4:30 Uhr schrecke ich aus dem Schlaf hoch, weil ich im Traum darüber nachgedacht habe, ob ich die häßliche, grün-braune, alte Mütze in den Rucksack gepackt habe, oder die neue, dünne aber warme Schwarze. Dieser Frage folgen viele weitere: Wird alles klappen, so wie wir uns das erhoffen? Spielt das Wetter mit? Halten meine Füße dieses Mal durch? Kriegen wir wohlmöglich einen Koller und wollen mitten auf der Tour nach Hause, weil wir genug haben, von nassen Füßen, der Kälte, den Entbehrungen und den Anstrengungen?
Diese Fragen lassen mich nicht los. Hellwach bleibe ich im Bett, bis wir gegen halb sechs aufstehen. Nach der Dusche ziehe ich die Klamotten an, die mich die nächsten 4,5 Monate begleiten werden. Und so langsam wächst unsere Nervosität, denn dies ist eine sehr lange Zeit mit vielen Ungewissheiten.
Elf Uhr fährt unser Flughafentaxi in Gestalt von Schwager und Schwägerin vor. Und in den Häusern neben und gegenüber unserem stehen die Nachbarn in den Türen, wünschen uns alles Gute und winken zum Abschied.
Am Düsseldorfer Flughafen werden wir von Anke und Alf in der Kiss & Fly Zone noch mal herzlich verabschiedet, bevor wir mit unseren Rucksäcken und den beiden 10kg schweren Versorgungspäckchen im Terminalgebäude verschwinden.
Seit unserem letzten Flug hat der Flughafen technisch aufgerüstet, denn die Baggage-Tags und die Boardkarten können wir an einem unnötig kompliziert zu bedienen Terminal selbst ausdrucken. Zum Schalter geht es nur noch, um das Gepäck abzugeben.
Auch in der Sicherheitskontrolle hat sich einiges getan, denn wir müssen nicht mehr die technischen Geräte etc. einzeln aufs Band legen. Nur die Wanderschuhe sorgen mal wieder für einen erneuten Durchlauf durch den Sicherheitscheck.
Und beim Durchleuchten meines Paketes wird tatsächlich die Packung Honig entdeckt, die wir dummerweise eingepackt hatten ohne an die Sicherheitsvorschriften zu denken. Ich muss also mein sorgfältig zugeklebtes Paket aufmachen. Ein herbeigerufener Zollbeamte hilft mir dabei mit seinem Taschenmesser.
Nach dieser ungewollten Spannung gehen wir in eines der vielen Flughafenrestaurants und bestellen zwei alkoholfreie Weizen und stoßen mit ihnen auf unseren Urlaub an.
Danach gehen wir zum Terminal und warten auf unseren Flieger nach Amsterdam.

Als wir dort aussteigen, wundern wir uns, dass unser Ankunftflugsteig auch gleichzeitig der Abflugflugsteig ist. Und nicht nur das, auch das Flugzeug ist identisch und die Crew. So kommt es, dass wir von eben der Stewardess an Board begrüßt werden, die uns 45 Minuten vorher verabschiedet hat. Sie empfängt uns mit einem herzlichen Lächeln des Wiedererkennens.
Wir haben bei diesem Flug recht viel Beinfreiheit, da wir am Notausstieg sitzen. Deshalb kommt auch der Stewart zu uns und erklärt uns, was dies im Notfall bedeutet. Wir müssen, wenn das Signal „Evacuate, Evacuate, Evacuate“ durchgegeben wird, und wirklich nur dann, die Tür nach den fett aufgedruckten Instruktionen entriegeln, öffnen und wegschmeissen.
Je näher wir Kristiansand kommen, desto mehr fällt die Reiseanspannung von uns und wir sind letztendlich so entspannt, dass wir prompt einschlafen und erst wieder wach werden, als eine kleine Mahlzeit verteilt wird. Denn das wollen wir uns schließlich nicht entgehen lassen!
Kristiansands Flughafen ist so klein, dass die Flugzeuge auf der Landepiste wenden müssen, um diese wieder zurückzufahren und Richtung Flughafengebäude einzuschwenken. Kleine Flughäfen haben den Vorteil kurzer Wege, so können wir schon bald unsere Rucksäcke vom Gepäckband nehmen und nach draußen gehen. Dort steht bereits der Bus abfahrbereit, wir steigen ein und können, da das Kreditkartengerät kaputt ist, umsonst mitfahren. Nur 100 Meter von der Endhaltestelle entfernt ist unser Hotel.
Bereits beim Einchecken frage ich nach einer Post, wo wir die Versorgungspakete aufgeben können, woraufhin die Rezeptionistin die gewünschte Adresse in GoogleMaps auf meinem Handy eingibt.
Nach einem kurzen Umweg über unser Zimmer gehen wir zur angegebenen Adresse und stehen nicht vor einer Post, sondern vor einem Supermarkt, der in einer Ecke einen kleinen Postschalter hat. Der „Postbeamte“ ist auch gleichzeitig der Kassierer. Zwischen zwei Postkunden verschwindet er immer wieder, um die Supermarktkunden abzukassieren.
Bei unserem Anliegen muss er aber passen. Er schickt uns stattdessen zum Rema1000-Markt. Dort, so sagt er, kann man uns besser helfen, da er nicht die Möglichkeit hat, die Adressaufkleber auszudrucken. Dummerweise liegt der Rema1000 quasi direkt hinter unserem Hotel. Die Schlepperei der 3 10kg schweren Pakete hätten wir uns somit ersparen können.
Auch im Rema1000 ist der Mann hinter dem Schalter gleichzeitig für die Supermarktkasse verantwortlich. Die Bearbeitung unserer Pakete ist etwas kompliziert und langwierig, weil wir keine norwegische Telefonnummer haben und auch die Handynummern der Hotels, an die wir die Pakete schicken wollen, nicht kennen. Außerdem haben wir keine norwegische Adresse, an die, im Falle einer Nichtzustellung, die Pakete zurückgeschickt werden sollen. Und dann kommt mein ausländischer Name und die Verständigung über Englisch hinzu. Insgesamt dauert das alles recht lange und wir sind skeptisch, ob die Pakete ihre Ziele erreichen werden. Hier müssen wir also der norwegischen Post vertrauen.
Da auch dieser Punkt nun erledigt ist, schlendern wir durch die Altstadt Kvadraturen. Die Sonne scheint noch intensiv vom blauen Himmel und die Tische in den Außenbereichen der Restaurants und Bars sind vollbesetzt. Sommerliche Stimmung überall. Wir suchen uns einen netten Pub aus, bestellen an der Bar Fish&Chips und zwei Bier, die wir zwar im Sonnenschein, aber drinnen genießen. So langsam fängt für uns der Urlaub an.

Mit vollem Bauch und etwas beschwipst schlendern wir weiter zum Yachthafen, dann hinüber auf eine Insel, die von der Konzerthalle dominiert wird, aus der uns scharenweise fein angezogene Norweger entgegenströmen.


Weiter geht es durch ein Viertel, das von Kanälen durchzogen ist an denen sich ein Restaurant an das nächste reiht. Alles ist voller Menschen, die sich gutgelaunt unterhalten und den letzten Sonnenschein genießen.


Am Busbahnhof schauen wir noch kurz nach, wo morgen unser Bus abfährt, bevor wir auf unser Zimmer gehen. Ein langer, stressiger Tag verabschiedet sich.

Hallo Ihr beiden, heute habe ich Euren Start live verfolgt und wünsche Euch alles Gute auf dieser fantastischen Reise. Schön, daß wir an Euren Erlebnissen teilhaben dürfen.
God tur
Christian
Vielen Dank Christian und weiterhin viel Spaß beim Lesen. Schön, dass du unseren Blog verfolgst.