Tag 57: Gefühlte ein Grad

Das Wetter stellt heute unsere Motivation auf die Probe, denn es regnet und windet mal wieder. Einfach hier in Storlien zu bleiben, wo es ein warmes Bett und ein Restaurant gibt, ist wirklich verlockend. Doch wir widerstehen dieser Versuchung und steigen über den Blomsterstieg durch das Skigebiet Storliens hinauf, bis wir die Bergstationen hinter uns lassen und auf dem Gipfel Vindarnas Tempel erreichen. Der Name lässt einen indischen Tempel erwarten, doch tatsächlich ist es ein ganz normaler Holzunterstand, wo wir Schutz vor dem stürmischen Wind suchen.

Hier hängt auch ein Thermometer, das ganze vier Grad anzeigt. Nach unserer Wetter-App beträgt die gefühlte Temperatur nur ein Grad. So macht Wandern nicht richtig Spaß. Und die Pausen erst recht nicht.

Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zur norwegischen Grenze. Den Übertritt in das andere Land merken wir nur daran, dass auf ein Mal der Wanderweg weg ist. Markierungen sind noch vorhanden, doch einen Pfad suchen wir hier vergebens. Aber nach wenigen hundert Metern stoßen wir auf einen Weg, der vom Teveldalen heraufführt. Erst ist gleich zweifach markiert, denn es gibt sowohl die übliche rote DNT-Markierung und eine weiße, für einen Trail-Running-Weg.

Irgendwann zweigen die Trail-Runner links ab und die Wanderer gehen rechts weiter. Wir verpassen leider diese Kreuzung und folgen dem breiteren Pfad, der natürlich der falsche ist. Er ist zwar ein bis zwei Kilometer kürzer, überwindet aber über 400 Höhenmeter mehr, was wir unter diesen Bedingungen nicht machen wollen.

Also gehen wir querfeldein 1,5 Kilometer zurück zu unserem Wanderweg. Das hört sich dramatischer an, als es ist. Denn im Fjell oberhalb der Baumgrenze macht es fast keinen Unterschied, ob wir uns auf einem Wanderweg befinden oder nicht. Einen eigenen Weg hierdurch zu gehen stellt überhaupt keine Probleme dar. Nur kann es vorkommen, dass man eine Anhöhe hinaufgeht und auf der anderen Seite befindet sich dann ein Hindernis (See, Fluss, Felsabhang), das umgangen werden muss.

Der Wanderweg ist teilweise als Weg auch nicht so richtig vorhanden, nur die Markierungen führen einen zum Ziel. Aber so ist diese Alternative wesentlich angenehmer zu gehen, als der Trail-Running-Pfad, denn der ist besonders an den matschigen Stellen sehr breit ausgetreten.

Die Pausen legen wir nur unter unserer Plane ein. So ist uns etwas wärmer und trockener.

Das Ziel kommt gefühlt nur im Schneckentempo näher. Zum Ende hin wird es auch noch Mal sehr sumpfig, aber da unsere Füße eh schon klätschnass sind, macht das nun auch fast nichts mehr.

Irgendwann erreichen wir die kleine, schnuckelige Angeltjønnhytta, die am Ufer eines riesigen Sees liegt. Bei schönem Wetter könnte man herrlich von der Holzplattform, die sich vor der Hütte befindet, in das Wasser springen und sich anschließend darauf von der Sonne trocknen lassen.

Wir sind nur froh, endlich hier zu sein. Ich feure als erstes direkt den Ofen an, über dem wir unsere nassen Klamotten zum Trocknen aufhängen.

Das einzig gute an dem heutigen Wetter ist, dass unser mitgebrachtes Bier direkt optimale Trinktemperatur hat. Neben dem Bier haben wir Zwiebeln, Thunfisch und Tomatenmark mitgeschleppt, woraus wir unser Abendessen zubereiten.

Später kommen noch zwei norwegische junge Männer an, die mit ihrem Hund in die andere Hütte ziehen. Letzte Nacht hatten sie gezeltet. Morgen gehen sie ebenfalls Richtung Ferslia, doch übernachten wollen sie dann wieder im Zelt. Letztendlich ziehen sie dann doch bei uns ein, denn der Ofen in der Hundehütte lässt sich nicht anfeuern.

Die heutige Etappe in Zahlen

Kilometer

Gesamt25
Auf Asphalt0
Auf Schotter0
Auf Wanderwegen23,5
Querfeldein1,5

Höhenmeter

Bergauf600
Bergab680

Geschätzte Gehzeit

6 Stunden 30 Minuten

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