Etappe 1: Der Schnee, unendliche Weiten

Wir hatten eine unruhige Nacht und sind häufig aufgewacht. Dies lag an der ungewohnten Umgebung, den Gedanken an die kommenden Tage und dem Schnarchen im Nachbarzimmer. Angeblich war auch ein Schnarchen bei uns zu hören, doch in der Zeit, als ich wach im Bett lag, konnte ich davon nichts bemerken. Steffi, die zusammen mit den zwei Männern aus ihrer und Ines aus unserer Gruppe in dem anderen Zimmer schlief, ist in ein freies Zimmer geflüchtet, um dort in Ruhe schlafen zu können. Sie hatte Oropax vergessen.

Immer, wenn wir wach wurden, haben wir nach Polarlichtern Ausschau gehalten, doch es waren keine zu sehen.

Am Morgen nach dem Frühstück waren es 26 Grad Minus, als wir die zwei Kleintransporter beluden. Eigentlich hätte für uns ein Wagen gereicht, doch es sollten heute zwei Gruppen ihre Tour dort beenden, wo wir anfangen, und sie werden dann mit ihnen wieder zurück nach Älvsbyn fahren. Ein drittes Auto war für die Gruppe, die den südlichen Kungsleden laufen wird. Die ersten 2-3 Stunden hatten wir die gleiche Strecke.

Als Petra und ich im Wagen einstiegen rollte auf ein Mal der Wagen selbstständig die schräge Einfahrt hinunter auf die Straße! Da hatte wohl einer vergessen, die Handbremse zu ziehen. Gut, dass in dem Moment kein Auto auf der Straße unterwegs war.

Wir saßen mit vollständiger Outdoor-Bekleidung (incl. langer Unterhose und Daunenjacke) während der gesamten 5 stündigen Fahrt nach Abisko im Auto, denn bei den Temperaturen wird es nicht richtig warm. Zusätzlich hatte sich Petra sogar in eine Decke gekuschelt, und trotzdem gefroren. Wir hatten alle Eisfüße und waren froh, dass nach 2 Stunden eine Tankstelle angesteuert wurde, wo wir uns bei einer Tasse Kaffee etwas aufwärmen konnten. Hier haben wir Steffi und ihre Gruppe zum letzten Mal getroffen. Sie sind dann etwas später nach Kvikkjokk abgebogen, während wir über Kiruna nach Abisko gefahren sind.

Frieren, trotz Mütze, Decke und 2 Jacken. Die Scheiben sind selbst nach stundenlanger Fahrt und voll aufgedrehter Heizung immer noch gefroren.

Der nächste Stopp war in Gällijärvi, wo wir verzweifelt aber leider erfolglos in einem Einkaufszentrum eine öffentliche Toilette und einen offenen Laden gesucht haben, wo wir ein Outdoor-Handtuch kaufen können, denn dieses hatte Petra vergessen einzupacken. Sie hatte sicherheitshalber in Älvsbyn ein Frotteehandtuch bekommen, dass sie dann auch die kommenden Tage benutzen musste.

Auf unserer Fahrt haben wir viele Skidoos auf Anhängern gesehen und entsprechend viele Spuren von ihnen im Schnee links und rechts der Straße. Alles war hier mit einer Decke aus Schnee versehen. Unebenheiten wurden von ihm ausgeglichen, alles sah recht gleichförmig aus. Im Sommer gibt es Abwechslung durch die Flüsse, Bäche und Seen. Auch gibt es mehr Farben. Nun war alles reduziert auf Weiß und Schwarz. Trotzdem sah es mit dem blauen Himmel bei Sonnenschein sehr schön aus. Alle Seen und auch viele Flüsse wurden im Winter kurzerhand zu Verkehrswegen für Schneemobile, Skifahrer und Wanderer – für uns ein ungewöhnlicher Anblick.

In Kiruna grüßte uns wieder die große Abraumhalde, die wir schon von unserem Urlaub 2020 Von Kilpisjärvi zum Nordkap auf dem Nordkalottleden und dem E1 her kannten.

Die Pulkas werden beladen

Gegen 13 Uhr waren wir in Abisko. Dort wurde das Gepäck vom Wagen in die Pulkas umgeladen, ein Abmarschfoto gemacht und schon ging es bei Sonnenschein los.

Corinne und Ines sind abmarschbereit

Die ersten Kilometer mussten wir uns alle an die Pulkas gewöhnen. Diese rutschten bei einem Schritt hinter einem her, wenn der Schwung weg war, bremsten sie ab und bei dem darauffolgenden Schritt mussten man sie wieder vorwärtsziehen. So zog und drückte es ständig am Rücken. Extremer wurde dies dann noch, wenn die 20 bis 30 kg bergauf oder bergab gezogen werden mussten. Am unangenehmsten waren aber Hangquerungen, da es dann passieren konnte, dass die Pulka seitlich hinunterrutschte und es einen fast von den Füßen gehauen hat.

Das offizielle Startfoto

Der Weg selbst war mit großen, roten, querliegenden Kreuzen an ca. 2m hohen Stangen sehr gut markiert. Die Stangen waren in einem Abstand von ca. 25m angebracht, so dass selbst bei stärkstem Schneesturm immer die nächste Markierung sichtbar war.

Im Birkenwald

Andere Wanderer haben wir kaum heute gesehen und auch nur ein Huskygespann. Die Musherin hat in einem fort „Good Boys“, „Well done“ usw. gerufen, um ihre Tiere anzutreiben. Das wäre für mich fast so anstrengend, wie den Schlitten zu ziehen. Wir sind fast die gesamte Etappe durch einen lockeren Birkenwald gegangen, wobei der Weg oft einem zugefrorenen Fluss folgte.

Der zugefrorene Fluss, dem wir bis zur Hütte folgten

Alle 2 Stunden haben wir eine kurze Pause eingelegt und wurden von Corinne mit Schokolade, Müsliriegeln, Erdnüssen und Keksen versorgt. Heissen Tee hatte jeder in seiner Thermoskanne. Da ich beim Wandern lieber Wasser trinke, hatte ich zusätzliche eine Trinkflasche dabei, doch bei diesen Minusgraden war der Inhalt schnell gefroren.

Schnee, so weit man schauen kann
Kurze Pause unterwegs

Nach 5 Stunden kamen wir an der Hütte an und wurden vom Wart freundlich begrüßt. Er erklärte uns, wo Wasser zu holen ist, wo das Holz gelagert wird, wo die Sauna und wann diese beheizt ist und wo wir schlafen können. Die Abiskojaure Stuga hat insgesamt 61 Betten und alle waren belegt, ohne Reservierung hätten wir zwar hier schlafen können, aber eher auf einer Bank und nicht in einem Bett. In der uns zugewiesenen Hütte waren die anderen 2 Gruppen von Arctic Mountain Team ebenfalls untergebracht. In unserem Zimmer gab es insgesamt 12 Betten verteilt auf 4 Stockbetten mit 3 Etagen. Es waren natürlich nur noch die oberen Betten frei.

Endlich an der Hütte, die Sonne steht schon sehr tief, es ist kalt, aber wir werden mit einem heißen Getränk empfangen

Als Abendessen hat Corinne für uns Nudeln mit Käse und Gemüse zubereitet. Anschließend sind Ines und ich noch schnell in die gemischte Sauna gegangen, auch diese war rappelvoll. Aber so konnten wir uns wenigstens etwas aufwärmen und waschen.

Um die ganzen Wanderer unterzubekommen, haben hier die Stockbetten 3 Etagen

Direkt anschließend sind wir in unseren Betten verschwunden, da wir hundemüde waren.

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