Norge på langs

Norge på langs (oder kurz NPL) beschreibt eine Wanderung durch Norwegen, die dieses Land der Länge nach durchquert. Die Route selbst ist nicht genauer definiert, jeder kann sie für sich selber bestimmen, auch den Start- und Zielpunkt. Doch die meisten starten an der Südspitze Norwegens (hier liegt der Leuchtturm Lindesness) und beenden ihre Durchquerung am nördlichsten Punkt Norwegens, dem Nordkap. Das sind insgesamt ca. 2700km und diese wollen wir 2022 zu Fuß zurücklegen.

Wie sind wir auf diese Idee gekommen?

Zum ersten Mal von dieser Durchquerung gehört, haben wir 2009, als wir am ersten Tag unserer Wanderung in der Hardanger Vidda Marita Petersen und Magne Berg Hanssen getroffen habe. Beide waren schon ca. 2 Wochen unterwegs und wollten (für uns damals unvorstellbar) bis zum Nordkap wandern. Während der nächsten Wochen haben wir die beiden immer wieder getroffen und uns gut mit ihnen unterhalten. Einige Zeit nach diesem Urlaub entstand bei uns der Wunsch, ebenfalls so eine Fernwanderung zu unternehmen. Zunächst sollte es der AT werden, doch schnell wurde uns klar, dass dieser Weg zu überlaufen und nicht sehr abwechslungsreich ist (man bezeichnet ihn auch als den langen, grünen Tunnel, da er fast nur im Wald verläuft). Andere Wege waren uns zu extrem (PCT, CDT) und so kamen wir auf den NPL.

Wie viele machen den NPL?

Marita und Magne haben übrigens Platz 170 in der Liste der NPL-Wanderer, die hier veröffentlicht ist. Inzwischen sind fast 300 Wanderer hinzugekommen, doch das verteilt auf 13 Jahre macht weniger als 30 pro Jahr, die diesen Marsch auf sich nehmen. Auch wenn der Weg in letzter Zeit durch einige Publikationen insbesondere in Deutschland populärer geworden ist, ist im Vergleich zu vielen andern Fernwanderwegen sehr wenig los. Meistens ist man alleine unterwegs. Nur an den markanten Stellen der Nationalparks (z. B. Besseggen Grat) wird man auf sehr viele Wanderer treffen.

Übrigens ist Wandern nicht die einzige Möglichkeit, den NPL zu bewältigen – wenn dies auch die häufigste Variante ist. Es wurde die Strecke auch mit dem Hundeschlitten, auf Skiern, mit dem Fahrrad oder im Paddelboot zurückgelegt.

Auf welchen Wegen läuft man?

Obwohl der norwegische Wanderverein DNT ein dichtes und weitverzweigtes Wanderwegnetz unterhält, schafft man die gesamte Distanz nicht, ohne etliche Kilometer auf Asphalt zurückzulegen. Auch verlassen die meisten Wanderer (so auch wir) auf ihrem Weg die Grenzen Norwegens, da in einigen Bereichen in Schweden oder Finnland die einzigen Wanderwege verlaufen, diese landschaftlich lohnenswert sind oder einfach auch eine kleine Abkürzung darstellen.

Wann ist die beste Jahreszeit?

Läuft man von Süd nach Nord und startet man zu früh, so kann auf dem Fjell noch viel Schnee liegen und die Brücken über die Flüsse sind noch nicht aufgebaut. Startet man zu spät, so kommt man im Norden an, wenn bereits wieder der Winter begonnen hat. Die umgekehrte Richtung macht dieses Zeitfenster noch kleiner. Die meisten Wanderer laufen im Sommer deswegen von Süd nach Nord und starten zwischen Mitte Mai und Anfang Juni. Wir starten etwas später, weil wir sicher gehen wollen, dass die Brücken installiert wurden. Bei der oben erwähnten Tour im Jahr 2009 waren wir mal gezwungen, bei ungemütlichem Wetter durch einen kinnhohen, eisigen Bach zu furten – das wollen wir nach Möglichkeit vermeiden. Außerdem haben ab Mitte Juni auch die bewirtschafteten Hütten geöffnet, was eine angenehme Abwechslung zu den Übernachtungen im Zelt oder in den unbewirtschafteten Hütten darstellt.

Wo übernachtet man?

Neben den zahlreichen Wanderwegen betreibt der DNT aber auch ca. 600 Hütten, die auf das ganze Land verteilt, oft in Tagesmarschentfernung voneinander entfernt sind. Diese saugemütlichen Hütten stehen allen Mitgliedern offen und die Bezahlung funktioniert bei den meistens unbewirtschafteten Hütten auf Vertrauensbasis. Neben einem Dach über dem Kopf (was übrigens bei vielen schwedischen Hütten auch schon das einzige ist) bieten die norwegischen Hütten noch Betten, eine gut ausgestattete Küche, einen Kamin incl. Feuerholz und ein Wohnzimmer an, so dass man hier auch prima eine Schlechtwetterperiode aussitzen kann. Besonders in der südlichen Hälfte Norwegens verfügen diese Hütten auch über ein Proviantlager, in dem der hungrige Wanderer Knäckebrot, Kaffe, Tütensuppen und Konservendosen findet.

Des Weiteren gibt es bewirtschaftete Hütten, in denen Dusche, ein 3 gängiges Menü und ein reichhaltiges Frühstücksbuffet angeboten wird.

Und letztendlich übernachten man oft im Zelt, was in Norwegen aufgrund des Jedermannsrecht überhaupt kein Problem darstellt.

Wie sieht es mit der Versorgung aus?

Viele Wanderer verteilen postalisch Päckchen entlang ihrer Route, um so ihren Proviant aufzufrischen, die nächsten benötigten Karten zu erhalten oder die Wanderschuhe durch ein neues Paar ersetzen zu können. Hierauf haben wir bewusst verzichtet, da wir im südlichen Teil noch alle paar Tage durch Ortschaften kommen, wo wir diese Gegenstände einkaufen wollen. Wenn das nicht geht, wollen wir mit dem Bus zum nächsten Ort fahren. Den nördlichen Teil (ca. die letzten 6 Wochen) kennen wir ja bereits, und dort kamen wir auch ohne diese Vorkehrungen aus. Insgesamt reicht es nach unseren Berechnungen, für ca. 10 Tage Proviant dabei zu haben. Danach sollten sich immer wieder mal Gelegenheiten zum Einkauf ergeben.

Die Versorgung mit Wasser stellt in Norwegen übrigens kein Problem dar, da das Wasser aus Flüssen, Bächen und Seen meistens bedenkenlos getrunken werden kann. Nur wenn gerade ein sogenanntes Lemmingjahr ist (ca. alle 7 Jahre ist dies der Fall), dann sollte das Wasser mit mehr Bedacht und/oder einer zusätzlichen Filtrierung verwendet werden.

Wie lange ist man unterwegs?

Die meisten Wanderer brauchen ca. 110 – 130 Tage. Wir haben leider nur 106 Tage, und müssen und wollen natürlich noch einige Ruhetage einlegen. Schließlich ist dies kein Wettrennen, sondern Urlaub, und wir wollen diese Wanderung auch genießen und uns nicht abhetzen, nur um das Nordkap in der uns zur Verfügung stehenden Zeit erreicht zu haben. Darum gehen wir davon aus, dass wir dieses Ziel auch nicht erreichen werden. Da wir aber bereits die Strecke von Sulitjelma bis zum Nordkap gewandert sind, ist Sulitjelma unser Minimalziel, rechnen aber damit, dass wir Alta noch erwandern werden.

Der Rekord liegt übrigens bei 25 Tagen 15 Stunden und 20 Minuten, aufgestellt 2021 von Simen Holvik.

Wie schwer ist der Rucksack?

Der Inhalt unserer Rucksäcke ist hier detailliert aufgelistet. Auf das Gramm genau kann ich dennoch das Gewicht meines Rucksacks nicht angeben, bzw. wäre dieser Wert nur eine kurze Momentaufnahme. Denn das Gewicht ändert sich von Tag zu Tag, da Proviant verbraucht oder neu eingekauft wird. Auch tragen ich mal die kurze Hose, dann die lange, evtl. noch die Regenjacke etc., so dass sich sogar während einer Etappe der Inhalt des Rucksacks in gewissen Grenzen ändert. Doch das Startgewicht (incl. Proviant für 6 Tage und einem 1l Wasser) beträgt ca. 17 kg. Wenn der gesamte Proviant aufgebraucht ist, so trage ich nur noch 12 kg. Im Schnitt wird das Gewicht also bei ca. 14 kg liegen.

Ein Kommentar

  1. Ich wünsche euch aufregende, spannende und friedliche Eindrücke während eurer Wanderung durch tolle Natur- außerdem wenig Regen und auch etwas Entspannung 🙋‍♀️

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