Zurück im Pott

Den letzten Tag haben wir mehr oder weniger mit Lesen und Surfen in der Lobby des Hotels verbracht. Es schien zwar die Sonne, doch auf der Terrasse war es zu windig und kühl. Irgendwann gesellten sich Liz und Benjamin zu uns und wir haben uns noch lange über ihre weitere Wanderung, Ausrüstung und so weiter unterhalten. Außerdem haben wir die Planung der nächsten Urlaube begonnen und uns über diverse Möglichkeiten und Alternativen informiert.

Um 16:20 Uhr war unser Taxi am Hotel, um uns zum Bahnhof zu bringen. Vorher hatten wir uns schon von Hilde, Liz und Benjamin verabschiedet.

Warten auf das Taxi

Die Taxifahrt hat ungefähr eine halbe Stunde gedauert. Laut Hilde sollte sie aber nur 35 NOK (das sind ungefähr 3,5 Euro) kosten. Bereits als das Taxi am Hotel war standen auf der Gebührenanzeige 210 NOK, was sich bis zum Bahnhof auf 650 NOK aufsummierte. Doch in Rechnung gestellt wurden uns nur 42 NOK pro Person. Der Norwegische Staat bezahlt wohl die Differenz, da hier kein öffentlicher Nahverkehr existiert. Insgesamt scheint es günstiger zu sein, die Taxifahrten zu subventionieren, als Buslinien zu unterhalten. Da sage noch einer, Norwegen sei teuer.

Warten auf den Zug

Der Zug kam pünktlich und hat uns bis zum Flughafen Værnes bei Trondheim gebracht. Unser Hotel lag direkt dem Bahnhof gegenüber, so dass ich mit meiner Fußverletzung nicht sehr weit humpeln musste.

Unser Flug sollte laut Pilot etwas bumpy werden, doch er hatte glücklicherweise mit dieser Prognose unrecht. Mit Zwischenaufenthalt in Kopenhagen kamen wir dann in Düsseldorf an, wo wir fast eine Stunde auf unser Gepäck warten mussten. Alle Gepäckbänder standen still, es gab wohl Probleme mit der gesamten Anlage. Das nächste Chaos erwartete uns am Bahnsteig, da aufgrund einer Baustelle, die Züge in Richtung Wesel nur teilweise verkehrten. Gut das einer dieser Züge fast eine Stunde Verspätung hatte, so konnten wir ohne lange Wartezeiten losfahren, aber nur bis Oberhausen und nicht noch bis Sterkrade, da der Zug dort außerplanmäßig seine Endstation hatte.

Warten auf den Flug

Irgendwann kamen wir dann zu Hause an und wurden schon vom Nachbarn mit „Na, was macht der Fuß?“ begrüßt. Mein Blog ist also doch von einigen Leuten gelesen worden. Machmal, wenn ich die Artikel in mein Handy eingetippt habe, habe ich mich gefragt, ob sich der Aufwand lohnt. Doch bei den Rückmeldungen, die ich inzwischen gekriegt habe, war es eine gute Entscheidung, sich diese Arbeit zu machen.

Unsere Katze hat uns übrigens unser längeres Fernbleiben auch nicht übel genommen. Als wir die Tür aufschlossen, kam sie sofort an und wollte gekrault werden.

Insgesamt sind wir in Norwegen 60 Etappen mit insgesamt 1360 Kilometer gelaufen, was einen Schnitt von fast 23 Kilometer pro Etappe macht. In dieser Zeit hatten wir übrigens nur einen Ruhetag, was sich vielleicht wenig anhört, doch für uns vollkommen OK war, denn wir fühlten uns bis zu dem Malheur mit meinem Fuß körperlich richtig fit. Um so ärgerlicher sind diese Verletzungen, aber damit haben wir uns längst abgefunden. Wir werden nächstes Jahr wieder nach Røyrvik fahren und die Wanderung dort aufnehmen. Die 40 Kilometer, die zwischen dem Ende unserer letzten Etappe und Røyrvik liegen, werden wir nicht wandern, da diese über Asphalt gehen und landschaftlich auch nicht so reizvoll sind.

Hilde haben wir schon darüber informiert, dass wir nächstes Jahr wieder bei ihr sein werden. Sie hat sich wirklich für uns und für jeden anderen Gast sehr bemüht, und versucht, jedes Problem irgendwie zu lösen. Überhaupt waren alle Norweger, die wir in dieser Zeit kennengelernt haben, sehr nett und hilfsbereit. Auf der ersten Etappe, als wir im strömenden Regen die Straße von Lindesness nach Lyngdal gewandert sind, hatten zwei Autos angehalten und wir wurden gefragt, ob wir nicht einsteigen wollen. Ein Wagen fuhr sogar in die falsche Richtung und hätte also für uns einen großen Umweg fahren müssen. Auch die vielen Gespräche mit den entgegenkommenden Wandern waren immer nett und habe ich in dieser Form noch nie in anderen Ländern erlebt.

Landschaftlich war es wirklich sehr abwechslungsreich und meistens wunderschön. Abgesehen von den touristisch bekannten Gegenden (Hardangervidda, Jotunheimen und Rondane) war es recht einsam. Tagelang haben wir keine oder nur sehr wenige Wanderer getroffen. Gerade diese Kombination aus Einsamkeit und toller Landschaft macht für uns den Reiz einer Wanderung in Norwegen aus.

Dazu gehört auch die Möglichkeit, überall zelten zu können. Leider haben wir das nur recht selten gemacht, da das Wetter oft nicht danach war. Bei Regen, Kälte oder Wind ziehen wir die Hütten unserem Zelt vor. Alleine, um seine Wäsche und vor allem die Schuhe wieder trocknen zu können.

Wir haben es nicht genau nachgehalten, doch wir sind der Meinung, dass wir nur an circa 10 Tagen mit trockenen Füßen am Ziel ankamen. An den restlichen waren diese klätschnass, da wir stundenlang entweder über Schneefelder oder durch Sumpf wandern mussten. Wir haben uns mit der Zeit daran gewöhnt, doch es war immer wieder ein schönes Gefühl mit trockenen Socken in einen trockenen Schuh zu schlüpfen und loszuwandern.

Die Proviantlager der Hütten, die zu Oslo oder Stavanger gehören, waren nach unserer Erfahrung deutlich besser und abwechslungsreicher gefüllt, als bei den Hütten der Sektion Trondheim. Im Süden gab es sogar gefriergetrocknete Nahrung, Erdnüsse oder Schokolade. Aber auch Nudeln oder Reis mit einer guten Auswahl an verschiedenen Saucen waren dort vorhanden. In den nördlichen Hütten waren wir manchmal froh, überhaupt etwas zu finden, aus dem wir unsere Mahlzeiten zusammenstellen konnten.

Mit unserer Ausrüstung waren wir auch zufrieden. Für uns neu war die 1,5 mal 3 Meter große Plane, die wir als Zeltunterlage, Tarp, Decke, Regen- und Windschutz verwendet haben. Diese wiegt nur 200g und hatten wir uns im Vorfeld selbst genäht. Auch die Quilts, die wir anstelle normaler Schlafsäcke mithatten, haben sich bewährt. Gefroren haben wir mit denen nie, meistens waren sie sogar zu warm. Unser Quillt ist für bis -6 Grad Celsius ausgelegt. Wir überlegen momentan, ob wir für das nächste Jahr nicht das etwas dünnere Modell bestellen sollen. Die Schlafmatte waren ebenfalls neu und optimal. Sie lässt sich leicht und schnell mit dem Pumpsack aufblasen und hat uns immer warmgehalten. Der von mir vielgepriesene Duschsack hat leider nur circa 40 Tage gehalten. Nach wie vor bin ich von so einem Ausrüstungsgegenstand überzeugt, doch das Modell von Sea To Summit ist leider schlecht konstruiert. Das nächste Mal wird es wohl ein Sack von Ortlieb werden. Das Zelt Anaris ist für solche Wanderung auch zu empfehlen, super klein und leicht, wenn man es transportiert, aber einfach unschlagbar groß, wenn es aufgebaut ist. Ich bin mir nur unsicher, wie man es bei starkem Wind aufbauen soll und ob es wirklich einem Sturm standhält.

Für eine komplette Durchwanderung Norwegens fehlen uns noch die circa 400 Kilometer von Røyrvik nach Sulitjelma. Ab Røyrvik gibt es keine Hütten mehr, die ein Proviantlager haben. Direkt an Røyrvik schließt sich das Børgefjell an, wo es weder Hütten noch Wege gibt. Wir müssen uns also überlegen, wie wir den Nachschub mit Proviant gestalten wollen, denn transportieren können wir jeweils nur für maximal 10 Tage. Das heißt, dass wir 2 Mal den Proviant auffüllen müssen. Sowohl auf dem Campingplatz Grannes als auch bei der Hütte Stekvaslev wird der Service angeboten, dass für einen Lebensmittel eingekauft werden. Diese Möglichkeit werden wir wohl nutzen. Der Rest wird sich schon irgendwie ergeben, denn die gefriergetrocknete Nahrung besonders von der norwegischen Firma RealTurMat bekommt man hier in vielen Supermärkten und Tankstellen.

Wir freuen uns jetzt schon auf diese 400 Kilometer und auch bei dieser Wanderung werden wir unseren Blog weiterführen. Aber es wird vorher sehr wahrscheinlich noch ein weiteres Abenteuer geben, über das wir hier berichten werden.

5 Kommentare

  1. Vielen Dank für die vielen tollen Blogeinträge. Es war immer spannend und eine Freude diese zu lesen! Und gute Besserung was deinen Fuß angeht Andreas.

    Liebe Grüße,
    Felix

  2. Hallo ihr zwei,

    ich habe immer mit Interesse und Bewunderung euren Blog gelesen, auch wenn ich keine Kommentare geschrieben habe.
    Schade, dass ihr die Reise abbrechen musstet. Ich hoffe, deinem Fuss geht es bald wieder gut und ihr könnt die verbliebene Urlaubszeit noch nutzen.
    Viele Grüße
    Elfriede

  3. Na das sind ja Neuigkeiten, was für ein Pech Lieber Andreas mit der Verletzung!
    Haben es grad eben erst gelesen, da wir 10 Tage in Polen unterwegs waren ohne Netz…
    Also willkommen zurück und Ihr habt unglaublich viel geschafft!!
    Danke für die Beiträge und dass wir so dabei sein durften.
    Grüße von Simone und Gerd

  4. Och das tut mir sehr leid für Euch ,
    aber seht es mal positiv : Wir haben EUCH wieder Lach .
    Gute Besserung Andy , wir hoffen deinen Fuß geht es bald wieder besser .
    Liebe grüße noch bis die Tage .
    Gitte und Harry

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