Treibjagd

Am Frühstücksbuffet treffen wir den Pudel-Mann wieder und wechseln ein paar Worte, die Pudel-Frau sehen wir hingegen nicht, vielleicht schläft sie noch oder ist mit dem Pudel eine Runde um den Pub.

Wir bezahlen und treten hinaus in den kalten Wind. Die Wolken fliegen dicht über die Gipfel und lassen feinen Niesel auf uns nieder. Es ist nebelig und ungemütlich. Wir merken jetzt schon, das wird eine der Etappen, die man nur schnell hinter sich bringen will, weil Pausen kaum gemütlich gemacht werden können, die Sicht schlecht ist, die Wege rutschig sind und der Regen nicht aufhören wird. Und so kommt es leider auch.

Zunächst geht es über die Asphaltstraße, dann durch die Heide, bis wir wieder die Straße erreichen. Auf der anderen Seite geht der Weg weiter, leider ist es nicht unserer, wie wir nach einem Kilometer bemerken. So machen wir zu allem Überfluss noch einen Umweg von zwei Kilometern beziehungsweise 20 Minuten.

Währenddessen werden wir von der neunköpfigen Frauengruppe, die gestern Abend im Pub hinter uns saß, überholt. Sie holen wir wenig später ein, als sie im Windschatten eines einsamen Hauses mitten in der Heide eine Pause einlegen. Alle haben dünne, billige Regenponchos an, die bestimmt ein Werbegeschenk des Tourenanbieters sind.

Irgendwann sehen wir eine Gruppe von drei Männern am Wegesrand stehen. Jeder hat eine Fahne in der Hand und der Älteste informiert uns, dass eine Jagdgruppe etwas weiter den Weg hinunter bald mit der Rebhuhnjagd beginnen wird. Wenn wir uns beeilen, so sollten wir in keine Schwierigkeiten kommen. Wir beschleunigen etwas, denn das sollte macht mich etwas nervös.

Uns kommen ein Jeep und ein Quad entgegen, die die Jäger an ihre vorbestimmten Plätze bringen. Etwas später sehen wir weitere Jäger, die hinter Ständen, die provisorisch aus Balken und Tarnnetzen zusammengebaut wurden, im Regen und Wind auf das Startsignal warten. Wir sind froh, als wir sie hinter uns gelassen haben, vor ihren Flinten habe ich mich nicht so richtig wohl gefühlt.

Freudlos geht es danach mal über Matschwege, Schotterpisten und Asphaltstraßen, bis wir den Ort Glaisdale erreichen.

Dort schaltet sich mein iPhone ab, denn der Akku ist leer, obwohl ich mit über 50 Prozent gestartet bin. Das ist auch so eine Sache, die ich nicht verstehe. Das Handy reagiert manchmal nicht auf meine Finger, oder meine Handschuhe, obwohl diese handytauglich sein sollen. Dafür haben Regentropfen keine Probleme, die Apps durcheinanderzubringen. Und meine Handytasche am Rucksack scheint immer von innen gefilmt werden zu wollen, denn jedes Mal, wenn ich es daraus hervorgeholt habe, war die Kamera an.

Gut, dass Petra ein weiteres, voll geladenes Handy hat, so dass wir unseren Weg fortsetzen können. Im Ort geht es recht steil bis zum Fluß Esk hinunter. Diesem folgen wir. Doch mehrmals müssen wir steil im Wald hinauf, teilweise über ausgetretene Steinpflasterungen. Bei schönem Wetter wäre dieser Wegabschnitt wirklich herrlich zu laufen, doch so sehnen wir uns nur dem Ziel entgegen, das wir dann auch irgendwann gegen zwei Uhr erreichen.

Schon beim Einchecken sehen wir, dass einer der Zapfhähne für das Brooklyn Brewery Stonewall Indian Pale Ale ist, unserem Lieblings-IPA, seit einem Barbesuch in Bodø.

Die Heizung für die Gastzimmer ist wohl noch nicht eingeschaltet, so verbringen wir nach der Dusche mehrere Stunden im wärmenden Bett. Danach geht es gegen sechs Uhr wieder hinunter.

In einem Raum, dekoriert mit Jagdtrophäen, einem Kamin, in dem leider kein Feuer sondern nur eine Kerze brennt, alten Angelrouten und Ähnlichem, steht der für uns reservierte Tisch im Kerzenschein. Wir beide bestellen das oben erwähnte IPA und das Wildgericht, was beides eine sehr gute Entscheidung ist. Den Abend beschließen wir im Barraum bei einer Runde Kniffel.

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