Auch der heutige Tag empfing uns mit Sonnenschein. Dies ist zwar einerseits toll, denn bei Sonnenlicht sieht alles gleich schöner aus und die Wärme und das Licht tuen gut, doch andererseits heisst dies, dass es wieder warm wird und der Schnee matschig. Wintersport und gutes Wetter vertragen sich nicht immer.
Doch immerhin hatten wir um 5 Uhr ca. 3 Grad minus, so dass zumindest der Anfang der Tour etwas bessere Voraussetzung haben sollte. Die Tagesroutine war dieselbe wie am Vortag: Hunde füttern, Frühstück, Ausfahrt, Snack in der Sonne, Ankommbier, Mittagsessen, Hunde versorgen, Hundespaziergang, etwas Freizeit, dann Abendessen und zum Abschluß eine kurze Partie Skyjo.
Nur die Ausfahrt mit den Schlitten war etwas anders, denn sie war noch härter. Immerhin habe ich den Start gut überstanden, doch dann brachen die Trails weg. Diese Formulierung von Monika heißt im Klartext, tiefe Spurrillen auf einer Seite der Spur. In diesen Situationen ist der Schlitten oft um 45 Grad seitlich gekippt, manchmal weit darüber hinaus. Während die Hunde unerbittlich einen in dieser Lage weiterzerren, muss man das Gleichgewicht halten und versuchen, den Schlitten irgendwie dadurch zu lenken und selbst nicht herunterzufallen. Bremsen ist dann kaum noch möglich.
Apropos Bremsen: Hiervon gibt es am Schlitten 3 verschiedene Systeme: Die Kralle, die Matte und der Anker. Die Kralle ist, wie der Name bereits andeutet, eine Kralle aus Eisen, die hochgeklappt vor dem Fahrer am Schlitten befestigt ist. Zum Bremsen tritt man darauf und sie krallt sich in den Schnee, woraufhin der Schlitten bis zum Stillstand abgebremst werden kann. Steht er, so sollte man, tunlichst mit mindestens einem Fuß recht feste die Kralle weiterhin in den Schnee drücken. Sobald die Hunde nur merken, dass die Bremswirkung einen Mü verringert wird, versuchen sie den Schlitten wieder weiterzuziehen. Will man weiterfahren, so wird der Fuß von der Kralle genommen, woraufhin diese durch ein Gummi wieder in die Ruheposition bewegt wird.
Die Hunde können nur ein Tempo: Vollgas. Ist dies zu schnell, so kommt die Matte zum Einsatz. Diese ist ein Teilstück eines alten Schneemobilantriebesriemens, der an Ketten zwischen den Kufen unter dem Fahrer durch den Schnee gezogen wird. Hierdurch wird der Widerstand des Schlittens etwas vergrößert und somit die Geschwindigkeit reduziert, so lange die Matte nicht hochgeklappt und mit einer Schlinge am Schlitten fixiert wird. Aber auch kurzfristiges, dosiertes Bremsen ist hiermit möglich, indem man nur mit der Hacke, einem oder sogar beiden Füßen darauf tritt.
Möchte man aber länger den Schlitten an Ort und Stelle halten und wohlmöglich sich vom Schlitten entfernen, dann kommt der Anker ins Spiel. Dieser wird direkt vor der Haltestange aufbewahrt und ist mit einer Leine mit dem Schlitten verbunden. Steht der Schlitten, so rammt man den Anker in den Schnee und hofft, das er besser hält als die Hunde ziehen können. Unsere Guides hatten, da sie uns oft helfen mussten, sogar zwei Anker an ihren Schlitten.
Eigentlich sollte die zweite Tour etwas länger werden, als die 26 Kilometer vom Vortag, doch aufgrund der etwas schlechteren Verhältnisse sind es nur 21 geworden, wobei die Fahrzeit identisch zum Vortag war. So oft sind wir wieder gefallen und musste angehalten und gewartet werden.
Auch dieses Mal sind zahlreiche Gespanne ohne Musher durch die Gegend geprescht. So auch das von Philipp. Da ich vor ihm fuhr, konnte ich es einfangen. Doch er musste die ungefähr 100 Meter von der Sturzstelle zum Schlitten zurücklegen, denn einen Rückwärtsgang gibt es bei Hundeschlitten nicht. Da aber der Schnee so weich war, brach er mit jedem Schritt hüfttief ein. Selbst auf allen Vieren kam er kaum voran. Aus meiner Position sah es so aus, als ob er durch den Schnee kraulen würde. Entsprechend anstrengend war diese kurze Strecke für ihn.
Die letzten Kilometer zurück zur Huskyfarm waren dann wieder entspannt. Die Hunde wurden müde und langsam, was durch den matschigen Schnee noch verstärkt wurde.
Und zum Abschluss sind wir eigentlich mehr im Wasser denn auf Schnee gefahren, denn der Schnee auf dem zugefrorenen Fluß war schon längst geschmolzen und bildete kalte und sehr tiefe Pfützen auf dem noch hoffentlich tragfähigen Eis. Und die Trails führten genau durch diese Pfützen. Stürzt man dort, nimmt man ein Eisbad. Den Hunden hingegen schien das kalte Wasser kaum etwas auszumachen. Beherzt und ungebremst rannten sie durch diese Passagen und wir Fahrer mussten uns vollkommen darauf konzentrieren, die Schwankungen des Schlittens aufzufangen und heil dieses Hindernis zu durchqueren.
Als wir an der Huskyfarm ankamen, war ein wunderbares Lichtphänomen am Himmel zu sehen, was ich bisher erst wenige Male in meinem Leben erlebt habe: Ein Halo umgab die Sonne. Hervorgerufen wird dieser Ring durch Brechung der Sonnenstrahlen an kleinen Eispartikeln in den oberen Luftschichten.
Obwohl vielleicht sich die Tourbeschreibung eher abschreckend liest, so hatten dennoch alle Spaß an dieser Fahrt. Und wir konnten auch alle merken, dass uns die schwierigen Stelle bereits wesentlich leichter fielen als am ersten Tag. Mal schauen, was der nächste Tag mit sich bringen wird.
Hallo Wintersportler!
Wir hatten ganz fest Daumen gedrückt und siehe, Ihr habt Schnee. Die Fotos sehen jedenfalls wunderschön aus und die schmucken Hunde!
Aber definitiv kein Urlaub für uns. Früh um 5:00 Uhr Hunde füttern…..
Obwohl, das Morgenlicht bestimmt besonders ist.
Habt weiterhin viel Spaß.
Herzliche Grüße aus Schköna
von Gerd und Simone