5 Uhr war die Nacht für uns wieder vorbei, denn wir wollten beim Frühfüttern der Hunde mithelfen. Diese Fütterungen werden nach einem definierten Ritual vollzogen. Zunächst werden alle Hunde in ihren Zwingern so angekettet, dass sie sich später nicht gegenseitig das Fressen aus den Näpfen klauen können. Dann bekommt (aber nur am Nachmittag zur zweiten Fütterung) jeder einen Napf mit Fleisch und teilweise Trockenfutter. Als zweiten Gang gibt es dann noch etwas Fleischsuppe.
Währenddessen werden die Verdauungshinterlassenschaften beseitigt. Dann werden alle Näpfe eingesammelt und jeder Hund wieder abgekettet, wobei ich anfangs manchmal vergessen habe, die Kette am Zaun wieder einzuhaken. Das ist dann besonders doll, wenn es schneit, dann findet man am nächsten Tag die Kette unter dem Schnee nicht wieder, oder wenn es friert, und man die Kettet nicht mehr vom Boden kriegt.
Nach dem die Hunde versorgt waren, bekamen wir unser Frühstück, was bei dem sonnigen Wetter trotz 3 Grad plus draußen serviert wurde. Für uns gab es belegte Schnittchen, dazu Kaffee, Tee oder Säfte.
Dann wurde es ernst und langsam wurden sowohl Hund als auch Mensch nervös. Die Hunde stimmten ein ohrenbetäubendes Geheul an, während wir sie einzeln aus den Zwingern holten und an den Schlitten spannten. Die Schlitten waren an Pfosten angebunden und zusätzlich mit einem Anker gesichert. Trotzdem sprangen die Hunde immer wieder nach vorne, in der Hoffnung die Schlitten trotz der ganzen Sicherugsmaßnahmen einen Millimeter wegziehen zu können.
Schließlich fuhr Monika los und das Gekläffe der anderen Hunde wurde um einiges lauter, als sie bemerkten, dass sie auch gleich endlich losrennen können.
Ich fuhr als sechster los und stürzte als erster und das direkt 15 Meter nach dem Start. Meine Hunde haben aber nichts davon mitbekommen, oder ihnen war es egal, denn so schossen sie, von 80 kg Zuggewicht befreit, um so schneller davon, den anderen Gespannen hinterher.
Kaum hatte ich mich aufgerappelt, stand auch schon Torben mit seinem knatternden Schneemobil neben mir, ich sprang auf und wir fuhren mit Vollgas meinen Hunden hinterher. So kam ich wenigstens mal in den Genuss einer solchen Fahrt.
Im sogenannten Haltewäldchen fanden wir dann mein Gespann wieder. Lena ereilte ein ähnliches Schicksal, nur dass ihr Schlitten nicht so toll eingefangen wurde wie meins, denn er stoppte erst, als er mit voller Wucht Stefan in die Waden gefahren ist.
Nach dem turbulenten Start ging es, nachdem alle wieder auf ihren Schlitten standen, für einige Zeit unfallfrei weiter. Doch diese Ruhe täuschte, denn die Schlittenspuren fielen anschließend oft und über längere Abschnitte recht steil zu der ein oder anderen Wegseite ab, und Schlitten samt Fahrer wurden hin und hergeschaukelt, oft so heftig, dass eigentlich jeder mindestens 3 Mal gestürzt ist. Mehrmals fuhr heute ein herrenloses Hundegespann durch die schwedische Tundra.
Nach jedem Sturz wurde laut Stay gerufen, ein Kommando, das eigentlich die Hunde zum Halten bewegen sollte, doch das half nie. So war es aber immerhin ein Signal für die anderen, egal ob vor oder hinter dem Gestürzten, anzuhalten. Am Ende der Tour hat Monika berichtet, dass wir 1 1/2 Stunden herumstanden und 1 3/4 Stunden gefahren sind. Uns allen kam die Wartezeit noch viel länger vor. Gut, dass die Sonne schien und wir fast 10 Grad hatten, ansonsten wäre der heutige Tag recht ungemütlich geworden.
Die letzte 3/4 Stunde der Ausfahrt verlief dann aber mehr oder weniger sturzfrei, was größtenteils daran lag, dass die Hunde müde und der Schnee matschig wurde.
Kurz nach 11 waren wir wieder an der Huskyfarm, wo bereits heißer Kaffee, Tee und lecker belegte Brote auf uns warteten. Während die Musher (so werden die Huskyschlittenfahrer genannt) erschöpft aber glücklich essend ihre Erlebnisse austauschten, ruhten sich die noch angeschirrten Hunde in der Sonne aus.
Nachdem die Hunde auf ihre Zwinger verteilt und die Schlitten im Schuppen verstaut waren, gönnten wir uns noch ein Ankommbierchen in der Sonne, bevor wir uns umgezogen haben, um um 1 Uhr einen kleinen Snack im Speisezimmer zu essen. Torben hatte Rotebeetesalat, hartgekochte Eier, Tomatensuppe, Schnittchen, Waffeln und Brownies vorbereitet.
Die Jugend verschwand hiernach kaputt und müde in ihre Hütten, während wir den Nachmittagssnack für die Hunde verteilt haben und mit zwei Hunde noch eine Stunde spazierengegangen sind.
Erst kurz dem Abendessen haben wir uns im Speisezimmer wiedergetroffen. Und erneut hatte Torben köstliches zubereitet. Es gab Tacos mit Hackfleischfüllung und diversen Zutaten, mit denen die Maistaschen befüllt wurden.
Der Tag wurde mit einer halben Partie Skyjo abgeschlossen, denn wir alle waren um 21:30 zu müde, um sie komplett durchzuspielen.