eigentlich in Baktapur wohnt. Er hat noch viel mehr erzählt, doch konnte ich leider sein Englisch kaum verstehen.
Die Kulisse war heute traumhaft, denn auf der anderen Talseite waren einige schnee- und eisbedeckte 7000er zu sehen, die teilweise von Wolken umhüllt und von der Morgenaonne angestratlt wurden.
Nach kurzer Zeit kamen wir an einem buddhistischen Kloster vorbei, doch das lag ziemlich verlassen. Nun fing ein Kiefern-/Zedernwald an, der aus malerisch verzwirbelten Bäumen bestand, die herrlich würzig dufteten.
Nach dreistündiger Wanderung waren wir bereits am Tageszielort. Wieder haben wir ein Zimmer mit angeschlossener Toilette, nur gibt es dieses Mal ein Doppelbett. Die Dusche war wirklich heiß und der Wasserstrahl verdiente sogar seinen Namen. Nur der Naßraum war so kalt, ungepflegt und ungemütlich wie immer.
Und das Hotel hat eine eigene Bäckerei, die frische Teilchen zubereitet, die wir natürlich sofort kosten mussten.
Anschließend haben wir einen Spaziergang zum Kloster des Dorfes hinauf gemacht. Man hört bezüglich des Alters verschiedene Angaben, die zwischen 500 und 900 Jahren schwanken. Auf jeden Fall ist es verlassen und die Mönche leben in Kathmandu. Anscheinend kommen sie nur ab und zu hier her, um zu beten. Besichtigen kann man es auch, doch laut Lodgebesitzerin erst um halb Fünf. Aber wir hatten Glück, denn eine dreiköpfige Trekkinggruppe hat es geschafft, die Schlüsselverwalterin zu finden und wir haben uns dieser Gruppe einfach angeschlossen.
Drinnen sah die Gompa so aus, wie alle anderen, die wir bisher besichtigt hatten, doch das ist ja mit unseren heimischen Kirchen auch nicht viel anders.
Den restlichen Nachmittag haben wir auf dem sonnigen Balkon der Lodge mit Lesen, Tagebuchschreiben, Kartenspielen und natürlich Gebäckessen verbracht.
Nach dem Abendessen ging es direkt aufs Zimmer, wo uns nach der Ofenwärme im Speisezimmer eine sibirische Kälte empfang. Mit Fleeceinlet, Socken und Zusatzdecke war es dann aber warm genug. Wie soll wir das bloß 1000m höher aushalten? An die Kälte werde ich mich wohl nie gewöhnen. Trotzdem bin ich noch zwei Mal aus dem kuscheligen Schlafsack raus, um nach den Sternen zu schauen. Doch auch heute waren sie hinter einer Wolkenschicht versteckt.