Das Hotel haben wir erst verlassen, als wir zum Mittagessen losgezogen sind. Fast unmittelbar danach ging unsere Fahrt zum Waisenhaus auch los. Der Fahrer stand schon da, wie abgesprochen.
Die Fahrt durch Kathmandu führte uns durch eine Gegend, die wir bisher noch nichtkannten, denn alles sah sehr gepflegt und modern aus. Auch die Strasse kannten wir noch nicht, denn sie war gut asphaltiert, breit und verfügte über Ampeln, die wir bis dahin in dieser Stadt noch nie wahrgenommen hatten.
Diese Straße ist in einer japanisch/nepalesischen Koproduktion 2011 gebaut worden. Hierfür mussten etliche Häuser abgerissen werden, um den nötigen Platz zu schaffen. Wie wir später erfahren haben, finden an anderen Stellen der Stadt ähnliche Umbaumaßnahmen statt.
Diese moderne Straße führte an Bakhtapur vorbei und fast bis zu unserem Ziel. Da außerdem ein Feiertag war und somit wenig Verkehr herrschte, kamen wir zügig voran und waren schon nach 1,5 Stunden in Dhulikel. Unser Fahrer war übrigens sehr sympathisch und wir haben uns ganz gut mit ihm unterhalten.
Nach einem Telefonat des Fahrers mit Sharmina war auch der Weg von unserem Standort zum Waisenhaus geklärt und schon bald waren wir da. Sharmina stand schon vor dem Haus und erwartete uns. Der Empfang war recht herzlich und nach einer Umarmung ging es dann in das für uns neue Gebäude, das sie uns erst mal stolz zeigte.
Oben haben wir dann zum ersten Mal unser Patenkind Dolma getroffen. Sie war sehr schüchtern, versteckte oft ihren Mund hinter ihren Händen und brachte kein Ton raus. Aber man merkte ihr ihre Freude, uns zu sehen an. Sie zeigte uns ihr Zimmer und zog unter ihrem Kopfkissen ein Foto hervor, das wir ihr geschickt hatten. Es zeigte uns auf der neuen Oper von Oslo.
Ein Gespräch mit ihr war echt schwierig, da sie sich kaum traute, Englisch zu sprechen. Auch hatte sie wohl Schwierigkeiten uns zu verstehen, aber sie ist ja auch erst 11 und in der vierten Klasse.
Da Schulferien und somit alle Kinder bei Verwandten waren, waren nur Dolma, ihre Schwestern und drei kleine Kinder anwesend. Dolma und ihre Schwester sind sogar extra für unseren Besuch von ihrem Onkel zu Heim gebracht worden. Ihr Mutter ist ja schon längere Zeit tot und der Vater seit einem Jahr nicht mehr auffindbar. Der Onkel kümmert sich stellvertretend um sie und arbeitet für eine andere Organisation von Christiane.
Unsere Geschenke hat Dolma erst ausgepackt, als wir in der Küche gegessen haben. Es gab Fried Noodles und Petra sollte von diesen später Brechen und Durchfall bekommen. Unser Fahrer ist auch zu Essen eingeladen worden und war von da ab auch begeistert bei den Kindern. Auch den Ausführungen von Sharmina über das Waisenhaus und den Problemen mit den Behörden hat er interessiert verfolgt.
Es war übrigens noch eine deutsche Studentin im Heim, die hier ein komplettes Jahr freiwillig ausgeholfen hat. Sie hat bei Sharmina im Haus ein Zimmer bekommen und wohl auch ein paar Veranstaltungen an der Uni belegt. Die restliche Zeit hat sie sich um die Kinder gekümmert und z. B. bei den Hausabreiten geholfen.
Mit den Kindern haben wir noch zusammen ein paar Puzzle gemacht. Die kleineren hatten überhaupt keine Hemmungen und wir mussten mit ihnen Schubkarre machen und herumtoben. Anschließend haben die Kinder, der Fahrer, die Studentin und wir einen Spaziergang zur nahgelegenen Schule gemacht und uns dort die Räumlichkeiten angesehen. Die Klassenzimmer waren recht spärlich eingerichtet und für deutsche Verhältnisse sehr eng und klein. Aber für so ein armes Land ist es überhaupt bemerkesnwert, dass es Schulen und genügend Lehrer gibt.
Als wir zurück im Heim ankamen, war es schon 17:00 Uhr und somit Zeit, wieder heimzukehren. Dolma war immer noch recht zurückhaltend und Sharmina mußte ihr schon zureden, dass sie sich von uns umarmen ließ.
Wir waren sehr froh, diesen Besuch gemacht zu haben. Wir haben Dolma endlich kennengelernt (und natürlich auch umgekehrt) und wir hatten den Eindruck, dass alle Kinder Spaß hatten. Auch der Fahrer war ganz begeistert und will allen Touristen, die er demnächst nach Dhulikel fahren wird, über dieses Projekt berichten. Da er so nett und zuverlässig war, haben wir ihn auch direkt für die morgige Fahrt zum Flughafen engagiert.
Unser Urlaubsabschiedsessen haben wir im Kilroys bei Kerzenschein auf der Dachterrasse gehabt. Das Essen war super und ein passender Abschluss für den gesamten Urlaub und auch den tollen Eindrücken vom Waisenhaus.